VW: PowerCo baut erste Gebäude von Kanada-Batteriefabrik

PowerCo Canada hat einen Meilenstein in seinem Gigafactory-Projekt in St. Thomas erreicht und den Baubeginn für drei große Gebäude gefeiert. Mit diesen Arbeiten beginnt offiziell die Entwicklung der größten EV-Batteriefabrik Kanadas, deren Produktionsstart für 2027 geplant ist.

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Bild: PowerCo

Konkret handelt es sich um die ersten Fundamentarbeiten für drei große Gebäude mit einer Gesamtfläche von etwa 79.000 Quadratmetern, wie PowerCo mitteilt. Diese Arbeiten werden vom  kanadischen Unternehmen Magil Construction Canada durchgeführt.

Dabei sollen insgesamt 46.000 Quadratmeter Schalung (Original-Angabe: 500.000 Quadratfuß), mehr als 32.000 Kubikmeter Beton und rund 4.850 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut werden. „Die Stahlmontage durch den kanadischen Partner Steelcon soll in den kommenden Wochen beginnen, was auf ein zügiges Bautempo hindeutet“, so PowerCo.

Volkswagen hatte im Frühjahr 2023 angekündigt, dass in St. Thomas in der Provinz Ontario die erste nordamerikanische Batteriezellfabrik des deutschen Autobauers entstehen soll – mit einer jährlichen Produktionskapazität von bis zu 90 GWh. Und schon im Dezember des gleichen Jahres hat die Batterietochter PowerCo vermeldet, dass die Standortvorbereitungen abgeschlossen seien. Anfang 2024 fand dann der offizielle Spatenstich statt, seitdem wurden diverse Erdarbeiten durchgeführt – jetzt geht es mit den Fundamenten an die ersten Gebäude des Industriekomplexes.

Mit dem aktuell vermeldeten Baufortschritt sieht sich PowerCo weiter auf dem Weg, die Produktion in St.Thomas 2027 zu starten – dieses Jahr wurde von Anfang an als Ziel genannt, größere Verzögerungen gibt es also offenbar keine. „Heute markiert einen wichtigen Meilenstein für PowerCo Canada, denn wir geben offiziell den Baubeginn unserer dritten und größten Gigafactory für Elektrofahrzeuge weltweit bekannt“, sagt PowerCo-CEO Frank Blome. „Elektrofahrzeuge sind die Zukunft der globalen Automobilindustrie, und wir sind stolz darauf, eine so bedeutende Investition voranzutreiben und Kanada an die Spitze der innovativen Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge zu bringen. Unser Ziel ist es, einen globalen Batteriehersteller mit einer starken Präsenz in Europa und Nordamerika zu etablieren.“

In St. Thomas wird PowerCo – wie auch an den beiden europäischen Standorten Salzgitter und Sagunt (Spanien) – die sogenannte Einheitszelle fertigen. Dabei handelt es sich um eine prismatische Batteriezelle in der immer gleichen, einheitlichen Größe. Je nach Einsatz kann aber der Inhalt dieser Zellen, also die wichtige Zellchemie, an die Anforderungen des Fahrzeugs angepasst werden. Zwischen einem E-Kleinwagen, einer Elektro-Premium-Limousine und einem E-Lkw unterscheidet sich also nicht nur die Anzahl der verbauten Zellen, sondern auch die Eigenschaften aufgrund der angepassten Zellchemie.

Batterieproduktion in Kanada gilt als lukrativ

PowerCo gibt an, mit der Einheitszelle und der 90-GWh-Produktion „eine widerstandsfähigere inländische Lieferkette unterstützen und Kanadas Position als globales Zentrum für die Herstellung von Elektrofahrzeugen weiter festigen“ zu wollen. Dass die Standortwahl bei der nordamerikanischen Fabrik auf Kanada und nicht die USA (etwa nahe dem VW-Fahrzeugwerk Chattanooga) gefallen ist, hatte mit diversen Faktoren zu tun. In Kanada ist etwa grüne Energie für eine saubere Zellfertigung leichter verfügbar, außerdem haben umfangreiche Förderungen der Zentral- und Provinzregierung gelockt.

Einem unbestätigten Medienbericht aus Spanien zufolge soll die Zellfertigung in St. Thomas dank der Förderungen sogar so lukrativ sein, dass die kanadische Fabrik intern angeblich Priorität habe. Soll heißen: Während die beiden europäischen Fabriken mit jeweils 20 GWh in Betrieb gehen und danach vorerst bei dieser Kapazität bleiben sollen, soll die Anlage in St. Thomas zuerst auf die vollen 90 GWh ausgebaut werden. Daher wäre es bei steigendem Batteriebedarf denkbar, dass Volkswagen günstig in Kanada hergestellte Batteriezellen nach Europa verschifft, um sie dort in Fahrzeugen zu verbauen. Bestätigt ist dieses Szenario wie erwähnt aber nicht.

„Wir unternehmen einen wichtigen Schritt, um Kanada zu einem weltweit führenden Standort für Elektrofahrzeuge und Batterien zu machen. Die neue Anlage von PowerCo in St. Thomas wird unsere heimische Produktion von Elektrofahrzeugbatterien stärken und gleichzeitig der Fertigungsindustrie in Ontario und Kanada, wie beispielsweise der Stahl- und Aluminiumindustrie, zugutekommen“, wird Melanie Joly, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Industrie von Kanada, in der PowerCo-Mitteilung zitiert. „Der Bau dieser Anlage schafft gut bezahlte Arbeitsplätze, während wir auf eine sauberere, nachhaltigere und widerstandsfähigere Wirtschaft hinarbeiten.“

Und Doug Ford, Ontarios Premierminister, ergänzt: „Ontario verfügt über die besten Arbeitskräfte der Welt, und die einmalige Investition von PowerCo beweist, dass wir hier alles haben, was wir brauchen, um die wettbewerbsfähigste Wirtschaft der G7 aufzubauen. Da die Bauarbeiten bereits im Gange sind, sehen wir schon jetzt die Vorteile: gut bezahlte Arbeitsplätze für lokale Arbeitskräfte, Aufträge für Unternehmen aus Ontario und eine noch stärkere Position unserer Provinz auf dem globalen Markt für Elektrofahrzeuge.“

Tatsächlich gibt PowerCo an, dass die Personalsuche „bereits auf Hochtouren“ laufe. Seit dem Start „einer großangelegten Kampagne in Südwest-Ontario“ seien über 100 Bewerbungen eingegangen. 

powerco.de

3 Kommentare

zu „VW: PowerCo baut erste Gebäude von Kanada-Batteriefabrik“
Frank
29.10.2025 um 22:30
Das erinnert doch alles ganz verdächtig an Northvolt. Gelder einwerben, großspurige Ankündigungen, ein Fabrikkomplex nach dem anderen als Hülle aufbauen. Aber bisher keine einzige Zelle produziert. Keine Erfahrung im bekanntermaßen hochkomplexen Produktionsanlauf. Nicht einmal der Beginn der VORserienproduktion im Basiswerk Salzgitter, der für Ende 2024 geplant war, wurde öffentlich bekannt gemacht.Mal schauen, was VW morgen mit dem Q3 Bericht über PowerCo sagen (oder nicht sagen) wird.
Thomas
01.11.2025 um 08:11
VW mit Northvolt zu vergleichen ist schon interessant. Sie wissen schon wer die Fabrik in Salzgitter mit hochgezogen hat? Dort waren genug Baustellen Heinrich vorhanden, so dass die Mitarbeiter von "Gotion" dort hätten schlafen können.An Gotion ist VW mit 23 % beteiligt. Gotion baut parallel in der Slowakei und Marocco 20 GW Blöcke. Für wem werden die Blöcke gebaut?Zu PowerCo: Salzgitter 20 GW Sagunto 20 GW St.Thomas 45 GW Wären bis 2030 95 GW. Das reicht aus heutiger Sicht locker.
Talis
30.10.2025 um 10:10
Mit dem vielleicht nicht ganz irrelevanten Unterschied, dass VW eben keine kleine Klitsche ist, die ausschließlich Batterien herstellt, sondern die Produkte für ihre eigenen Fahrzeuge benötigt, also selbst der größte Abnehmer sein wird. Alleine schon aus Resilienzgründen MUSS ein wesentlicher Anteil der Batterien aus nicht-chinesischer Produktion kommen, ansonsten gehen innerhalb von Monaten in den ganzen westlichen Fahrzeug-Fabriken die Lichter aus, sollte sich China in ein paar Jahren Taiwan einverleiben und der Westen es nicht bei "ernster diplomatischer Besorgnis" belassen.

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