Fuso und Hino werden unter Dachfirma Archion vereint
Die Absicht, Mitsubishi Fuso und Hino Motors gleichberechtigt zu integrieren, hatten Daimler Truck und die Toyota Motor Corporation schon im Mai 2023 verkündet – um mit einer engen Zusammenarbeit bei Entwicklung, Beschaffung, Logistik und Produktion die wirtschaftliche Effizienz zu verbessern. Das gilt natürlich auch für die laufende Elektrifizierung der Baureihen beider Hersteller. Mitte 2025 unterzeichneten beide Seiten dann eine finale Vereinbarung, zu der die Partner nun weitere Details publik machen.
So wird die neue Holding-Gesellschaft Archion heißen und voraussichtlich 100 Prozent der Anteile an Mitsubishi Fuso und Hino halten. Beide Marken bleiben als operative Gesellschaften erhalten. Über das neue Dachunternehmen soll allen voran die gleichberechtigte Fusion sichergestellt werden. Die beiden Mutterkonzerne Daimler Truck und Toyota beabsichtigen ihrerseits, jeweils 25 Prozent an der Holding zu halten. Zudem ist geplant, die neue Holding am Prime Market der Tokioter Börse zu notieren. Ob die restlichen 50 Prozent dann über den Börsengang in Streubesitz gehen sollen oder ob ein weiterer Investor an Bord kommt, wird weiterhin nicht erwähnt.
Partner streben abgestimmte Plattformstrategie an
Die Geschäftstätigkeit wird Archion im April 2026 aufnehmen – also zum japanischen Geschäftsjahr 2026, das am 1. April beginnt und am 31. März des Folgejahres endet. Als ein Kernziel der Fusion bezeichnen beide Seiten eine „integrierte Plattformstrategie, […] um unter den jeweiligen Marken ein leistungsfähiges und marktgerechtes Produktportfolio aufzubauen“. So wollen die Unternehmen ausloten, wie sie ihre Plattformen für schwere, mittlere und leichte Nutzfahrzeuge synergetisch nutzen können, freilich ohne die jeweiligen . Markeneigenschaften zu verwischen. Denn auf dem Markt werden beide Marken weiter konkurrieren.
Angestrebt wird ferner die Integration und Straffung der Bereiche Entwicklung, Beschaffung, Produktion und Logistik. „Die Zusammenlegung von Entwicklungsaktivitäten trägt dazu bei, doppelte Investitionen zu vermeiden sowie Produktplattformen zeitnah zusammenzuführen – und schafft damit die Grundlage für künftige Innovationen“, präzisiert Daimler Truck. Die Bündelung der Einkaufskraft ermögliche parallel erhebliche Kosteneinsparungen in zahlreichen direkten und indirekten Beschaffungsbereichen.
Einsparungen ist auch das Stichwort beim Abbau von Doppelstrukturen, die sich aus der Fusion ergeben. Archion beabsichtigt vor diesem Hintergrund „eine Konsolidierung indirekter Funktionen“ und eine Konzentration von Produktionsstandorten. Allein bis Ende 2028 sollen die fünf japanischen Lkw-Produktionsstätten auf drei Standorte konzentriert werden: das Werk Kawasaki (Kawasaki City, Präfektur Kanagawa), das Werk Koga (Koga City, Präfektur Ibaraki) und das Werk Nitta (Ota City, Präfektur Gunma). Das Hamura-Werk von Hino wird an die Toyota Motor Corporation übertragen. Mitsubishi Fusos Nakatsu-Werk wird in die Fabrik in Kawasaki integriert.
Fokus auf CASE-Technologien
Ein weiteres ausgegebenes Ziel der Partner ist es, dass die Holding zur „Lösungsfindung in Bereichen wie CO2-Neutralität und Logistikeffizienz bei Nutzfahrzeugen“ beiträgt. Der Fokus soll dabei auf der Entwicklung von CASE-Technologien („Connected, Autonomous, Shared, Electric“) liegen, wobei im Falle der Elektrifizierung neben den angestrebten „marktführenden Produkten in sämtlichen ZEV-Segmenten“ auch ausdrücklich Wasserstoff erwähnt wird.
Mitsubishi Fuso hat mit dem eCanter einen kleinen E-Lkw im Angebot (mit Batterie-elektrischem Antrieb) und ist in Japan auch Teil eines Konsortiums, dass den Batteriewechsel bei solchen Fahrzeugen erproben will. Hino arbeitet für die diversen Märkte von Nordamerika bis nach Asien sowohl an Batterie-elektrischen als auch an Brennstoffzellen-basierten Antrieben. In Japan spielt Wasserstoff in der Politik eine größere Rolle und auch Toyota gilt als Brennstoffzellen-Pionier.
Karl Deppen wird CEO der Holding
Neben der Stoßrichtung der neuen Holding nennen die Verantwortlichen in der aktuellen Mitteilung auch weitere Personalien. Bekannt war bereits im Vorfeld, dass der langjährige Daimler-Truck-Manager und aktuelle Fuso-Chef Karl Deppen die Gesellschaft als CEO führen soll. Neu ist, dass Archion auch einen CTO erhalten soll, um die Technologie‑Roadmap der Gruppe zu entwickeln und Synergien umzusetzen. Diese Rolle wird Satoshi Ogiso, derzeit CEO von Hino Motors, einnehmen, der zusätzlich zum Executive Director bestellt wird. Die Rolle des Finanzchefs und Representative Director bekleidet zudem Hetal Laligi, derzeit Chief Financial Officer (CFO) bei Mitsubishi Fuso. Als Non-Executive Director der Holding agieren künftig zudem Christian Herrmann und Kiyotaka Ise.
Karl Deppen, designierter CEO von Archion, kommentiert: „Heute gehen wir den nächsten Schritt, um unsere gemeinsame Vision Realität werden zu lassen: mit Archion wollen wir ‚die Zukunft der gewerblichen Mobilität gestalten‘, im Sinne unserer Kunden und aller Stakeholder. Mit den beiden starken Marken Fuso und Hino werden wir erstklassige Produkte und Lösungen anbieten, die gezielt auf die Anforderungen unserer Kunden ausgerichtet sind. Archion wird eine effektive und transparente Unternehmensführung nutzen, um Vertrauen aufzubauen – durch die Förderung von Compliance und die Steigerung der finanziellen Performance.“
Der kommende CFO Hetal Laligi ergänzt: „Unsere finanzielle Ambition für die neue Gruppe in einer klaren Strategie: Wir wollen das volle Potenzial dieser Integration ausschöpfen, indem wir Synergien und Wachstumschancen nutzen und gleichzeitig kontinuierlich daran arbeiten, die eigenständige Performance beider Unternehmen zu verbessern. Unser Ziel ist es, die finanzielle Resilienz und Leistungsfähigkeit auf das Benchmark-Niveau von Unternehmen in unserer Branche zu heben. Eine Kapitalallokation im Einklang mit dieser Strategie wird eine nachhaltige Wertschöpfung ermöglichen.“
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