Erste Probefahrt im e.Go Life (mit Video)

Klein, leicht, elektrisch und günstig – all das will das Elektroauto e.Go Life aus Aachen sein. Wir konnten im Rahmen der Bosch Mobility Experience auf dem Beifahrersitz zu einer ersten Probefahrt mit einem Prototypen starten. Und haben ein grundsolides E-Fahrzeug erlebt.

Ein alltagstaugliches Elektroauto für 11.900 Euro nach Abzug der Kaufprämie? Gibt’s bisher nicht! Auch deshalb sind die Erwartungen an das Aachener Start-up e.Go Mobile groß. Und die Ausreden von Flotten-Betreibern, die mit kleinen Autos in den Innenstädten der Republik etwa Pflegedienste betreiben, werden mit dem Produkt aus Aachen um ein gewichtiges Argument ärmer. Der e.Go Life, ein Pkw der Fahrzeugklasse M1, punktet mit einfacher Technik und einem niedrigen Preis. Die Zielgruppe: Fuhrparks mit geringen Ansprüchen und planbaren Reichweiten. Zum Beispiel Pflegedienste. Die Produktion soll bereits im Frühjahr 2018 starten. Deshalb konnten wir die erste Fahrt mit dem e.Go Life kaum erwarten. Beim Bosch-Motorpressekolloquium – der Zulieferer stellt den 48-Volt-Antrieb nebst Batterien – ging für uns immerhin die Beifahrertür auf.

Antrieb aus dem Bosch-Baukasten

Natürlich wollten wir den silbergrauen Stromer am liebsten selbst fahren. Doch jegliches Bezirzen der e.Go-Mannschaft blieb erfolglos. Zu wertvoll war ihnen der eine von erst sechs existierenden Prototypen, der bei der Veranstaltung am Bosch-Prüfzentrum Boxberg zur Verfügung stand. Dafür waren wir vor Ort immerhin die ersten Journalisten an Bord. Die Probefahrt ging dann auch munter los. Die Beschleunigung der beiden 11-kW-Maschinen aus dem 48-Volt-Baukasten von Bosch war zwar nicht mit unserem BMW i3 zu vergleichen, doch um wilde Ampelstarts geht es beim e.Go Life ja auch nicht. Dafür – und das ist wichtiger – haben Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz in der vorderen Sitzreihe. Selbst auf den zwei Sitzen dahinter finden große Personen bequem Platz. Nur der Kofferraum ist knapp bemessen. Da man jedoch die Rücksitze umlegen kann, ist das vermeintliche Problem im Alltag der Flotte – wo ohnehin fast nur allein gefahren wird – keines mehr. Und die klassische Altenpflegerin nimmt in der Regel ohnehin nur eine größere Tasche mit auf die Tour zu ihren Patienten.

Die Abstimmung des Fahrwerks war in dem Prototypen noch nicht ideal, hier und da rumpelte es durchaus noch. Auch die E-Motoren waren unerwartet laut, klangen wie ein elektrischer Gabelstapler unter Last. Hier soll es noch Änderungen geben – unter anderem bei der Steuerung der elektrischen Maschinen, versicherten uns die Betreuer. Immerhin wäre der e.Go Life mit diesem Sound beim Anfahren zu hören, was auf dem Parkplatz des Pflegedienstes kein Nachteil sein muss. Zur Verarbeitung können wir noch nicht viel sagen, Spaltmaße galt es bei dem Testauto zu ignorieren. Die Ladeklappe unterm Marken-Emblem – der e.Go Life ist ein Nasenlader – war ebenfalls noch ein Provisorium. Die Qualität des Fahrzeugs wird stark von der Produktion abhängen. Und da ist der Anspruch in Aachen groß: Es soll nicht weniger als eine „Industrie 4.0-Vorzeigefabrik“ entstehen.

Ebenso entscheidend ist die Hardware des elektrischen Antriebsstrangs. Da diese erprobt ist und die Standard-Komponenten aus dem Regal kommen, ist mit voller Alltagstauglichkeit zu rechnen. Zum Einsatz kommt in dem Viersitzer ein 48-Volt-Antriebssystem, das mit gleichen Komponenten auch in der E-Schwalbe von Govecs und dem Microlino genutzt wird. Wo bei der elektrischen Schwalbe ein Motor und ein oder zwei Batterie-Module ausreichen, werden im e.Go Life zwei Maschinen und sechs bzw. acht Batterie-Module (die Basisversion hat 14,4 kWh, die größere 19,2 kWh) verbaut. Für Bosch als zentralen Lieferanten hat diese Herangehensweise großen Charme: „Wir kumulieren Stückzahlen über verschiedene Hersteller und Fahrzeuge hinweg, um Elektromobilität bezahlbar zu machen.“ Mit diesen Worten beschrieb Dr. Hans Georg Schlager von Bosch Automotive Electronics (AE) mit Hauptsitz in Reutlingen das 48-Volt-Baukasten-Konzept. Er bestätigte am Boxberg auch weitere Serienprojekte, die derzeit in Vorbereitung seien – hauptsächlich aber im Zweirad-Bereich.

Form folgt Funktion

Im Innenraum wartet der e.Go Life nicht mit großen Überraschungen auf. Aber das Elektroauto bietet mehr, als man für das kleine Geld vielleicht erwarten würde: Ein kleines Display hinter dem Lenkrad zeigt die Fahrdaten, zentral in der Mitte hängt ein Touch-Bildschirm für weitere Funktionen. Drumherum ist die Steuerung der Belüftung angeordnet. Natürlich ist hier alles aus dunklem Plastik, um Schönheit geht es nicht. Da folgen die Macher ihrem früheren Konzept, das sie in Aachen schon bei der Entwicklung des StreetScooter beherzigt haben: Form follows function! Immerhin müssen die geneigten Fahrerinnen und Fahrer die Fenster auch nicht mit der Hand kurbeln, hier sind elektrische Fensterheber verbaut. Ein gewisses Maß an Bequemlichkeit unterstützt der elektrische City-Flitzer also. Und deshalb ist unser Fazit am Ende der Probefahrt klar: Pflegedienste der Republik, macht Euch bereit für Elektromobilität! Denn am e.Go Life kommt Euer Controlling nicht vorbei.

3 Kommentare

zu „Erste Probefahrt im e.Go Life (mit Video)“
Manuel Schulz
16.07.2017 um 18:34
Der riesige zentrale Plastikkasten zur Bedienung von Heizung/Lüftung mit Display ist leider so hässlich durch Form und Material, dass das ein komplettes K.O.-Kriterium für mich wäre. Erstaunlich, weil das Außendesign relativ ansprechend ist. Ob das noch überarbeitet wird vor der Serienproduktion?
André
05.09.2018 um 16:28
Bin auch mal gespannt wie man das display bei ungünstigen lichtverhältnissen ablesen kann - ist ja keinerlei sonnenschuzu drüber verbaut
André
05.09.2018 um 16:30
Ein Blick in den Kofferraum wäre sehr interessant gewesen. Macht nicht den Eindruck als bekäme man da eine Kiste Bier rein :-)

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