Autonomer E-Lkw von Einride überquert erstmals eine Landesgrenze

Das auf elektrische Schwerlasttransporte spezialisierte Unternehmen Einride hat mit seinem selbst entwickelten autonomen E-Lkw namens eBot erstmals eine Grenze passiert, und zwar zwischen Schweden und Norwegen. Aufgrund unterschiedlicher Vorschriften verschiedener Länder ist der grenzüberschreitende Verkehr eine Herausforderung.

Bild: Einride

Der autonome Grenzübergang fand am Grenzübergang Ørje statt und markiert laut Einride den weltweit ersten Grenzübergang eines autonomen Fahrzeugs ohne Fahrerkabine und entsprechend auch ohne Sicherheitsfahrer an Bord. Der grenzüberschreitende Verkehr von autonomen Fahrzeugen ist bislang ein weitgehend ungelöstes Thema, schließlich fokussieren sich die meisten Projekte bislang auf Großstädte oder Autobahnen innerhalb eines Landes. Dazu kommt, dass die Straßenbeschilderung oft unterschiedlich ist und auch verschiedene Zollverfahren beachtet werden müssen. Einride sieht daher in der Grenzüberquerung seines autonomen Lkw einen großen Fortschritt für den Güterverkehr.

Die erste Demonstration der autonomen Grenzüberfahrt ist zentraler Bestandteil des von der EU mitfinanzierten MODI-Projekts. Es zielt darauf ab, die sichere Einführung autonomer Schwerlasttransporte in einer Vielzahl von Marktanwendungen zu ermöglichen und die Transport- und Logistikbranche durch die beschleunigte Einführung vernetzter, kooperativer und automatisierter Mobilitätslösungen (CCAM) zu verbessern.

Tolletaten, der norwegische Zoll, unterstützt die Initiative aufgrund der hohen Relevanz der Automatisierung dieses Anwendungsfalls für seine zukünftigen Abläufe. Um die Komplexität internationaler Grenzübergänge zu bewältigen und Aufgaben zu übernehmen, die normalerweise von menschlichen Fahrern erledigt werden, integrierte Einride seine Systeme über seinen Partner Q-Free in die digitale Zolllösung Norwegens (Digitoll). Durch die digitale Voranmeldung von Waren wird ein reibungsloser Zollabfertigungsprozess an der Grenze ermöglicht.

Zum Einsatz kam dabei der vor kurzem in eBot umbenannte Gen 2 Rigid Large, ein von Einride selbst entwickelter autonomer E-Lkw vorgestellt. Dieser kommt komplett ohne Fahrerkabine aus – die vorhandene Fläche kann also anders als bei einem herkömmlichen Lkw komplett für den Warentransport genutzt werden. Technische Daten zum Gen 2 Rigid Large sind nicht bekannt, aber eine KI-Analyse von Fotos des Fahrzeugs ergibt eine vermutliche Länge von etwa 7,90 Metern, eine vermutliche Breite von 2,50 bis 2,60 Metern und eine vermutliche Höhe von 3,60 bis 4,00 Metern. Erst vor wenigen Tagen wurde das Fahrzeug auf öffentlichen Straßen im Hafen Antwerpen-Brügge getestet.

„Wir sind sehr stolz darauf, die weltweit erste kabinenlose, elektrische und vollständig autonome grenzüberschreitende Zustellung realisiert zu haben“, sagt Henrik Green, CTO und General Manager von Einride Autonomous Technologies. „Wir sind bestrebt, unsere Fähigkeiten kontinuierlich auf neue Anwendungen auszuweiten und zu zeigen, wie autonome Technologie die Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit im Transportwesen verbessern kann. Das MODI-Projekt verkörpert dieses Engagement perfekt und trägt zur Verwirklichung der wertorientierten Ziele der EU bei, indem es Sicherheit und Innovation sorgfältig in Einklang bringt.“

Der autonome Grenzübergang wurde im Auftrag von PostNord durchgeführt, das jährlich fast 200 Millionen Pakete in Skandinavien versendet. „Bei PostNord engagieren wir uns für innovative Lösungen, die die Logistik nachhaltiger und effizienter machen. Die Teilnahme an diesem historischen Meilenstein mit Einride zeigt, wie autonome und digitale Technologien die Zukunft des Transports neu gestalten, Emissionen reduzieren und die Sicherheit verbessern können. Bei diesem Erfolg geht es nicht nur darum, eine Grenze zu überschreiten – es ist der Beginn einer neuen Ära für die Logistikbranche“, sagt May-Kristin S. Willoch, Leiterin Umwelt bei PostNord Norwegen.

Mit maschinellem Lernen als Grundlage koordiniert die Einride-Plattform eine Sensorik aus Radar, Lidar und Kameras, um autonom mit 360-Grad-Rundumsicht zu navigieren. Während das System vollständig autonom arbeiten kann, bietet Einride eine Remote-Lösung an, die den Transportbetrieb überwachen und bei Bedarf unterstützen kann. Einride hat seine autonome Transportlösung bereits für zwei Pilotkunden ausgerollt, und zwar für GE Appliances im US-Bundesstaat Tennessee sowie für die Online-Apotheke Apotea in Schweden. Mit seinem Kunden DP World plant Einride zudem ein Pilotprojekt im Hafengelände von Dubai. In Deutschland zählt Einride bereits Rewe und Kaufland zu seinen Kunden, allerdings kommen hier bislang herkömmliche E-Lkw ohne Autonomes Fahren zum Einsatz.

einride.tech

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