Q2: Tesla produziert wieder mehr, ringt aber mit dem Absatz

Reißt es das erneuerte Model Y für Tesla heraus? Diese Frage treibt viele Branchenbeobachter umher, seit Teslas Absatz stark bröckelt. Jetzt liefert der US-Elektroautobauer erstes statistisches Material zum zweiten Quartal 2025: Bei der Produktion hat sich Tesla berappelt, die Auslieferungen hinken weiter hinterher.

Bild: Tesla

Tesla hat seine mit Spannung erwarteten Produktions- und Auslieferungszahlen für das zweite Quartal vorgelegt: Zwischen April und Juni hat das Unternehmen 410.244 Elektroautos produziert und 384.122 ausgeliefert. Das sieht gegenüber dem ersten Quartal 2025 schon einmal wesentlich besser aus (Q1: 362.615 Fahrzeuge produziert und 336.681 Autos ausgeliefert), aber der Jahresauftakt fällt gegenüber dem zweiten Quartal bei Tesla regelmäßig ab. Vor einem Jahr zeigte sich bei den Auslieferungen zwischen Q1 und Q2 etwa eine Differenz von rund 70.000 Fahrzeugen. Im aktuellen Jahr sind es knapp 50.000. Ein Indikator für eine Erholung sind die Q2-Fahrzeugübergaben also noch nicht – das neue Model Y Juniper hin oder her.

Dass Tesla seiner früheren Form weiter hinterher hinkt, wird auch dadurch deutlich, dass man – die stets schwächeren ersten Quartale ausgeklammert – bis zum Q3/2022 zurückgehen muss, um auf Quartalsebene ein Ausliefer-Ergebnis unter der 380.000er Marke zu finden. Und: Im Vergleich zum Vorjahresquartal geht’s 13,5 Prozent abwärts (von 443.956 auf 384.122 Auslieferungen).

Doch eine Trendwende scheint im Bereich des Möglichen. Denn einerseits hat der Pioniermarkt Norwegen, der traditionell stets am schnellsten seine monatlichen Zulassungszahlen publik macht, gestern eine neue Dominanz des Tesla Model Y für Juni bekanntgegeben („Mehr als ein Viertel aller Neuzulassungen entfielen im Juni auf das überarbeitete Model Y“). Und zum anderen zieht bei Tesla die Produktion wieder an, was für einen erwarteten Nachfrage-Aufschwung spricht, will man nicht nur auf Halde produzieren. In Q2 erreichte die Produktion mit den angegebenen 410.244 Einheiten jedenfalls das Vorjahresniveau (Q2/2024: 410.831). Und Stagnation respektive Stabilisierung ist bei Tesla zurzeit ja eher eine gute Nachricht.

Bei den Baureihen zeigt sich unterdessen das übliche Bild: Das Model 3 und das Model Y – hier unser Fahrbericht zum Juniper-Modell – sorgen weiterhin für das Volumen. Die beiden Mittelklasse-Modelle kamen zwischen April und Juni auf 396.835 gebaute und 373.728 ausgelieferte Einheiten. Mit Blick auf die nationalen Zulassungszahlen dürfte es sich dabei mehrheitlich um das Model Y handeln – Tesla selbst schlüsselt zwischen den beiden Baureihen nicht genauer auf. Bei den weiteren Baureihen wird gar nicht mehr getrennt definiert: Das Model S, Model X und der Cybertruck werden schlicht unter „andere Modelle“ zusammengefasst – mit nur noch 13.409 produzierten und 10.394 ausgelieferten Fahrzeugen. Daraus lässt sich ableiten, dass speziell der Cybertruck weniger Interesse hervorruft als von Tesla wohl erhofft.

Festhalten lässt sich, dass Tesla an die Zeiten mit knapp 500.000 verkauften Einheiten (aus dem Q4 2024) und ebenfalls fast 500.000 produzierten Fahrzeugen (aus dem Q4 2023) aktuell nicht herankommt, aber mit dem Facelift des Model Y ein mühsamer Wiederaufstieg beginnen könnte. So lassen sich auch die neuen Zahlen von der European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) interpretieren: So ist Tesla zwischen Januar und Mai bei den EU-Neuzulassungen zwar um 45 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres abgerutscht und auch im Mai betrug der Rückgang noch 40,5 Prozent. Aber: Ergänzt man die EU-Zahlen um die Zulassungen des UK und der EFTA-Länder (Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein) ergibt sich für Tesla seit Jahresbeginn ein leicht gedämpfter Absturz um 37 Prozent. Und schaut man isoliert auf den Mai sind es mit diesem Länder-Zuschnitt „nur“ noch 28 Prozent Minus. In Europa ist Teslas Geschäft bekanntlich am stärksten eingebrochen. In China und den USA waren die Zahlen auch rückläufig, aber nicht in diesen Dimensionen.

Die Verantwortung für die miesen Zahlen zum Jahresanfang musste laut Medienberichten Omead Afshar tragen, der Leiter für Teslas USA- und Europa-Geschäft. CEO Elon Musk soll seinen langjährigen Vertrauten persönlich entlassen haben. Laut Bloomberg hat Musk nach dem Ausscheiden von Afshar nun selbst die Aufsicht über den Vertrieb von Tesla in Europa und den USA übernommen. Dabei beruft sich die Nachrichtenagentur auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

In der immerzu knapp gehaltenen Mitteilung zu seinen Produkt- und Auslieferzahlen verweist Tesla ansonsten stets auf seinen kommenden, ausführlichen Quartalsbericht. Für das vergangene Vierteljahr wird dieser am 23. Juli veröffentlicht.

ir.tesla.com, bloomberg.com

20 Kommentare

zu „Q2: Tesla produziert wieder mehr, ringt aber mit dem Absatz“
TeeKay
02.07.2025 um 16:19
Ja, -37% und wachsende Zulassungen in einem der kleinsten Märkte Europas, und vermutlich nur dem, sind echt ein Indikator dafür, dass mit dem Facelift ein mühsamer Wiedereinstieg in einen wachsenden Markt gelingen könnte.Jeder andere schaut sich die Zahlen an und denkt: Holy shit, die produzieren immer noch mehrere zehntausend Autos mehr, als sie verkaufen. Beim zweiten Blick: Oh mein Gott, die schrumpfen bei nem P/E Ratio von 180.
Frank
02.07.2025 um 17:06
Ich finde die Beurteilung in diesem Artikel sachlich und ausgewogen. Noch immer hat das Model Y in Europa Verkaufszahlen, von denen andere nur träumen. Finden Änderungen an so einem erfolgreichen Modell statt, gibt es auch bei anderen Herstellern Unsicherheit, ob das ein Erfolg wird. Das wird man erst in einigen Monaten genau wissen. Mein Tipp: Das wird gut.Tesla hat auch noch Möglichkeiten, den Absatz anzukurbeln, man kann z. B. am Preis für das Supercharging und auch an dem der Fahrzeuge drehen.
TeeKay
02.07.2025 um 23:58
Tesla hat den größten prozentualen YoY Verkaufsrückgang seiner Geschichte gemeldet - in einem wachsenden Markt. Electrive macht daraus, dass eine Trendwende im Bereich des möglichen läge. Und das nennst du ausgewogen?
Frank
03.07.2025 um 10:47
Und wieso soll eine Trendwende nicht möglich sein? Wenn man sachlich argumentieren möchte, dann muss z. B. auch die aktuelle Markterschließung in Indien berücksichtigt werden.
Aztasu
02.07.2025 um 16:57
Das Tesla seit mindestens 2 Jahren nur noch Schall und Rauch ist sollte klar sein. Technisch und qualitativ ist Tesla weit abgehängt. Man versucht sich jetzt mit Robotaxis über Wasser zu halten obwohl man Jahre hinter den Marktführern zurückliegt. Und am Ende soll die Roboterrevolution kommen, und auch hier liegt Tesla Jahre hinter der viel besseren Konkurrenz. Tesla ist ein Witz.
John
03.07.2025 um 10:51
Bin kein Tesla Fan und auch kein Fan von Elon. Würde mir schon wegen den Entgleisungen von Elon keinen Tesla kaufen. Auch Elons Kapital lebt von der Demokratie in D. Aber man muss sagen "Hut ab vor Elon als er noch frisch im Kopf war". Immerhin hat er den BEV Trend durch die Welt getragen und auch den deutschen OEMs damit richtigerweise in den Allerwertesten getreten. Dafür bekommt er von mir auf jeden Fall einen Platz in der Hall of Fame :-) In unsere Freiheit sollte Elon sich aber nicht einmischen.
Frank
03.07.2025 um 10:31
Und am Ende des Jahres wird das Model Y zumindest das weltweit am meisten verkaufte E-Auto sein. 2023 und 2024 war es sogar antriebsunabhängig das Meistverkaufte. Dann verdienen die auch noch Geld mit Ihren Produkten. Verfügbarkeit ist auch ein hohes Gut. Mein Mercedeshändler stellt mir eine Probefahrt Ende des Jahres in Aussicht, weil er keine Fahrzeuge bekommt. Das sind alles eindeutige Indikatoren, das Tesla kurz vor dem Kollaps steht? Und wenn verschärfter Wettbewerb das Geschäft und Innovationen vorantreibt, dann ist es gesund den Klassenprimus vom Thron zu schubsen. Das Flottenbetreiber einen Bogen um Tesla machen ist ein angst getriggerter Reflex des Management. Es geht nicht um das Produkt, sondern die Angst vor der selbsternannten Gesinnungspolizei.
Harald
03.07.2025 um 08:20
Der einzige Witz der sich hier dauernd rumtreibt heißt AZTASU!
Marco.Z
02.07.2025 um 20:47
Das Tesla weg vom Fenster ist höre ich jährlich seit 2018.
Tea Jay
02.07.2025 um 19:01
Immer die gleiche Leier. Nichts zu tun? Wie oft wurden schon Tesla-Killer angekündigt, wie oft Tesla totgesagt? Sicher dutzende Male. Tesla verfolgt eine langfristige Strategie und schaut nicht auf kurzfristige Gewinne, wie das üblicherweise die CEOs anderer Konzerne so machen um dann zum nächsten Großkonzern weiter zu ziehen.
Wilhelm
03.07.2025 um 07:18
Das klingt ja, als hätten Sie da echt Einblicke in die inneren Abläufe bei Tesla, die anderen verborgen bleiben :) Oder haben Sie Tesla-Aktien zu einem überhöhten Preis gekauft und wollen das Offensichtliche nicht sehen? Musk hat es sich durch seine politischen Ambitionen nicht nur mit seiner ehemaligen umweltbewussten und den Spaß am Fortschritt liebenden Kernzielgruppe , sondern auch mit (zumindest in den USA) den reaktionären Kreisen um den amerikanischen Präsidenten (drill, baby, drill!) verscherzt. Den AfD Wähler ("Klimawandel gibts nicht"), der einen Tesla kauft, möchte ich sehen. Das optisch wenig überzeugende Facelift beim Y ändert daran wenig bis gar nichts.
Aztasu
02.07.2025 um 20:47
Immer die gleiche Leier sind die Fanboys und die Finanzindustrie die seit Jahren ein angeschlagenes Unternehmen mit hunderten Millarden versucht zu "pumpen". Staatsgelder, Subventionen und Co2-Zertifikate retten Tesla bisher, aber wie lange nocht? Letztes Quartal hätte Tesla schon nur ohne die CO2-Zertifikate 100 Millionen Dollar Verlust gemacht. Ohne Subventionen, Staatsaufträge und -Gelder und ohne Marktabschottung in den USA wären es wohl mindestens das doppelte. Tolle Firma - Nicht.
Michael
02.07.2025 um 16:33
-13,5% zu Q2 2024 und -17,5 im Vergleich zu Q2 2023 - und das obwohl der E-Auto-Markt wächst. Grandiose Leistung. Diese völlig veralteten Autos will kaum noch jemand haben, ohne die verblendeten Fanboys wäre es noch viel schlimmer
dare100em
02.07.2025 um 16:58
Ohne ernsthafte neue Modelle, ohne 800V-Perspektive, ohne bezahlbare Modelle unterhalb Model 3 / Model Y MUSS es mittelfristig riesen Probleme geben.Ich kann irgendwie nicht nachvollziehen, dass diese grundlegenden strategischen Probleme intern nicht offensichtlich geshen werden. Musks öffentliches Auftreten hat sicher nicht geholfen, aber der Kern der Probleme liegt in fehlenden neuen Modellen.Denkt man, man kommt die nächsten 5 Jahre mit Mini-Facelifts weiter? Das ist doch nicht Airbus / Boeing ...
Björnsen
02.07.2025 um 17:30
"kaum noch"?: "Tesla Model Y dominiert norwegischen Markt im Juni" https://www.electrive.net/2025/07/01/tesla-model-y-dominiert-norwegischen-markt-im-juni/ ... Wohlgemerkt in einem Markt, in dem nahezu alle weltweit erhältlichen BEVs angeboten werden; das Angebot in Norway ist deutlich größer als in der EU. Nur ein kleiner Bruchteil der Käufer:innen sind Fanboys & -girls.
MWF
03.07.2025 um 07:56
.. und vor allem: Tesla verdient Geld mit diesen Produkten. Da träumen zur Zeit unsere heimischen OEMs von mit BEVs den Ertrag zu fahren. Die 800Volt Technik wird überbewertet. Es kostet den Herstellern mehr Geld pro Einheit. 80% der Kunden laden zuhause. Nach einem 400km und 4 Stunden-Autobahnsprung ist es nicht entscheidend, ob ich nun 16 Minuten oder 26 Minuten lade. Ein enges europaweites funktionierendes plug-and-charge System ist aus meiner Erfahrung wichtiger.
Mr.T
03.07.2025 um 09:19
Der Marktanteil in Norwegen ist sicherlich auch durch Leasing geprägt. Kunden bleiben dann bei der Marke, um bei der Rückgabe keine Belastung zu bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Norwegen ein Markt ist, der durch Barzahler dominiert wird, vor allem nicht im BEV Bereich. Norwegen ist somit nicht repräsentativ für Europa, hier wird einfach über kleine Erfolge berichtet, um das Problem zu vertuschen. Wenn die anderen Hersteller bei den CO2 Zertifikaten fremdgehen würden/könnten, dann kann Tesla einpacken. Das Geschäftsmodell ist schon seit Jahren der Handel mit Zertifikaten. Vielleicht sollten die Tesla-Boys mal das Buch "Die Tesla Files" lesen. Beim Thema ROBOTAXI wird mir bei der Technik Himmelangst. Ich hoffe die amerikanische Behörde geht da genauso restriktiv vor wie bei Dieselgate, weil Tesla mit dieser Billigtechnik nur auf Kamera gestützt, lebensbedrohlich ist. Musk ist Weltmeister in Ankündigungen und dann geht der Börsenkurs durch die Decke. Andere CEOs wären schon längst wegen Marktmanipulation dran, aber anscheinend hat dieser Typ Narrenfreiheit.
Frank
03.07.2025 um 10:59
Die Aufregung kann ich nicht nachvollziehen. In den USA gibt es ein Produkthaftungsgesetz. Das wünschte ich mir in dieser Form auch hier. Schlecht gemachte oder gar gefährliche Produkte erledigt der Markt. Oder die Klagewelle gegen das Unternehmen die den Schaden verursachte, mit Ausnahme des Militär. Siehe Beispiel: CSS Stecker, der vornehmlich der deutschen Automobil- Industrie als weltweiten Standard etabliert haben wollte. Resultat: Alle Europäer knicken ein und NACS von Tesla ist der Standard in den USA. In China ist GBT der Standard. Das passiert, wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln möchte.
Steven B.
03.07.2025 um 09:55
Q1 2025: Produktion: 362.615 Fahrzeuge Auslieferung: 336.681 Fahrzeuge Überproduktion: 25.934 Fahrzeuge Q2 2025: Produktion: 410.244 Fahrzeuge Auslieferung: 384.122 Fahrzeuge Überproduktion: 26.122 Fahrzeuge Diese Entwicklung deutet auf eine Diskrepanz zwischen Produktionskapazität und tatsächlicher Marktnachfrage hin – ein potenzielles Warnsignal für Tesla, das entweder auf eine sinkende Nachfrage oder auf strategischen Lageraufbau hindeuten könnte.
WH
03.07.2025 um 10:52
Oder man berücksichtigt, dass Auslieferungen der Produktion fast immer einige Wochen hinterherhängen. Die Model Y Produktion ist im Q1 sehr niedrig gewesen, und wohl auch im April noch nicht in allen Werken wieder auf Volllast gelaufen sondern kontinuierlich gesteigert worden. Was im Mai Produziert wird wird im Juni ausgeliefert und was im Juni Produziert wird kommt im Juli zum Kunden und so weiter. Wenn man sich die Videos aus Berlin anschaut, sind die recht fleißig dort am produzieren und abfahren der Fahrzeuge.

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