VW-Standort in Dresden: Gläserne Manufaktur wird wohl Innovationszentrum

Noch vor Weihnachten läuft im kleinsten VW-Werk Deutschlands der letzte ID.3 vom Band. Jetzt gibt es auch konkrete Infos, wie es danach in der Gläsernen Manufaktur weitergeht: Offenbar soll in Kooperation mit dem Freistaat und der TU Dresden ein Innovationszentrum entstehen. Doch wichtige Fragen sind noch nicht final geklärt.

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Bild: Volkswagen

Offiziell bestätigt ist das zwar noch nicht. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen berichtet, sollen Volkswagen Sachsen, der Freistaat und die Technische Universität (TU) Dresden „eine Absichtserklärung zur Nutzung der Gläsernen Manufaktur Dresden ab 2026 unterschrieben“ haben.

Dass die Fahrzeugproduktion in der Gläsernen Manufaktur endet, wurde im Dezember 2024 als Teil des „Weihnachtsfriedens“ genannten Tarifpakets beschlossen. Nach monatelangen Verhandlungen und mehreren Streik-Runden hatte sich der Konzern damals mit der IG Metall auf den Abbau von 35.000 Stellen bis 2030 und der Reduktion der Produktionskapazität um 700.000 Fahrzeuge geeinigt – offiziell aber ohne Werksschließungen. Das Werk Osnabrück sollte demnach verkauft werden (hier gibt es noch keinen Deal) und in der Gläsernen Manufaktur sollte die Produktion Ende 2025 auslaufen – was nun bald geschieht. Für den Standort in Dresden wurde aber vereinbart, dass er nicht komplett geschlossen wird, sondern eine „Anschlussnutzung“ geprüft wird. Darum war es seitdem aber in der Öffentlichkeit ruhig geworden.

Mit der offenbar unterzeichneten Absichtserklärung wird diese „Anschlussnutzung“ nun konkreter, auch wenn noch kein finaler Vertrag geschlossen ist – offenbar ist man sich noch nicht in allen Punkten einig. „Geplant ist demnach ein Innovationszentrum, Laufzeit sieben Jahre, das Spitzenforschung und Wissenstransfer auf zukunftsweisenden Technologiefeldern verbinden soll. VW würde in diesem Modell Forschungspartner der TU werden und der Universität Aufträge erteilen“ schreibt das Handelsblatt.

Betriebsversammlung am 4. Dezember

Auch wenn die aktuelle Vereinbarung noch nicht rechtlich bindend ist, scheint eine finale Einigung nur eine Frage der Zeit zu sein. Für Donnerstag, den 4. Dezember, ist offenbar eine Betriebsversammlung für die Mitarbeitenden der Gläsernen Manufaktur geplant, bei der neben dem Management von VW Sachsen auch Marken-CEO Thomas Schäfer und Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo sprechen werden.

Sollte es tatsächlich zu dem Innovationszentrum kommen, würde VW zwar die vereinbarte Anschlussnutzung wirklich umsetzen, allerdings bleibt ein Problem: In dem Innovationszentrum werden andere Qualifikationen benötigt als in der Fahrzeugproduktion – zuletzt haben 205 Mitarbeitende 6.000 ID.3 pro Jahr gebaut. Ende September gab VW Sachsen gegenüber der Staatskanzlei an, dass man lediglich „135 Mitarbeitenden eine Beschäftigungsperspektive“ bieten könne. Wie es jetzt in dem Handelsblatt-Bericht unter Berufung auf Konzernkreise heißt, sollen viele der Dresdner Beschäftigten Abfindungs- oder Vorruhestandsangebote angenommen haben.

Laut dem aktuellen Stand bleiben aber wohl 60 Beschäftigte, die nicht in dem Innovationszentrum benötigt werden, aber auch kein Angebot angenommen haben. Für die Angestellten der Gläsernen Manufaktur gilt auch die VW-Beschäftigungsgarantie bis 2030. „Findet sich keine Aufgabe, müssten die Mitarbeiter im Zweifel bei fortlaufenden Bezügen zu Hause bleiben“, heißt es in dem Artikel. Ein Szenario, das das Management natürlich vermeiden will. Es wird wohl auch über Versetzungen in andere VW-Werke diskutiert.

Ein weiterer Punkt, bei dem sich die drei Partner wohl noch nicht ganz einig sind, ist die Finanzierung. Zwar soll die TU Dresden knapp die Hälfte der Fläche anmieten. Wer aber den Umbau vom Autowerk zum Innovationszentrum zahlt – im Raum stehen Einmalkosten von rund 50 Millionen Euro – ist noch nicht klar.

VW hatte die Gläserne Manufaktur einst errichtet, um das eigene Flaggschiff-Modell Phaeton in einer exklusiven Umgebung zu fertigen. Später wurden in der Anlage, die als Prestigeobjekt aufgebaut wurde, auch Fahrzeuge von Bentley montiert. Von 2017 bis 2020 lieft dort der e-Golf in einer Show-Montage vom Band, seit 2021 der ID.3.

handelsblatt.com

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