Molslinjen bestellt riesige Elektrofähren für Kattegat-Verbindung

Der dänische Fährenbetreiber Molslinjen hat zwei Batterie-betriebene Riesenkatamarane für seine Kattegat-Route bestellt und startet damit das "weltweit größte Elektrifizierungsprojekt auf See". Die Fähren werden vom australischen Schiffbauer Incat Tasmania hergestellt.

Konventionell betriebene Katmaran-Fähre von Incat
Bild: Molslinjen

Incat Tasmania rühmt sich, der Hersteller  der „größten Batterie-elektrische Fähre der Welt“ zu sein. Der aus Aluminium gefertigte Elektro-Katamaran ist 130 Meter lang, befindet sich bereits in der Seeerprobung und soll schon bald für die südamerikanische Reederei Buquebus zwischen Argentinien und Uruguay verkehren.

Nun also hat die dänische Reederei Molslinjen gleich zwei ganz ähnliche Schiffe bestellt: Die jeweils 129 Meter langen E-Fähren, die von Batteriesystemen mit einer Kapazität von etwa 45.000 kWh angetrieben werden, sollen auf der stark befahrenen Kattegat-Route zwischen Jütland und Seeland eingesetzt werden. Die Elektro-Fähren sollen eine Geschwindigkeit von über 40 Knoten schaffen – das sind mehr als 74 km/h.

E-Fähren als schwimmende Brücke

„Seit vielen Jahren ist Molslinjen eine wichtige Infrastruktur, die durch die Bildung einer schwimmenden Brücke zwischen Jütland und Seeland für Zusammenhalt sorgt. Jetzt machen wir diese schwimmende Brücke deutlich grüner – und setzen damit einen Meilenstein in der grünen Wende für den Fährbetrieb und für Dänemark“, sagt Carsten Jensen, CEO von Nordic Ferry Infrastructure, dem Eigentümer von Molslinjen.

Eine dritte Fähre befindet sich bereits in der Planungsphase. Wenn alle drei Fähren realisiert werden, wird die Kattegat-Route laut dem Unternehmen zum bislang weltweit größten Elektrifizierungsprojekt auf See. Die erste der drei Fähren wird voraussichtlich um die Jahreswende 2027/2028 in dänischen Gewässern eintreffen.

Jede der drei Fähren wird 129 Meter lang und 30,5 Meter breit sein und Platz für bis zu 1.483 Passagiere und 500 Autos bieten. Damit sind sie 11 Prozent größer als die Express 5 von Bornholmslinjen, die derzeit – gemessen an der Fahrzeugkapazität – als der größte Katamaran der Welt gilt. Durch die neuen Schiffe wird die Gesamtkapazität für Autos und Passagiere auf dem Kattegat um mehr als 25 Prozent erhöht.

Investition von rund 500 Millionen Euro

Die Gesamtinvestition für die drei Fähren und die dazugehörige Infrastruktur an Land wird voraussichtlich rund 3,5 Milliarden Dänische Kronen betragen, das sind umgerechnet fast 500 Millionen Euro. Molslinjen hofft, die Kosten nicht komplett selbst tragen zu müssen, und hat Fördermittel aus dem dänischen Ökofinanzierungsprogramm beantragt. Die Möglichkeit einer staatlichen Unterstützung war der entscheidende Faktor für die Entscheidung des Unternehmens, den Auftrag zu erteilen.

„Wir haben nun zweieinhalb Jahre Zeit, um uns auf den vollelektrischen Betrieb im Kattegat vorzubereiten. Das ist ein fantastischer Meilenstein für unser Unternehmen. Wir gehören zu den fünf größten CO₂-Emittenten Dänemarks, und mit der Unterstützung aus dem Fonds haben wir und die Regierung nun die Chance, jedes Jahr 132.000 Tonnen CO₂-Emissionen aus dem Klimafußabdruck Dänemarks zu entfernen“, sagt Kristian Durhuus, CEO von Molslinjen.

Atemberaubende Ladeleistung von 55.000 kW

Die Fähren können sowohl im Hafen von Aarhus als auch im Hafen von Odden aufgeladen werden. Wenn ein Katamaran angeschlossen ist, wird er 30 Minuten lang mit 15 kV Wechselstrom bei 55.000 kW aufgeladen und erhält vor seiner nächsten Fahrt durchschnittlich 25.000 kWh Energie. Damit könnte ein marktübliches Elektroauto rund 150.000 Kilometer weit fahren.

„Diese neuen Schiffe für Molslinjen markieren einen Wendepunkt nicht nur für Incat, sondern für die gesamte maritime Industrie“, sagte Robert Clifford, Vorsitzender von Incat Tasmania. „Sie gehören zu einer neuen Klasse von Hochgeschwindigkeits-Schiffen mit geringen Emissionen, die die Möglichkeiten auf See neu definieren. Wir fühlen uns geehrt, erneut mit Molslinjen zusammenzuarbeiten, und sind stolz darauf, ihnen dabei zu helfen, auf einer der verkehrsreichsten Fährstrecken Europas einen echten Umweltwandel zu bewirken.“ Incat Tasmania hatte in der Vergangenheit für Molslinjen bereits drei konventionell betriebene Katamaran-Fähren gebaut, z.B. die „Express 3“ im Bild oben.

incat.com.au, molslinjen.dk

8 Kommentare

zu „Molslinjen bestellt riesige Elektrofähren für Kattegat-Verbindung“
Jörg
23.07.2025 um 11:49
sehr gut! es wird langsam zeit, dass man auch im Schiffsverkehr zeigt was geht, anstatt immer nur zu jammern, was nicht geht
TeeKay
23.07.2025 um 22:28
Ich muss sagen, der geringe Verbrauch überrascht mich. 25.000 kWh macht bei 500 PKW nur 50 kWh pro transportierten PKW. Bislang wurden solche Schnellfähren nur behutsam eingesetzt, teils auch nur während der Hochsaison, weil der Antrieb mit Gasturbinen oder schnell drehenden Dieselmotoren zu energieaufwendig war.
Andre Schreiber
24.07.2025 um 17:47
Wenn man die üblichen Effizienzen von 80% für elektrische Antriebe und 30% für Verbrenner konservativ anlegt, wären für eine Dieselfähre 100Kwh /Pkw anzusetzen. Das wären umgerechnet 10L Diesel/Pkw oder 5000L je Fährfahrt auf der Strecke.! 25000Kwh werden vermutlich für ca. 2500€ zu haben sein, für 5000L Diesel wirst du mindestens 7500€ anlegen müssen. Ich würde es alleine deswegen machen. Elektro rockt!!!
Oliver
23.07.2025 um 23:19
Die Ladekabel würde ich gerne sehen. :) Vor allem die Stecker und wie das Stecken/Trennen funktioniert.15 kV und 55 MW Ladeleistung entspricht dann 3667 A. D.h. alleine wegen der Stromstärke dürften das schon dicke Kabel sein. Aber noch viel mehr dürfte vermutlich die notwendige Isolierung auftragen und schwer sein.Wenn der Stecker mehrfach täglich gesteckt und gezogen werden soll, dann ist das schon eine Beanspruchung. Und vor allein dürfte das Ding eine Dimension und Gewicht haben, dass man das nicht mehr einfach so steckt.
Basti
24.07.2025 um 08:39
Ich vermute es ist 3 Phasen Wechselstrom, dann sind es "nur" ca 2000A pro Phase. Aber trotzdem beeindruckend.
Kim
25.07.2025 um 13:43
Das ganze wird voll automatisch gesteckt innerhalb von weniger als 20 Sekunden. Ist ein FerryCHARGER der Firma Wabtec.
erFahrer
24.07.2025 um 08:21
Danke für die gute Nachricht. Da kommt einiges zusammen. 500 Fahrzeuge die eine deutlich Abkürzung damit nehmen (weniger verbrennen) auf See dann auch noch rauchfrei bewegt werden Das Reduziert wenigstens für den Moment die Belastung durch die 500 Fahrzeuge. Da in DK Windkraft vorherrscht und damit geladen wird könnte man auch von Segelbooten der besonderen Art sprechen. Zunehmend werden diese Schiffe BEV und eNFZ transportiert. Wenn sich dann noch BDL etabliert, stößt das weiter Optionen an. Schon heute können die Kühlaufleger ihre Dieselagregate abstellen, weil sie mit Bordstrom versorgt werden. Dich was zahlt ein 42 tonner für die Überfahrt, wenn er mit 300 kW Entladeleistung dem Schiffsmotor zuarbeitet? ;-) Fragen über Fragen. Und natürlich, wie kommen die Dinger von Australien nach DK? Notstromaggregat dafür an Bord braucht ja danach in DK niemand, es wird wohl an Bord bleiben (=eFähre mit Reichweitenverlängerer)
HAF
25.07.2025 um 14:57
Das mit der Überführung habe ich mich auch schon gefragt aber vermutlich werden hier Hochseeschlepper zum Einsatz kommen, die auch alte Schiffe zum Abwracken um den halben Globus ziehen.

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