EU-Kommission plant wohl 100-Prozent-E-Auto-Quote für Firmenflotten bis 2030

Geht es nach der EU-Kommission, müssen angeblich schon ab 2030 Mietwagenanbieter und Firmenflotten bei neuen Fahrzeugen ausschließlich auf Elektroautos setzen. Laut einem Medienbericht plant die Kommission, eine solche Auflage zu machen. Noch ist das aber nicht final beschlossen – und es regt sich schon Widerstand.

sixt tesla 2024 01 min
Bild: Sixt

Über die Pläne, Mietwagenanbietern und Firmenflotten ab 2030 neu Neuanschaffungen eine Elektroquote von 100 Prozent aufzuerlegen, hatte die „Bild am Sonntag“ berichtet. Der Vorschlag der EU-Kommission solle im Spätsommer vorgestellt und auf den parlamentarischen Weg gebracht werden, heißt es in dem Bericht. Ganz neu ist das Thema aber nicht: Die Kommission hatte im März einen Gesetzesvorschlag zur Erhöhung des Anteils von E-Autos in Firmenflotten angekündigt – als Teil des Maßnahmenpakets, um die europäische Autobranche zu unterstützen. Und schon Anfang des Monats hieß es von betroffenen Unternehmen, dass bis 2027 eine E-Quote von 75 und 2030 von 100 Prozent im Raum stehe. Die angeblich 100 Prozent E-Auto-Quote sind also nicht neu, scheinen aber tatsächlich in der Diskussion zu sein.

Wie schon bei den ersten Berichten Anfang Juli hat die EU auf Anfrage zwar bestätigt, dass in Brüssel an einer Neuregelung gearbeitet wird, Details zum aktuellen Diskussionsstand wurden aber nicht genannt – es gibt also auch keinen Kommentar zu den angeblich 100 Prozent. Und selbst wenn die EU-Kommission das so vorschlägt, ist noch lange nicht fix, dass eine Regelung mit diesem Inhalt auch in Kraft treten wird: Über den „parlamentarischen Weg“ müssen sowohl der EU-Rat (also Vertreter der Mitgliedsstaaten) und das EU-Parlament zustimmen.

Klar ist, dass eine solche Regelung einen großen Teil des Marktes für Neuwagen betreffen würde – rund 60 Prozent aller neuen Autos in der EU werden auf gewerbliche Halter und Vermieter angemeldet, rund 40 Prozent sind Privatkunden.

Die Neuregelung ist also noch nicht einmal in Form eines Vorschlags offiziell vorgestellt, da formiert sich in der Branche bereits Widerstand gegen das Vorhaben. Die „BamS“ zitiert etwa aus einem Schreiben des EU-Abgeordneten Markus Ferber (CSU) an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU). Demnach soll sich Ferber dafür eingesetzt haben, das Vorhaben fallen zu lassen. E-Autos würden mit dieser Regelung nur angeschafft, um Quoten zu erfüllen, soll Ferber argumentiert haben.

Anfang des Monats bei den ersten Berichten sah Richard Knubben, Director General von Leaseurope (dem europäischen Dachverband der nationalen Leasing-Verbände) die Gefahr einer Vorverlegung durch die Hintertür der sonst für 2035 angekündigten Regelung. Knubben befürchtet – wohl auch mit Blick auf die Interessen seiner Mitglieder –, dass „hier aus Überzeugung und nicht aufgrund von Fakten überstürzt gehandelt wird“. Mit Sixt-Vorstand Nico Gabriel hatte sich auch ein Unternehmen geäußert: „Elektroquoten für Flottenbetreiber sind vollkommen ungeeignet, da sie die Ursache des Problems nicht adressieren.“ Das sieht Gabriel in dem langsamen Ausbau der Schnellladeinfrastruktur.

bild.de (Paywall) via spiegel.de, automobilwoche.de (Bericht von Anfang Juni mit Zitaten von Knubben und Gabriel)

12 Kommentare

zu „EU-Kommission plant wohl 100-Prozent-E-Auto-Quote für Firmenflotten bis 2030“
Hans Schricker
21.07.2025 um 09:57
Ich fahre seit 8 Jahren Elektroautos. Ich war heuer mit einem vollelektrischem Segelboot unterwegs, kommendes Jahr werde ich mit einem elektrischen Hausboot Urlaub machen… Für mich ist es sehr begrüßenswert, wenn Mietwagen ebenfalls elektrisch keine Niesche mehr sind!
Gregor
21.07.2025 um 10:19
Elektrisch ist zu 99% Salonfähig und für alle diese 99% der Anwendungen praktikabel. Ich denke mit Genehmigung und Darlegung warum es bei Firma xy nicht geht, kann man den 1% noch Ausnahmen zulassen. Aber in regulären Firmenflotten haben Verbrenner nix mehr zu suchen. Das festhalten am Verpenner ist nur noch pure Ideologie.
Jensen
21.07.2025 um 11:07
Die Liste der "üblichen Aufgeregten" aus der Automilindustrie und der Politik dürfte noch länger werden, was ein wichtiges Indiz für den richtigen Weg der EU ist. Die EU-Pläne sind absolut zu begrüßen und es ist auch sehr gut, dass diese so präzise daherkommen. Alle Beteiligten hatten sehr sehr viel Zeit, die eigenen Geschäftsmodelle auf den aktuellen Stand zu bringen und es wäre auch nicht verboten, seiner Zeit voraus zu sein und bereits deutlich früher ohne stinkende, mit krebserregenden und hochentzündlichen Flüssigkeiten angetriebenen Fahrzeugen auszukommen.
Gerhard
22.07.2025 um 10:43
Stimmt, Kobaltund Nickel sind hoch karzinogen auf jeden Fall in der Form in der sie in Batterien verbaut sind und der Elektrolyt ist ebenfalls hochentzündlich. Man sollte Fakten nicht ignorieren, auch wenn sie einem nicht in den Kram passen. Ich mache übrigens seit mehreren Jahrzehnten e-Autos und fahre selbst auch seit Jahren eines. So grün wie manche glauben sind diese aber nicht (z.B. Winterbetrieb).
Martin
22.07.2025 um 13:37
Wenn ich alles bis auf einzelne chemische Komponenten runterbreche, kann ich viel begründen und finden. Fakt ist, Benzin ist entzündlich, Elektrolyt ebenso. Eine 70 kWh Batterie enthält ca. 50 kg an Lösungsmittel, das ist die brennbare Komponente. Das entspricht in etwas dem Inhalt an Benzin eines Kraftstofftanks. Fakt ist, Nickeloxid-Pulver und Kobaltoxid-Pulver sind karzinogen bzw. stehen im Verdacht karzinogen zu sein beim "Einatmen". Das kann aber nicht mehr in der gebundenen Form in der Kathode, sondern nur in wesentlich früheren Verarbeitungsschritten, wo das entsprechende Pulver verarbeitet wird, passieren.
Mirko
22.07.2025 um 06:43
Und heute morgen ließt man wieder was unser Kanzler von sich gibt. Man sollte technologieoffen bleiben, schließlich wissen man nicht ob die Autos 2030 überhaupt marktreif sind. Mehr Stillstand als mit der CDU geht wohl kaum. Herr Merz, die 90er sind vorbei, die Welt entwickelt sich auch ohne uns weiter.
E. Wolf
22.07.2025 um 08:06
Gute Idee !Die Firmenauto's werden ja auch mit Steuergeldern subventioniert, also können wir Bürger auch die Standard's setzen.
sig
22.07.2025 um 09:04
wenn die csu dagegen ist, muss es was Gutes und Richtiges sein. weiter so.
Harald
22.07.2025 um 13:30
Wenn es (glücklicherweise nichr) nach der CSU gehen würde, wären wir noch mit Ochsenkarren und jodelnd, bierselig unterwegs.
Tobias
22.07.2025 um 09:28
Es schadet nicht wenn sich die großen Konzerne mit neuen Technologien befassen müssen, in Gegensatz zu China wo die neuen Hersteller Druck ausüben muss es bei uns über die EU gehen. Sonst bewegen sich die Hersteller nie. Man kann wenn man sich mit der Technik befasst mit einer Elektro Flotte Geld sparen. Würde den Dienstwagenfahrern der Zulieferer und Autokonzerne die Tank/Ladekarte mal wegnehmen damit die das Ladechaos selber erleben und Druck bei der EU machen
W. Gintel
22.07.2025 um 17:04
Elektrische Firmenautos sind die hochpreisigsten Fahrzeuge im Markt. Für die Zweiterwagenkäufer auch durch u.a. Versicherungskosten wenig attraktiv. Werden Firmen gezwungen teure Fahrzeuge zu erwerben die dann als Zweitwagen nicht sehr gefragt sind verteuert sich der Spaß entsprechend für die Firmen. Das Gesetz wäre daher nur ein Inflationstreiber denn alle Kosten trägt letztendlich der Endverbraucher egal ob bei Waren oder Dienstleistungen. Wer glaubt dass die aktuellen BEV Verkäufe irgendetwas zur Reduktion an Treibhausgasen (ca. -0,01% weltweit) bewirkt hat sollte sich dann doch besser auf die Straßen kleben. Jedes Jahr Verzögerung ergibt die Chance bessere Batterietechnologie zu erhalten, und ich rede nicht von Reichweitenangst sondern potentiell mehr Ladezyklen, unempfindlicher gegenüber Kälte und Hitze damit solche Krückentechnologie wie aktives heizen und kühlen der Batterie obsolet wird, auch weitaus besser für den Strombedarf.
Norman, Brüssel
22.07.2025 um 19:07
(1) Firmenwagen müssen keineswegs hochpreisig sein, es gibt ausreichend Alternativen am Markt; von 'Zwang' kann schonmal gar keine Rede sein. (2) Firmenwagen bedeutet nicht gleich Fernstrecke. In Belgien hat PwC bspw. seinen Young Professionals 200 Mini Cooper E gegönnt https://www.electrive.com/2024/10/07/pwc-belgium-gets-200-new-mini-cooper-e-for-young-professionals/ (3) Als Firma erhalten Sie Mengenrabatte, von denen Sie als Privater nur träumen können. (4) Ehemalige Firmenwagen/Leasingfahrzeuge bieten auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine günstige Gelegenheit als Privatperson ein BEV zu erwerben. (siehe diverse nextmove-Berichte) (5) Firmenwagen und Gesetze sind per se keine Inflationstreiber. (6) Jedes BEV ist besser als ein konventionelles Auto. Siehe u.a. die Studie aus der Schweiz https://www.electrive.net/2025/06/16/studie-zu-den-klimavorteilen-von-elektroautos-in-der-schweiz-zurueckgehalten/ (7) Jedes Jahr Verzögerung führt unweigerlich zur Verschärfung der Klimakrise. (8) Es soll Gesellschaften geben (Norwegen, China, Dänemark,..), die sich nicht so borniert, wie die deutsche anstellen. (9) Aktives Thermalmanagement von Antriebsbatterien ist auch ohne Winter/Sommereinflüsse erforderlich. (10) Die aktuelle Batterietechnologie deckt bereits alle Bedürfnisse von Firmenwagen ab. BTW: Hier in Flandern liegt die BEV-Quote bei über 80% der Neuzulassungen. Keine belgische Firma käme auf die Idee ihren Mitarbeitern eine Dieselschleuder zu ordern. Raten Sie mal welches Mitgliedsland (dazu das einzige) bei der EU-Kom protestiert. Die anderen 26 Mitgliedsländer sind sehr viel progressiver!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Gregor Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert