MOIA startet Betrieb in Hamburg / Juristisches Tauziehen

Volkswagens Ridesharing-Dienst MOIA hat in Hamburg nun offiziell den Betrieb aufgenommen. Der Start erfolgt mit zunächst 100 elektrisch betriebenen Kleinbussen, ein Ausbau auf 500 Fahrzeuge ist bereits geplant. Um den Betriebsstart gab’s derweil dieser Tage noch ein juristisches Tauziehen.

Grundidee des neuen Ridepooling-Mobilitätsangebots ist es, Fahrgäste mit ähnlichen Zielen zusammen zu befördern. Gerufen werden die MOIA-Fahrzeuge per App zu virtuellen Haltestellen. 10.000 gibt es davon in Hamburg. Sie sollen nach Angaben des Anbieters nie weiter als 250 Meter vom eigenen Standort entfernt sein. In letzten Tests feilte MOIA seit Januar an den Feinheiten des Angebots. Preislich liegt der Service zwischen Bussen und Taxen. „Eine durchschnittliche Fahrt wird pro Person etwa zwischen sechs und sieben Euro kosten“, nennt CEO Ole Harms eine Hausnummer zur Orientierung.

Zum Einsatz kommen 100 Exemplare des bei Volkswagen in Osnabrück aufwändig umgebauten e-Crafter – u.a. wächst die Batteriekapazität von 36 kWh beim normalen e-Crafter auf 87 kWh bei MOIA. Die gespeicherte Energie soll mindestens für die maximal erlaubte Lenkzeit von fünf Stunden reichen. Dann müssen die Fahrer eine halbe Stunde Pause machen – genug, um bis nahe 80 Prozent zu laden. Diese Eckpunkte hat unser Autor Christoph M. Schwarzer kürzlich bei einem Vor-Ort-Termin in Hamburg erfahren. Zu seinem detaillierten MOIA-Bericht, in dem er auch der Bogen zu gesetzlichen Rahmenbedingungen und zum Verhältnis zwischen MOIA und dem ÖPNV schlägt, geht es hier.

Hamburg hat den Betrieb von MOIA bereits im April 2018 offiziell genehmigt. Doch der Betriebsstart stößt auf Widerstand. Wie die „Hamburger Morgenpost“ berichtet, entschied das Hamburger Verwaltungsgericht noch am Freitagabend, dass der Fahrdienst seinen Betrieb nicht aufnehmen darf. Ein vom Hansa-Taxi-Unternehmer Ivica Krijan eingereichter Widerspruch gegen die städtische Genehmigung habe aufschiebende Wirkung, heißt es in dem Bericht. Gegen diesen Beschluss legte wiederum die Verkehrsgewerbeaufsicht Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein. Außerdem ordnete sie am heutigen Montagmorgen die „sofortige Vollziehung der Genehmigung“ an. Deshalb fahren jetzt die MOIA-Shuttles. Zumindest vorläufig, denn der Anwalt des Taxi-Unternehmers kündigte bereits an, bei Gericht eine sogenannte Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung erzielen zu wollen.

Derweil plant MOIA, den Fuhrpark in Hamburg bis zum ersten Quartal 2020 von 100 auf 500 Fahrzeuge und das Betriebsgebiet von 200 auf 300 Quadratkilometer zu erweitern. Letzteres umfasst den Großteil der nördlich der Elbe gelegenen Stadtteile. Die Betriebszeiten von MOIA sind Montag bis Mittwoch, 6 bis 24 Uhr, donnerstags, 6 bis 2 Uhr, freitags und samstags, 6 bis 4 Uhr und sonntags, 9 bis 24 Uhr.

Insgesamt nimmt das Unternehmen zur Etablierung des Diensts „eine signifikante dreistellige Millionensumme“ in die Hand, heißt es. Was in Hamburg beginnt, soll in anderen deutschen und internationalen Städten weitergehen. In Hannover gibt es das Shuttle-Angebot von MOIA schon länger – wenn auch ohne Elektroautos. Die dortige Testphase mit 35 Volkswagen Multivan T6 ging im Juli 2018 zu Ende, seitdem ist der Dienst für jedermann zugänglich.
automobilwoche.de, ndr.de, volkswagenag.com, mopo.de (juristisches Tauziehen)

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