Sechs Betreiber gründen „H2 Infrastructure Alliance“

Sechs europäische Betreiber von Wasserstofftankstellen haben sich zur „H2 Infrastructure Alliance“ zusammengeschlossen, um den Ausbau der Wasserstoffmobilität zu beschleunigen – auch H2 Mobility aus Deutschland. Bevor es an den Ausbau geht, schließt H2 Mobility hierzulande aber erst einmal 14 Standorte zum Jahresende.

Hy mobility wasserstoff tankstelle lkw fcev
Bild: H2 Mobility

Zunächst aber zur „H2 Infrastructure Alliance“: Der Zusammenschluss vereint Hydri (Schweden), TEAL Mobility (Frankreich), Fountain Fuel (Niederlande), H2 Mobility (Deutschland), Virya Energy (Belgien) und HYmpulsion (Frankreich). Gemeinsam betreiben diese Unternehmen 92 Wasserstofftankstellen (HRS) für leichte und schwere Nutzfahrzeuge. Stand heute sind bis 2028 weitere 39 Großtankstellen geplant – laut den Betreibern genug, um täglich mehr als 1.800 Lkw zu betanken. Derzeit reicht das Netz der sechs Partner von Nordschweden bis Südfrankreich – aber noch mit deutlichen Lücken.

Die Allianz betont die entscheidende Bedeutung der Verfügbarkeit von Fahrzeugmodellen. Sie ruft „Fahrzeughersteller dazu auf, die nächste Phase der Wasserstoffmobilität durch Fahrzeugauslieferungen und ein breiteres Modellangebot voranzutreiben“. Ziel sei es, Infrastruktur- und Fahrzeugausbau bis 2028 besser aufeinander abzustimmen und zu beschleunigen. Allerdings ist fraglich, wie wirksam dieser Aufruf tatsächlich sein wird: Hyundai hat zwar in diesem Jahr eine neue Generation des Nexo vorgestellt und BMW will bis 2028 den neuen X5 auch mit Brennstoffzelle in Serie bringen. Im Nutzfahrzeug-Bereich ist aber der Traton-Konzern ohnehin skeptisch und Daimler Truck bleibt erst einmal bei der Kundenerprobung des Gen H2 Trucks – die Serienproduktion wurde bis ins nächste Jahrzehnt verschoben. Viele Modelle sind also nicht in der Pipeline, auf die die Mitglieder der „H2 Infrastructure Alliance“ hoffen können.

H2 infrastructure alliance map
Bild: H2 Infrastructure Alliance

„Mit einem ambitionierten, dennoch realistischen Ausbaupfad lässt sich ein vernetztes Tankstellennetz realisieren, das ganz Europa abdeckt“, heißt es in der Mitteilung, was als „Connectic the Dots“ bezeichnet wird. „Durch den Vorstoß der Infrastrukturbetreiber das Tankstellennetzes zuerst auszubauen, kann das häufig zitierte Henne-Ei-Dilemma überwunden werden.“ Die Allianz sieht dabei Parallelen zur Entwicklung der Mobilfunkinfrastruktur in den frühen 2000er-Jahren. „Damals führten mehr Sendemasten und eine bessere Netzabdeckung zu einem starken Anstieg der Mobiltelefonnutzung. Dieser Trend wiederum förderte die Errichtung weiterer und leistungsfähigerer Sendemasten und mündete schließlich in technologischen Fortschritten wie den 5G-Netzen. Mit vielen Sendemasten, einer großen Zahl an Mobiltelefonen und hohen Nutzungsraten sanken die Gesamtkosten des Systems spürbar“, heißt es in der Mitteilung.

Zumindest in Deutschland werden die Lücken, die die Allianz schließen will, zunächst erst einmal größer. Denn die Serie an Standort-Schließungen bei H2 Mobility, in der ältere Tankstellen meist ohne modernere Nachfolger außer Betrieb genommen werden, geht weiter. Denn vor einigen Tagen hat der Betreiber angekündigt, zum 31.12.2025 die Standorte Berlin-Rothenbachstraße, Biebelried, Braunschweig, Duisburg, Essen, Hasbergen, Ingolstadt, Kirchheim, Laatzen, Limburg, Lohfelden, Metzingen, Rheda-Wiedenbrück und Wendlingen zu schließen. „Kunden können an den genannten Stationen noch bis Ende Dezember tanken, anschließend werden die Stationen geschlossen und zurückgebaut“, heißt es in der Mitteilung.

„Die Tankstellen, welche den Start der Wassermobilität vor über zehn Jahren haben beginnen lassen, können nicht an die technisch veränderten und wachsenden Anforderungen angepasst werden. Sie zeichnen sich durch kleine Speicherkapazitäten und eine aus heutiger Sicht für den Nutzfahrzeugbereich ungenügende Leistungsfähigkeit aus. Diese Tankstellen wurden für einen Pkw-Markt erbaut, welcher sich in den vergangenen Jahren nicht wie erwartet entwickelt hat“, so Martin Jüngel, Geschäftsführer und CFO von H2 Mobility. „Wir investieren parallel in leistungsfähigere und zukunftsorientierte Stationen, eine neue Generation von Wasserstofftankstellen. Diese zeichnen sich durch eine deutliche höhere Leistungsfähigkeit und Resilienz aus und betanken beispielsweise Busse und Lkw mit 350-Bar-Tanksystemen in weniger als 15 Minuten.“

In Deutschland beträgt der Wasserstoff-Absatz durch Busse und Lkw laut Jüngel bereits heute bei deutlich über 70 Prozent. „Es geht darum, die regulatorischen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene weiter voranzubringen. Die H2 Infrastructure Alliance setzt dafür ein wichtiges Zeichen“, so Jüngel. „Die Realisierung eines europaweiten Tankstellennetzes ist bereits in vollem Gange und benötigt jetzt das Commitment auf OEM-Seite für steigende Fahrzeugzahlen.“

Dass die oft als zu hoch kritisierten Wasserstoff-Preise bei steigender Abnahme spürbar sinken können, will H2 Mobility in einer Partnerschaft mit dem BZ-Lkw-Vermieter Hylane beweisen. Denn ab dem 1. Januar 2026 können Hylane-Kunden an ausgewählten H2-Mobility-Tankstellen Wasserstoff für rund 8 Euro netto pro Kilogramm tanken. „Dies ist möglich dank vertraglich vereinbarter Abnahmemengen, leistungsstarker Tankstellen und grünem Wasserstoff in Verbindung mit dem Treibhausgas-Quotenhandel. Der neue Preis ist ein wichtiger Schritt für die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff-Lkw“, teilt H2 Mobility mit. Das Angebot gilt nur bei Tankvorgängen über die Hylane-Tankkarte und ist in den Regionen Düsseldorf sowie Rhein-Neckar verfügbar – wo die modernsten Tankstellen von H2 Mobility stehen.

„Das neue Preisniveau ist das Ergebnis einer strategischen Partnerschaft: Hylane bündelt den Wasserstoffbedarf ihrer Flottenkunden – darunter führende Logistik- und Handelsunternehmen – und garantiert H2 Mobility kontinuierlich hohe Abnahmemengen“, heißt es in der Mitteilung.“ Diese Planungssicherheit ermöglicht eine bessere Auslastung der Tankstellen und erlaubt H2 Mobility, Wasserstoff strategisch und kosteneffizient einzukaufen. So entstehen stabile, reduzierte Preise, die den wirtschaftlichen Betrieb von Wasserstoff-Lkw im Alltag fördern.“

h2mobility.de

4 Kommentare

zu „Sechs Betreiber gründen „H2 Infrastructure Alliance““
Jens Wilke
19.11.2025 um 12:55
Hinsichtlich der Kosten: Wenn man von 8 kg Wasserstoff pro 100 Kilometer ausgeht (https://www.electrive.net/2024/01/24/metro-nimmt-ersten-von-drei-h2-lkw-in-betrieb/) sind das bei den subventionierten 8 Euro insgesamt 64 Euro Treibstoffkosten pro 100 km. Für die Herstellung von 1kg Wasserstoff werden nach Stand der aktuellen Technik 53kWh Strom benötigt. (https://energyboosted.de/post/wieviel-strom-fuer-1-kg-wasserstoff-energieverbrauch) Um die 8 Euro erreichen zu können muss der Strom weniger als 15,1 Cent pro kWh kosten (53*0,151€=8€) - Und das nur für Strom-Betriebskosten bei der Herstellung. Allein dieser Preis ist ja nur subventioniert möglich. Schaut man jetzt den Verbrauch genauer an, ergibt sich bei Wasserstoff ein Verbrauch von mehr als 400 kWh auf 100 km. Der Vergleich mit BEVs mit 120 kWh pro km ist schon dramatisch. Irgendeiner dieser hochbezahlten Personen muss doch eine Antwort auf die Frage haben, wie sich das für einen Spediteur im Vergleich zu BEV rechnen kann. Übersehe ich hier irgendwas? Gibt es Studien dazu?Einschränkend: Ich halte Wasserstoff wichtig für die Dekarbonisierung der Industrie, deswegen braucht es auch Elektrolyse etc., aber in der Mobilität erschließt sich mir der Anwendungsfall komplett nicht.
Arndt Schäffler
19.11.2025 um 15:41
Für Spediteure rechnen sich BZ-Trucks nicht. Das haben sie nie und werden es nie. Es sei denn, die Spediteure stehen der Wasserstoff-Industrie nah und erhalten extrem niedrige H2-Preise, oder haben einfach einfach kein Problem damit das 3 bis 5fache an Betriebskosten zu kalkulieren. In Deutschland wurden im 1. Halbjahr 2025 36 BZ-Lkw (N1-N3) gegenüber 10.561 BEV-Lkw (N1-N3). Knapp 300 BEV-Lkw auf einen (!) BZ-Lkw. Damit wäre die Diskussion normalerweise beendet. Aber: für die H2-Lobby und die Wasserstoff-Industrie ist der Straßenverkehr am lukrativsten, lässt sich hier doch der höchste Preis für H2 erzielen. Und FCEV-Nutzer sind abhängig von den H2-Preisen. Diese Abhängigkeit und die hohen Gewinnerwartungen führen dazu, dass die H2-Lobby und ihre Investoren eine Wasserstoffinfrastruktur als Zombieindustrie in die Landschaft betonieren. Der H2-Preis wird auf langfristige Sicht nicht sinken. Batteriespeicherkraftwerke graben den H2-Speicherkraftwerken das Wasser ab. Was bleibt ist langfristig der Abriss dieser Zombieindustrie auf Staatskosten.
Michael
19.11.2025 um 15:40
Nein, du übersiehst nichts. Die Allianz wird aus Fossilisten bestehen, die ihr Monopol behalten wollen. Die Logistiker hingegen können rechnen und rechnen die Kosten pro km, die aus Treibstoff, Verschleiß und Wartung bestehen. Und da schneiden BEV in allen Belangen besser ab. Gerade die Brennstoffzelle und die Drucktanks werden wohl Wartungskosten haben. Hingegen auf die Akkus geben die Hersteller gute Garantieleistungen. Und viele Logistiker bauen eigene Ladestationen mit PV und Akkus. Die H2 Allianz wird wohl hoffen, schnell noch Subventionen einzustreichen. Siehe BMW. Bei dieser Technologie ist unserere Politik spendabel.
Big Picture
19.11.2025 um 15:30
Für einen einzelnen Truck/ eine einzelne Flotte, bin ich bei dir. Gesamtheitlich gedacht, also wenn du sämtliche LKWs in Deutschland oder Europa betrachtest, finde ich das nicht mehr so klar. Folgende Punkte z.B.: Unsere Netze geben es, soweit ich das sehe, bei weitem nicht her sämtliche LKWs an Tankstellen mit Strom zu versorgen. Sofern der Strom nicht dezentral an der Tankstelle hergestellt wird, hast du zudem Verluste im Stromtransport. Das wird bei riesigen Mengen für all die LKWs relevant. Wasserstoff kannst du dagegen quasi verlustfrei transportieren. Dazu gibt's Studien. Dein Strompreis ist mir nicht ganz klar. Ich erwarte, dass Wasserstoff dort produziert werden wird, wo Strom selbst regenerativ erzeugt wird. Also nicht von einem Netzanbieter eingekauft werden muss. Wenn du diesen Strom nicht in H2 speicherst, musst du ihn anderweitig speichern, z.b. in Batterien. Da regenerativ nicht konstant Strom liefert. Dann hat man plötzlich auch wieder Verluste durch Umwandlung. Ab 2030 soll die Pipeline für H2 von Afrika nach Deutschland kommen. Preis fürs kg kenne ich nicht, fände ich spannend. Ich finde es schwierig, das gesamtheitlich zu überblicken und glaube nicht, dass die simple Betrachtung nur auf Wirkungsgrad und aktuelle Preise ausreichend ist. Ich könnte mir vorstellen, dass hier irgendwann H2 seinen berechtigten Marktanteil beisteuert. Stahlindustrie hat aber definitiv Vorrang. Daher auf jeden Fall Elektrolyse hochrampen!

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