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Bilder: Flughafen München, Milence / Montage: electrive

ACEA-Statistik: E-Lkw beschleunigen noch, E-Busse überholen schon

Nach drei von vier Quartalen kämpft der europäische Lkw-Markt mit einer anhaltenden Kaufzurückhaltung. Bei den Bussen zieht die Dynamik dagegen wieder an. Was die Zulassungen von Elektro-Nutzfahrzeugen betrifft, geht die Schweiz bei Strom-Trucks stark voran. Deutschland lässt vor allem mit einer kräftig steigenden Elektrobus-Zulassungskurve aufhorchen.

Quartal für Quartal bildet die European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) die Entwicklung der Nutzfahrzeugmärkte in der EU und ganz Europa ab. Für die ersten neun Monate des Jahres (Q1-Q3) meldet der Verband bei den Lkw nun über alle Antriebe hinweg ein Minus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Bus-Zulassungen steigern sich dagegen um +3,6 Prozent – beides auf EU-Ebene. Klar ist: Vor allem die fossilen Verbrenner verlieren, denn die Zulassungen von E-Lkw und E-Bussen steigen, können – jedenfalls im Truck-Segment – die Verluste der Verbrenner jedoch noch nicht kompensieren.

Es geht aber voran: E-Lkw erreichten in der aktuellen Dreivierteljahres-Statistik einen Marktanteil von 3,8 Prozent – gegenüber 2,1 Prozent im Vorjahreszeitraum. Zählt man die EFTA-Staaten (Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz) sowie Großbritannien hinzu, beläuft sich der E-Anteil auf 4,4 Prozent. Im schon viel tiefer erschlossenen Busmarkt machen E-Fahrzeuge inzwischen 22,7 Prozent aller Zulassungen in der EU aus. Nimmt man auch hier die EFTA-Staaten und UK hinzu, steigt der Anteil von Strom-Bussen auf 24,8 Prozent. Sprich: Jeder vierte neue Bus in Europa fährt elektrisch.

Bevor wir uns die Länder-Rankings genauer anschauen, kurz zur Begriffsklärung vorab: Im Lkw-Bereich unterteilt der ACEA seine Statistik in unterschiedliche Gewichtsspannen. Als mittelschwere Lkw führt der Verband alle Trucks mit 3,5 bis 16 Tonnen auf, als schwere Lkw alle Fahrzeuge ab 16 Tonnen – alles unter 3,5 Tonnen fällt in die Rubrik der Transporter, um die es hier nicht geht. Bei den Bussen unterscheidet der ACEA nicht nach Gewichtsklassen: Hier werden schlichtweg alle  für den Personentransport bestimmten Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen erfasst. Und: Der Verband unterscheidet nicht zwischen rein Batterie-elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden, sondern fasst diese nur als „Elektrisch ladbar“ zusammen.

Damit kann’s losgehen: In den ersten neun Monaten des Jahres hat der ACEA in der EU 225.483 neue Lkw ab 3,5 Tonnen registriert (–9,8 % YoY). Dabei verloren schwere Lkw weniger stark (-9% YoY) , die mittelschweren Lkw hingegen überproportional (-13,5% YoY). Laut dem Verband schwächelten alle wichtigen Märkte, wobei Deutschland (-17,9 %YoY) und Frankreich (-13,4 %YoY) zweistellige Rückgänge verzeichneten. Und: Diesel machen in der EU mit 93,5 Prozent weiterhin den Löwenanteil der Lkw-Zulassungen aus, E-Lkw ab 3,5 bis 44 Tonnen kamen in den ersten drei Quartalen des Jahres in der EU wie erwähnt auf 3,8 Prozent Marktanteil.

Zoomt man auf mittelschwere Lkw zwischen 3,5 und 16 Tonnen dann erhöht sich der Marktanteil von Strom-Trucks in der EU dagegen bereits auf 14,1 Prozent. Konkret kamen in der Union zwischen Januar und September 5.384 elektrisch ladbare Trucks bis 16 Tonnen auf die Straße (+90% YoY), darunter fast die Hälfte (2.260 Einheiten) in Deutschland. Allerdings ist die Dynamik in Deutschland mit 40 Prozent Wachstum geringer als im EU-Durchschnitt. Hohe Wachstumsraten verzeichnen allen voran die Niederlande (853 Einheiten, +736% YoY), Schweden (422 Einheiten, +817% YoY) und Italien (456 Einheiten, +210% YoY). In Frankreich kamen 522 mittelschwere E-Trucks hinzu (+15% YoY), in Dänemark 301 Einheiten (+117% YoY). Damit sind die führenden Nationen in diesem Segment benannt. Außerhalb der EU ist Großbritannien der erste Verfolger Deutschlands – mit 1.909 E-Lkw bis 16 Tonnen (+54% YoY).

Acea commercial vehicles q3
Bild: ACEA

Die schweren Trucks ab 16 Tonnen machen in der EU das weitaus größere Volumen aus. Unter rund 187.300 Gesamtzulassungen waren hier zwischen Januar und September etwa 3.200 E-Lkw – macht einen E-Anteil von 1,7 Prozent. Auch hier sticht Deutschland heraus: mit 900 Einheiten (+19% YoY), mehr als jeder vierte schwere E-Lkw der EU wurde in den ersten neun Monaten des Jahres also in der Bundesrepublik zugelassen. Oberhalb des Durchschnitts-Wachstums in diesem Segment in der Union (+35% YoY) lagen Frankreich (568 Einheiten, +41% YoY) und die Niederlande (556, +46% YoY). Großbritannien ist bei schweren E-Lkw dagegen weniger stark präsent (295, +26% YoY).

Und es fällt auf, dass der ACEA nur noch für Zypern überhaupt keine schweren E-Lkw registriert hat. Alle anderen EU-Nationen und EFTA-Staaten haben dieses oder letztes Jahr zumindest erste XXL-Stromer zugelassen. Die Berührungsängste lassen also offenbar nach.

Hervorzuheben ist bei den E-Trucks noch die Schweiz. Die kleine Alpennation verzeichnete von Januar bis September 614 E-Lkw ab 3,5 Tonnen (+72% YoY) und erreichte damit einen E-Anteil von 18,9 Prozent. Jeder fünfte Lkw war im bisherigen Jahresverlauf in der Schweiz also ein Stromer. Das ist in Europa die Pole Position. Auffällig ist, dass im Land vor allem schweren E-Lkw gut gehen (373 , +76% YoY).

Was den E-Anteil bei Lkw angeht, kann sonst nur die Niederlande (1.409 Einheiten, +192% YoY) folgen. Sie kommt auf einen Elektro-Anteil von 16,8 Prozent. Einen hohe Dynamik verzeichnen ansonsten auch Belgien (+138% YoY), Italien (+192% YoY) und Schweden (+139% YoY). Damit werden diese Länder zu Stützen, die die Antriebswende zusammen mit den Marktführern Deutschland, Frankreich, Niederlande und UK vorantreiben können.

Machen wir an dieser Stelle einen Break – und zoomen auf den europäischen Busmarkt. Hier ist die Akzeptanz von E-Fahrzeugen schon längst gegeben. Von 28.417 neuen Bussen (+3,6% YoY) innerhalb der EU waren zwischen Januar und September 6.444 elektrisch ladbar, also 22,7 Prozent E-Anteil. Eine große Steigerung: Im analogen Zeitraum vor einem Jahr lag der E-Anteil noch bei 15,9 Prozent. Während der E-Bus-Markt in der Union im Schnitt um 49 Prozent wuchs, stach in den ersten neun Monaten des Jahres vor allem Deutschland (1.202 Einheiten, +108% YoY) heraus, flankiert von starken Wachstumsmärkten wie Schweden (+684% YoY) oder Belgien (+389% YoY). Erwähnenswert sind aber auch sonst eher wenig beachtete EU-Nationen wie Rumänien (455 Einheiten, +62% YoY) oder Litauen (143, +170% YoY).

Noch wichtig: E-Busse graben Hybrid-Bussen zunehmend das Wasser ab: Die Zulassungen von Hybridbussen gingen in der Europäischen Union laut ACEA um 32,7 Prozent zurück und fielen damit auf einen Marktanteil von 6,3 Prozent. Die Zulassungen von Dieselbussen blieb dagegen im bisherigen Jahresverlauf konstant und liegt nun bei einem Marktanteil von 64,2 Prozent.

Beim Länder-Ranking zeigt sich ein wesentlich homogeneres Bild als bei den E-Lkw. 15 der 27 EU-Staaten können nach drei von vier Quartalen E-Buszulassungen im vier- oder dreistelligen Bereich vorweisen – vorneweg Deutschland (1.202, +108% YoY), Italien (912, +83%) und Schweden (698, +684% YoY). Auf Gesamt-Europa gesehen, ist Großbritannien bei den E-Buszulassungen weiter das Maß aller Dinge. Seit Jahresanfang verzeichnete das Land 2.117 neue E-Busse (+50% YoY) und sorgt somit fast im Alleingang dafür, dass der E-Busanteil am Gesamtmarkt aller EU- und EFTA-Staaten plus UK auf einen neuen Rekordwert von 24,8 Prozent gestiegen ist.

acea.auto, acea.auto (PDF)

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