Vulcan Energy: Baubewilligung für Lithium-Extraktionsanlage in Landau
Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energy hat von der Stadt Landau grünes Licht für den Bau seiner kommerziellen Lithium-Extraktionsanlage (LEP) im Gewerbegebiet D12 erhalten. Die Genehmigung ergänzt die bereits erhaltenen Baugenehmigungen für das ORC-Geothermiekraftwerk und das 110/20-kV-Umspannwerk vor Ort. Damit hat Vulcan nun eigenen Angaben zufolge alle erforderlichen Genehmigungen beisammen, um die kombinierte Geothermie- und Lithiumextraktionsanlage (G-LEP) in der rheinland-pfälzischen Stadt zu errichten.
Kurz zur Einordnung: Vulcan will Lithium aus geothermischer Sole gewinnen und so eine lokale Quelle für nachhaltiges Lithium in Europa schaffen. Die kombinierte Geothermie- und Lithium-Ressource von Vulcan ist die größte in Europa, wobei sich die Lizenzgebiete auf das Oberrheintal in Deutschland konzentrieren. Im Februar 2023 hatte Vulcan die Ergebnisse einer endgültigen Machbarkeitsstudie für die erste Phase seines Lithium-Projekts bekannt gegeben, wonach Vulcan zunächst 24.000 Tonnen Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) pro Jahr herstellen will. Dieses entsteht in einem mehrstufigen Prozess aus Lithiumchlorid, wobei in Landau die Gewinnung und in Frankfurt-Höchst die Verarbeitung des Rohstoffs erfolgen soll. Die 24.000 Tonnen bestätigt das Unternehmen nun nochmals anlässlich der erhaltenen Baugenehmigung in Landau. Das Volumen soll „für die Produktion von ca. 500.000 Batterien für Elektrofahrzeuge pro Jahr reichen“.
Landau und Höchst – diese Standorte sind bei Vulcan Energy schon länger zentral. Denn an beiden Orten betreibt das Unternehmen bereits Testanlagen im Maßstab 1:50, um die Verfahren für die späteren, kommerziellen Anlagen zu verfeinern. So wurde im April 2024 das erste Lithiumchlorid in der sogenannten LEOP („Lithiumextraktions-Optimierungsanlage“) in Landau aus der Geothermie-Sole herausgefiltert. Dieses Vorprodukt wurde im November 2024 erstmals in der Zentralen Lithiumelektrolyse-Optimierungsanlage (CLEOP) im Industriepark Höchst zu Batterie-tauglichem Lithiumhydroxid weiterverarbeitet.
Bei der nun genehmigten LEP handelt es sich also um Vulcans kommerzielle Extraktions-Anlage im großen Maßstab.Der Baubeginn soll noch dieses Jahr erfolgen, ist aber abhängig vom noch ausstehenden Finanzierungsabschluss. Wann die Anlage dann in Betrieb gehen könnte, präzisiert der Lithium-Spezialist noch nicht, betont aber, dass sie „eine gleichzeitige Nutzung der heißen Thermalsole aus dem Oberrheingraben zur Gewinnung von erneuerbarer Energie und klimaneutralem Lithium ermöglicht“. Die Erdwärme der Sole werde dabei zunächst über Wärmetauscher auf einen geschlossenen industriellen Wasserkreislauf übertragen, der sowohl für die regionale Fernwärmeversorgung als auch für die Stromproduktion über die ORC-Anlagen genutzt wird. „Nach der Nutzung der Wärme fließt das abgekühlte Wasser zurück zum Wärmetauscher und wird erneut erhitzt. Parallel wird die nun abgekühlte, lithiumreiche Sole in die LEP geleitet, wo das Lithium extrahiert wird. Die lithiumarme Sole wird anschließend wieder in das geothermische Reservoir zurückgeführt, wodurch der Kreislauf geschlossen wird“, fährt Vulcan aus.
Das gewonnene Lithiumchlorid liefert das Unternehmen anschließend an die kürzlich ebenfalls bereits genehmigte Verarbeitungsanlage (CLP) im Industriepark Höchst, wo es zu Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) in Batteriequalität weiterverarbeitet wird. Der gesamte beschriebene Prozess läuft laut Vulcan „in der Bilanz klimaneutral und ohne die Nutzung von fossilen Brennstoffen ab – eine Besonderheit in der Lithiumbranche“.
Christian Freitag, Chief Commercial Officer und Geschäftsführer der Vulcan Energie Ressourcen GmbH, kommentiert: „Wir freuen uns, die Baugenehmigung für unsere LEP beim Spatenstich-Event für D12 der Stadt Landau erhalten zu haben. Mit dieser letzten Baugenehmigung haben wir einen wichtigen Meilenstein für die kommerziellen Produktion von Lithium und erneuerbarer Energie im Rahmen unseres Lionheart-Projekts erreicht. Wir danken der Stadt Landau für die gute Zusammenarbeit und gratulieren zum erfolgreichen Spatenstich für die Entwicklung des neuen Gewerbegebiets. Gemeinsam möchten wir mit der Umsetzung einer nachhaltigen Fernwärmeversorgung einen Beitrag zur klimaneutralen Zukunft Landaus leisten.“
Vulcan Energy bezifferte das Gesamtinvestitionsvolumen für beide ausgewachsenen Anlagen in Landau und Höchst jüngst auf 690 Millionen Euro. Zur Finanzierung beider Projekte schießen der Bund und die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen 103,6 Millionen Euro zu. Diese Zuwendung erfolgt innerhalb des EU-Beihilferahmens „Temporary Crisis and Transition Framework“ (TCTF) durch die Bundesförderung „Resilienz und Nachhaltigkeit des Ökosystems der Batteriezellfertigung“. Und: Die Anlage in Landau wurde von der EU zudem im März 2025 als eines von ingesamt 47 strategischen Projekten im Rahmen des Critical Raw Materials Act ausgewählt.
Die restliche Projektfinanzierung muss Vulcan Energy bis zum Jahreswechsel auf die Beine stellen. Dabei spielen die künftigen Kunden eine große Rolle. Erst dieser Tage präsentierte Vulcan mit Glencore seinen vierten Kunden. Mit einer Tochter des Rohstoffunternehmens ist über eine Laufzeit von acht Jahren die Abnahme von insgesamt 36.000 bis 44.000 Tonnen LHM vereinbart.
Zur „Finalisierung der Finanzierung“ hat Vulcan jüngst zudem Änderungen an den bisherigen Abnahmeverträgen vorgenommen, konkrt an den Verträgen mit seinen drei bisherigen Kunden Umicore, LG Energy Solution und Stellantis. „Die Änderungen beziehen sich hauptsächlich auf Laufzeit, Volumen und geplante Inbetriebnahmetermine, die mit dem im Finanzmodell des Finanzierungspakets verwendeten Projektzeitplan übereinstimmen“, teilt Vulcan Energy mit. Und die Mengen seien auch angepasst worden, „um die Abnahmemenge gleichmäßiger auf die Abnahmepartner zu verteilen“.
Nach der Anpassung soll LG Energy Solution über sechs Jahre 31.000 Tonnen LHM erhalten. Mit Umicore sind nun ebenfalls über sechs Jahre 23.000 Tonnen vereinbart. Stellantis sind vertraglich 128.000 Tonnen LHM über zehn Jahre zugesichert. In den ursprünglichen Vereinbarungen mit diesen Abnehmern war teil von einem Lieferbeginn ab 2025 die Rede. Durch den nun erst in Aussicht stehenden Baubeginn ist klar, dass die Zulieferung nicht so frühzeitig erfolgen kann.
v-er.eu, announcements.asx.com.au (PDF)





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