BMW erwägt wohl China-Batterien für US-Werk
Das berichtet Automotive News unter Berufung auf Insider. Hintergrund ist wie erwähnt, dass der BMW-Partner AESC die Bauarbeiten für seine Batteriezellen-Fabrik im US-Bundesstaat South Carolina vor einigen Wochen pausiert hat. Doch laut dem Bericht gibt es hier eine neue Entwicklung: AESC soll den Bau nicht nur unterbrochen, sondern angeblich die Pläne zur Belieferung von BMW von diesem US-Standort aus nun ganz aufgegeben haben.
Wenn BMW nun nicht mehr – selbst mit Verzögerung – mit den AESC-Zellen aus South Carolina rechnen kann, ist der deutsche Autobauer natürlich gezwungen, die nötigen Batteriezellen aus anderen Quellen zu beschaffen. Eine der Alternativen soll laut dem Bericht immer noch die Belieferung von AESC sein – nur eben nicht aus dem US-Werk, sondern aus einer chinesischen Fabrik des Unternehmens. Der Import der in China hergestellten Zellen könnte sich trotz möglicher Zölle kurzfristig als wirtschaftlicher erweisen, heißt es unter Berufung auf die Insider.
Offiziell äußert sich die Automotive Energy Supply Corporation anders. Zwar gab der amerikanische AESC-Sprecher Brad Grantham aus Vertraulichkeitsgründen keinen Kommentar zu den BMW-Lieferplänen ab. Er gab aber laut dem Bericht an, das Unternehmen habe keine neuen Informationen zum Projekt und sei fest entschlossen, seine Zusagen zu erfüllen. Das umfasst etwa Investitionen von 1,6 Milliarden Dollar in den kommenden Jahren und die Schaffung von rund 1.600 Arbeitsplätzen. Laut den Insider-Informationen kann das auch durchaus zutreffen: AESC könnte die im Bau befindliche Anlage anderweitig nutzen, nur eben nicht zur Produktion der speziellen Rundzellen für BMW.
Verzögerungen bei BMW?
AESC hatte die Unterbrechung der Arbeiten am Werk Florence mit „politischer und marktbezogener Unsicherheit“ begründet, aber auch mit Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Ob letzteres auch mit der unsicheren Marktentwicklung in den USA zu tun hat, weil die Geldgeber vorsichtiger geworden sind, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass nun schon einige Firmen ihre Investitionen in den USA gebremst haben, da aufgrund der Politik der Trump-Regierung derzeit noch offen ist, wie und in welchem Tempo sich der Markt für die Elektromobilität in den USA entwickelt. Die unsichere Lage bei den Zöllen zwischen den USA und China dürfte ebenfalls zur Zurückhaltung bei Milliarden-Investitionen beigetragen haben.
BMW rüstet sein Werk Greer/Spartanburg in North Carolina für die Produktion von Elektroautos auf Basis der Neuen Klasse um und hat in diesem Zuge in Woodruff eine eigene Batteriemontage zur Produktion der einbaufertigen Batteriepacks errichtet. Aktuell fertigt der Autobauer in seinem US-Werk vor allem die großen SUV-Modelle X5, X6 und X7 für die Weltmärkte, die allerdings maximal als Plug-in-Hybrid erhältlich sind. Ein konkretes Modell der Neuen Klasse aus dem Werk ist noch nicht bestätigt, die Eckdaten zur Batterie der neuen Plattform sind aber klar: BMW steigt auf eine 800-Volt-Architektur um und nutzt Rundzellen mit 46 Millimetern Durchmesser, die in den SUV-Modellen 120 Millimeter hoch sind. Diese Batterien der sechsten Generation in der BMW-internen Zählweise sollen aufgrund der höheren Energiedichte eine höhere Reichweite und zugleich auch kürzere Ladezeiten ermöglichen.
BMW hat die Zellen und auch die Zellchemie mit seinen Partnern zusammen entwickelt, überlässt die Produktion aber CATL, EVE Energy und eben AESC. Offen ist, welche Auswirkungen auf technischer Seite der Wechsel des Werks oder der Wechsel auf einen neuen Lieferanten für BMW haben würde – etwa bei der Fertigung, Fahrzeugintegration oder Software. „Selbst bei gleicher Chemie müssen Validierung und Integration möglicherweise überarbeitet werden“, wird etwa Stephanie Brinley, Analystin bei S&P Global Mobility, zitiert. Conrad Layson, leitender Analyst für alternative Antriebe bei AutoForecast Solutions, gibt an, dass eine solche Validierung bis zu 18 Monate dauern könnte, was wohl Auswirkungen auf den Produktionsplan von BMW hätte.
Und nicht nur der Produktionsplan könnte vor einer Überarbeitung stehen, sondern auch der Businessplan: Zwar werden Importe aus China von den Analysten als „wahrscheinliche Übergangslösung“ bezeichnet, bis eine alternative US-Lieferkette steht. Allerdings schwebt über dem Importplan eine wirtschaftliche Unsicherheit: Lithium-Ionen-Batterien aus China könnten 2026 mit einem US-Zoll von 82 Prozent belegt werden.
autonews.com (Paywall), evxl.co
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