Sechs Betreiber gründen „H2 Infrastructure Alliance“
Zunächst aber zur „H2 Infrastructure Alliance“: Der Zusammenschluss vereint Hydri (Schweden), TEAL Mobility (Frankreich), Fountain Fuel (Niederlande), H2 Mobility (Deutschland), Virya Energy (Belgien) und HYmpulsion (Frankreich). Gemeinsam betreiben diese Unternehmen 92 Wasserstofftankstellen (HRS) für leichte und schwere Nutzfahrzeuge. Stand heute sind bis 2028 weitere 39 Großtankstellen geplant – laut den Betreibern genug, um täglich mehr als 1.800 Lkw zu betanken. Derzeit reicht das Netz der sechs Partner von Nordschweden bis Südfrankreich – aber noch mit deutlichen Lücken.
Die Allianz betont die entscheidende Bedeutung der Verfügbarkeit von Fahrzeugmodellen. Sie ruft „Fahrzeughersteller dazu auf, die nächste Phase der Wasserstoffmobilität durch Fahrzeugauslieferungen und ein breiteres Modellangebot voranzutreiben“. Ziel sei es, Infrastruktur- und Fahrzeugausbau bis 2028 besser aufeinander abzustimmen und zu beschleunigen. Allerdings ist fraglich, wie wirksam dieser Aufruf tatsächlich sein wird: Hyundai hat zwar in diesem Jahr eine neue Generation des Nexo vorgestellt und BMW will bis 2028 den neuen X5 auch mit Brennstoffzelle in Serie bringen. Im Nutzfahrzeug-Bereich ist aber der Traton-Konzern ohnehin skeptisch und Daimler Truck bleibt erst einmal bei der Kundenerprobung des Gen H2 Trucks – die Serienproduktion wurde bis ins nächste Jahrzehnt verschoben. Viele Modelle sind also nicht in der Pipeline, auf die die Mitglieder der „H2 Infrastructure Alliance“ hoffen können.

„Mit einem ambitionierten, dennoch realistischen Ausbaupfad lässt sich ein vernetztes Tankstellennetz realisieren, das ganz Europa abdeckt“, heißt es in der Mitteilung, was als „Connectic the Dots“ bezeichnet wird. „Durch den Vorstoß der Infrastrukturbetreiber das Tankstellennetzes zuerst auszubauen, kann das häufig zitierte Henne-Ei-Dilemma überwunden werden.“ Die Allianz sieht dabei Parallelen zur Entwicklung der Mobilfunkinfrastruktur in den frühen 2000er-Jahren. „Damals führten mehr Sendemasten und eine bessere Netzabdeckung zu einem starken Anstieg der Mobiltelefonnutzung. Dieser Trend wiederum förderte die Errichtung weiterer und leistungsfähigerer Sendemasten und mündete schließlich in technologischen Fortschritten wie den 5G-Netzen. Mit vielen Sendemasten, einer großen Zahl an Mobiltelefonen und hohen Nutzungsraten sanken die Gesamtkosten des Systems spürbar“, heißt es in der Mitteilung.
Zumindest in Deutschland werden die Lücken, die die Allianz schließen will, zunächst erst einmal größer. Denn die Serie an Standort-Schließungen bei H2 Mobility, in der ältere Tankstellen meist ohne modernere Nachfolger außer Betrieb genommen werden, geht weiter. Denn vor einigen Tagen hat der Betreiber angekündigt, zum 31.12.2025 die Standorte Berlin-Rothenbachstraße, Biebelried, Braunschweig, Duisburg, Essen, Hasbergen, Ingolstadt, Kirchheim, Laatzen, Limburg, Lohfelden, Metzingen, Rheda-Wiedenbrück und Wendlingen zu schließen. „Kunden können an den genannten Stationen noch bis Ende Dezember tanken, anschließend werden die Stationen geschlossen und zurückgebaut“, heißt es in der Mitteilung.
„Die Tankstellen, welche den Start der Wassermobilität vor über zehn Jahren haben beginnen lassen, können nicht an die technisch veränderten und wachsenden Anforderungen angepasst werden. Sie zeichnen sich durch kleine Speicherkapazitäten und eine aus heutiger Sicht für den Nutzfahrzeugbereich ungenügende Leistungsfähigkeit aus. Diese Tankstellen wurden für einen Pkw-Markt erbaut, welcher sich in den vergangenen Jahren nicht wie erwartet entwickelt hat“, so Martin Jüngel, Geschäftsführer und CFO von H2 Mobility. „Wir investieren parallel in leistungsfähigere und zukunftsorientierte Stationen, eine neue Generation von Wasserstofftankstellen. Diese zeichnen sich durch eine deutliche höhere Leistungsfähigkeit und Resilienz aus und betanken beispielsweise Busse und Lkw mit 350-Bar-Tanksystemen in weniger als 15 Minuten.“
In Deutschland beträgt der Wasserstoff-Absatz durch Busse und Lkw laut Jüngel bereits heute bei deutlich über 70 Prozent. „Es geht darum, die regulatorischen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene weiter voranzubringen. Die H2 Infrastructure Alliance setzt dafür ein wichtiges Zeichen“, so Jüngel. „Die Realisierung eines europaweiten Tankstellennetzes ist bereits in vollem Gange und benötigt jetzt das Commitment auf OEM-Seite für steigende Fahrzeugzahlen.“
Dass die oft als zu hoch kritisierten Wasserstoff-Preise bei steigender Abnahme spürbar sinken können, will H2 Mobility in einer Partnerschaft mit dem BZ-Lkw-Vermieter Hylane beweisen. Denn ab dem 1. Januar 2026 können Hylane-Kunden an ausgewählten H2-Mobility-Tankstellen Wasserstoff für rund 8 Euro netto pro Kilogramm tanken. „Dies ist möglich dank vertraglich vereinbarter Abnahmemengen, leistungsstarker Tankstellen und grünem Wasserstoff in Verbindung mit dem Treibhausgas-Quotenhandel. Der neue Preis ist ein wichtiger Schritt für die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff-Lkw“, teilt H2 Mobility mit. Das Angebot gilt nur bei Tankvorgängen über die Hylane-Tankkarte und ist in den Regionen Düsseldorf sowie Rhein-Neckar verfügbar – wo die modernsten Tankstellen von H2 Mobility stehen.
„Das neue Preisniveau ist das Ergebnis einer strategischen Partnerschaft: Hylane bündelt den Wasserstoffbedarf ihrer Flottenkunden – darunter führende Logistik- und Handelsunternehmen – und garantiert H2 Mobility kontinuierlich hohe Abnahmemengen“, heißt es in der Mitteilung.“ Diese Planungssicherheit ermöglicht eine bessere Auslastung der Tankstellen und erlaubt H2 Mobility, Wasserstoff strategisch und kosteneffizient einzukaufen. So entstehen stabile, reduzierte Preise, die den wirtschaftlichen Betrieb von Wasserstoff-Lkw im Alltag fördern.“





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