Turbulenzen bei Batteriesystem-Hersteller BMZ: Deutsche Töchter sind insolvent

Der Batterie-Hersteller BMZ Group meldet die Insolvenz von zwei seiner zentralen Gesellschaften: Sowohl für die BMZ Germany GmbH als auch für die BMZ Holding GmbH – beide mit Sitz in Karlstein am Main – wurde dieser Tage eine Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet. Als Grund gilt der Absprung eines Großkunden für stationäre Speicher.

Bmz group karlstein
Bild: BMZ Group

Die BMZ Group ist allen voran für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriepacks bekannt, zu den bekannten Kunden zählt etwa Daimler Buses: Die Stuttgarter beziehen die neuen Batteriepakete („NMC 4“) für den Mercedes-Benz eCitaro von BMZ Polen. Diese Gesellschaft wie auch andere ausländische Ableger sollen von der Insolvenz aber unberührt bleiben. Dazu gleich mehr.

In einer eigenen Pressemitteilung skizziert die Gruppe die Lage wie folgt: Hintergrund der Insolvenz bei der BMZ Deutschland GmbH ist demnach „eine akute Liquiditätskrise und Sanierungsbedarf infolge des Verlustes eines Großkunden im Segment Energy Storage sowie daraus resultierenden Rechtsstreitigkeiten und Kostenbelastungen.“ Um wen es sich bei dem abgesprungenen Kunden handelt, präzisieren die Karlsteiner nicht. Klar ist aber: Die BMZ Holding GmbH sei durch eine Patronatserklärung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und musste Folgeinsolvenz anmelden. Mit dieser Patronatserklärung bürgte die Holding für die deutsche Tochter.

Aus diesem Grund hat die Gruppe für seine zahlungsunfähigen Gesellschaften einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, der vom Amtsgericht Aschaffenburg am 24. Oktober gebilligt wurde. Das bestehende Management arbeitet in diesem Zuge „an einem tragfähigen Sanierungsplan, der nach Abschluss des Insolvenzverfahrens umgesetzt werden soll“. Ziel sei die Ausgliederung des operativen Geschäftsbetriebs der BMZ Germany GmbH in eine neue Struktur, wie das Unternehmen aus Karlstein mitteilt.

Bestehende Kundenbeziehungen werden unterdessen aufrechterhalten. Der Betrieb geht weiter – dank einer „Brückenfinanzierung aus dem
Gesellschafterkreis“, wie es in der Mitteilung heißt. Und: Die „anderen Gesellschaften im Kerngeschäft der Gruppe“ seien operativ gesund und nicht betroffen. Zu diesen liquiden Ablegern sollen beispielsweise die BMZ Inc. in den USA, die BMZ Innovation Group in Großbritannien, BMZ S.A.R.L in Frankreich, BMZ Sp. z. o. o. in Polen, BMZ Company Ltd. in China oder die BMZ KK in Japan gehören.

Die insolvente BMZ Deutschland GmbH ist jedoch die mit Abstand älteste Tochter – und das Fundament des 1994 eingetragenen Unternehmens. Und die in Mitleidenschaft gezogene BMZ Holding GmbH bildet die Dachgesellschaft der BMZ Group und steuert die strategische Ausrichtung sowie die globalen Geschäftsaktivitäten der Unternehmensgruppe. Dieses Dach dürfte das Unternehmen also auf jeden Fall wiederherstellen müssen.

Offiziell angegeben werden zur strategischen Neuausrichtung vor allem der Fokus auf technologische Kernkompetenzen, Kosteneinsparungen und gezielte Wachstumsinitiativen („insbesondere bei Batteriesystemen für industrielle Anwendungen und maßgeschneiderte Energiespeicherlösungen“). Einen angestrebten Jobbau nennt das Unternehmen nicht ausdrücklich, der Abbau von Arbeitsplätzen könnte aber unter den Punkt Kosteneinsparungen fallen. Zurzeit beschäftigt die Gruppe weltweit mehr als 2.300 Mitarbeiter.

Optimistisch stimmt das Management um Gründer und CEO Sven Bauer, dass „die Nachfrage nach den eigenen Kernprodukten stabil und der Markttrend zu
leistungsstarken Batteriesystemen ungebrochen“ ist. Man verfüge über technologisches Know-how und setze auf Innovation, Qualität und maßgeschneiderte Lösungen „Made in Europe“. Außerdem sollen Gesellschafter neben der angesprochenen Brückenfinanzierung auch eine „weitere Mittel für eine Neukapitalisierung“ vorsehen.

Gegründet wurde BMZ 1994 in Karlstein am Main, das Hauptgeschäft dreht sich um Lithium-Ionen-Systeme für stationäre Speicher und E-Fahrzeuge. Die Gruppe unterhält Produktionsstätten in Deutschland, China, Polen und den USA sowie Niederlassungen in Japan, UK und Frankreich. Darüber hinaus gibt es weltweit Forschungs- und Entwicklungsstandorte. Das eigene Entwicklerteam beziffert BMZ auf 230 Beschäftigte. Eine Diversifikation wagte BMZ 2023 mit dem Aufkauf des E-Bike-Herstellers Nox Cycles und der Akquisition des Elektronikherstellers Visatronic. Im selben Jahr verkündete die Gruppe zudem, einen neuen Produktionsstandort in Nordmazedonien eröffnen zu wollen. Auf der Homepage von BMZ ist zu lesen, dass der Bau der neuen Produktion mit rund 6.800 Quadratmetern Ende 2024 begann und 2025 auch erfolgreich abgeschlossen wurde.

Zu den bekanntesten Gesellschaftern von BMZ gehört übrigens Unternehmerin und Quandt-Erbin Susanne Klatten. Die von Klatten gegründeten SKion GmbH hatte im Jahr 2022 einen Anteil von 20 Prozent an der BMZ-Gruppe erworben.

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