Daimler: Zetsche gibt Chefposten an Källenius ab

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Mit der heutigen Hauptversammlung tritt Dieter Zetsche nach 13 Jahren an der Daimler-Spitze ab und übergibt die Leitung des Konzerns an Ola Källenius, der für die Dauer von fünf Jahren zum Vorsitzenden des Vorstands der Daimler AG und zum Leiter von Mercedes-Benz Cars bestellt wird.

Källenius hatte vor einigen Tagen unter dem Motto „Ambition 2039“ bereits angekündigt, wohin er den Pkw-Bereich steuern will: Während der nächsten 20 Jahre soll die Neuwagenflotte von Mercedes-Benz Cars komplett CO2-neutral werden.

Bis 2030 strebt Daimler zudem an, mehr als 50 Prozent des Pkw-Absatzes mit Elektroautos und Plug-in Hybriden zu bestreiten und bereits ab 2022 alle europäischen Daimler-Werke auf eine klimaneutrale Produktion umzustellen. Källenius verspricht damit, das Thema Nachhaltigkeit noch weiter in den Fokus zu rücken und ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu betrachten.

Dazu äußerte sich auch Zetsche in seiner letzten Versammlung: „Unser Anspruch ist nachhaltiges Handeln in allen Bereichen des Geschäfts – von der Ressourcenschonung und Einhaltung der Umweltvorschriften über den Datenschutz bis zur Wahrung der Menschenrechte. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht derzeit aber vor allem das emissionsarme Auto.“ Denn der Fahrzeugbestand werde aufgrund der weltweiten Nachfrage weiter steigen. Umso dringender müssten die Emissionen weiter sinken. Das Pariser Klimaabkommen sei mehr als eine Verpflichtung – es sei eine Überzeugung.

Zum Abschied betonte Zetsche übrigens, dass man sich die notwendige Stärke erarbeitet habe, um bei der Transformation der Automobilindustrie die Führungsrolle einzunehmen. „Dazu haben wir den größten Wandel unserer Geschichte eingeleitet. Dieser Wandel ist in vollem Gange und er umfasst unsere Produkte und Technologien genau wie unser Geschäftsmodell und unsere Unternehmenskultur.“ Apropos Unternehmensstruktur: Auf der Tagesordnung der Hauptversammlung bildete der Konzernumbau und die weitere Transformation in Richtung Mobilitätsdienstleister eine, wenn nicht die zentrale Rolle.

Ein kurzer Exkurs dazu: Daimler strebt an, das Pkw- und Van-Geschäft sowie das Lkw- und Bus-Geschäft durch eine Ausgliederung ab November auf rechtlich selbstständige Füße zu stellen. Ab diesem Zeitpunkt soll die Mercedes-Benz AG die Geschäftsfelder Mercedes-Benz Cars und Mercedes-Benz Vans verantworten, während die Geschäftsfelder Daimler Trucks und Daimler Buses unter der Leitung der Daimler Truck AG stehen sollen. Die bereits rechtlich selbstständige Daimler Financial Services AG wird ab 24. Juli Daimler Mobility AG heißen, um den bereits heute dort angesiedelten Mobilitätsangeboten Rechnung zu tragen. Die beiden neuen Gesellschaften werden also – vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre – wie die Daimler AG und die künftige Daimler Mobility AG zu Aktiengesellschaften mit Sitz in Stuttgart.

Von der Überzeugung in Sachen Nachhaltigkeit, welche Dieter Zetsche zum Abscheid preisgab, war in der Vergangenheit allerdings wenig zu sehen. Im Gegenteil: Daimler ist tief in den Dieselskandal verstrickt und hat an rein elektrischen Produkten bisher nur wenig zu bieten. Mit Dieter Zetsche geht letztlich ein Petrolhead, der sich zwar als smarter Manager der Mobilität der Zukunft zu verkaufen versuchte, im Herzen aber dem Verbrenner fröhnte. Es ist anzunehmen, dass Ola Källenius diese Rolle deutlich besser ausfüllen wird. Gerade für die Elektromobilität könnte sich seine Berufung als Glücksfall erweisen. Schließlich ist Källenius anders als sein Vorgänger kein Ingenieur, sondern ein Mann der Zahlen.
daimler.com

4 Kommentare

zu „Daimler: Zetsche gibt Chefposten an Källenius ab“
Dr.-Ing. Uwe Silberberg
23.05.2019 um 08:48
Ist Elektromobilität also technisch so überlegen, dass sie nicht durch Ingenieure, sondern nur mit Erbsenzählern durchgesetzt wird? Der letzte Abschnitt ist doch sehr polemisch...
Peter Schwierz
23.05.2019 um 10:50
Lieber Herr Silberberg, ich hätte meine Gedanken im letzten Satz wohl weiter ausführen müssen, er ist in der Tat missverständlich. Ich wollte ausdrücken, dass weniger "Benzin im Blut" nur helfen kann. Generell das Können von Ingenieuren in Zweifel zu ziehen, liegt mir fern. Die Formulierung ist unglücklich!
Dr. Dr. Goldzähler
23.05.2019 um 09:56
Wenn man sich so anschaut was die deutschen Ingenieure so beim Flughafen Berlin, Stuttgart21 und Diesel-Gate vollbringen, ist das wohl eine sehr gute Nachricht für Daimler das der neue kein Ingenieur ist!
Peter W
24.05.2019 um 07:04
Wenn es so bleibt, dass Daimler glaubt dass es ausreichend ist in 20 Jahren CO2-neutral zu sein, ist der Untergang der PKW-Sparte abzusehen. In den nächsten 10 Jahren wird sich so viel ändern, dass man mit Hybriden den Anforderungen der Kunden nicht mehr gerecht wird. Wir dürfen also gespannt sein, was der "Neue" ändert. Einen zweiten Diess kann die Branche gut gebrauchen.

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