CHAdeMO 3.0 unterstützt Leistung von „über 500 kW“

Die CHAdeMO Association hat das mit dem China Electricity Council (CEC) gemeinsam entwickelte, neue Protokoll CHAdeMO 3.0 vorgestellt. Nach Angaben der Organisation wird der Ladestandard das DC-Laden mit einer Leistung von „über 500 kW“ ermöglichen.

Angesichts der CCS-Offensive – vor allem in Europa – treiben Japan und China gemeinsam die Weiterentwicklung und Integration ihrer Protokolle voran. Erstes Ergebnis dieser Kooperation: CHAdeMO 3.0, ein unter dem Arbeitstitel ChaoJi entwickelter Ladestandard der nächsten Generation. Im vergangenen Jahr hatten das CEC und die CHAdeMO Association bereits ein erstes Bild des neuen Ladesteckers gezeigt und davon gesprochen, dass der neue Ladestandard Leistungen von bis zu 900 kW ermöglichen soll.

In der aktuellen Mitteilung geben sich die Entwickler etwas moderater: Der Anschluss sei auf „über 500 kW“ und maximal 600 Ampere ausgelegt, heißt es. Die chinesische Version des neuen Ladestandards, die unter dem Kommunikationsprotokoll GB/T arbeiten wird, soll im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Ebenfalls 2021 sollen die ersten mit dem neuen Standard kompatiblen Fahrzeuge auf den Markt kommen – zuerst Nutzfahrzeuge, anschließend auch alle anderen Fahrzeugtypen.

Was den Stecker angeht, präzisiert die CHAdeMO Association, dass dieser leichter und kompakter sei und mit einem dünneren Kabel auskomme. Garanten dafür seien eine neue Flüssigkeitskühlung und der Wegfall des Verriegelungsmechanismus. Wichtig zudem: CHAdeMO 3.0-konforme Fahrzeuge werden abwärtskompatibel sein, sprich sie können auch weiterhin mit Ladegeräten der aktuellen Generation geladen werden – „CHAdeMO, GB/T und gegebenenfalls CCS“, unterstreicht die Organisation. Entweder per Adapter oder per Multistandard-Ladegerät.

Für alle, die noch nicht im Thema DC-Ladestandards stecken: Während in Europa, Nordamerika und einigen anderen Ländern das Combined Charging System (CCS) als Schnellladestandard definiert wurde, setzt Japan bisher auf CHAdeMO und China auf den eigenen GB/T-Standard. Tesla hingegen hat sich für eine eigene Variante entschieden. Eigens für den chinesischen Markt bauen die Kalifornier jedoch eine zusätzliche GB/T-Ladebuchse in die Stromer ein – so wie in Europa der CCS-Ladeanschluss zumindest beim Model 3 – für Models S und Model X kann ein Adapter geordert werden –  verbaut wird.

CHAdeMO und GB/T teilen sich mehr als 90 Prozent des globalen Schnelllademarkts. Doch ihre derzeitige Dominanz sehen sie langfristig bedroht, denn CCS wird von großen Playern unterstützt. Die Entwicklung eines gemeinsamen neuen Standards darf also durchaus als Frontalangriff auf das CCS-Lager gewertet werden, das sich in der Charging Interface Initiative (CharIN) organisiert hat. Das spiegelt auch die Rhetorik in der neuen Mitteilung wider: „ChaoJi begann als bilaterales Projekt und hat sich zu einem internationalen Kooperationsforum entwickelt, das das Fachwissen und die Markterfahrung der wichtigsten Akteure aus Europa, Asien, Nordamerika und Ozeanien mobilisiert“, heißt es darin. Und „Es zeichnet sich ab, dass Indien dem Team demnächst beitreten wird. Und Regierungen sowie Unternehmen aus Südkorea und südostasiatischen Ländern haben ebenfalls ihr starkes Interesse bekundet.“

Das Tauziehen um die Standard-Hoheit ist im vollen Gange. Sowohl die CHAdeMO Association als auch das China Electricity Council betonen dabei den offenen Ansatz ihres Vorhabens, das explizit Raum für Vorschläge aus anderen Ländern lassen soll. Allerdings sind auch ein paar Dinge gesetzt: So wollen beide Partner weiterhin auf das Controller Area Network (oder CAN-Bus) setzen, das ein Standard für die Kommunikation innerhalb und zwischen Fahrzeugen und Ladegeräten ist und das CHAdeMO und GB/T schon heute gemeinsam haben.
chademo.com

8 Kommentare

zu „CHAdeMO 3.0 unterstützt Leistung von „über 500 kW““
Eugenius
28.04.2020 um 14:13
Irgendwie verstehe ich nicht wo genau die Konkurrenz zwischen den Steckern sein soll? Wer kann die höhere Leistung? Oder welcher Stecker kleiner ist? Oder sind es andere Gründe?Und was ich doch bei CCS positiv sehe, dass Typ2 Buchse mitgenutzt wird. Somit bleibt Charge Port insgesamt kleiner. Bei Chademo braucht man noch mal Typ2 (oder andere AC-Buchse) noch dazu.
Markus Wolter
29.04.2020 um 08:20
Ein wichtiger Unterschied ist, dass Chademo schon heute bidirektionales Laden unterstützt, was für die Stabilisierung der Netze eine wichtige Rolle spielen könnte. Es muss eher gefragt werden, warum man in D den schlechteren CCS Standard durchgedrückt hat. Die Antwort ist einfach: Protektionismus. Diese durchsichtigen Tricks können auch leicht nach hinten losgehen...
Georg
11.05.2021 um 10:24
Am Anfang war CHAdeMO patentiert und für die Nutzung hohe Lizenzgebühren fällig. Kein Wunder also, dass die deutschen und amerikanischen Automobilhersteller sich keinen japanischen Ladestandard aufzwängen und sich nicht von den japanischen Herstellern kontrollieren lassen wollten.CCS die richtige Entscheidung für einen offenen Ladestandard. Man sieht es alleine schon daran wie schnell sich CCS gegenüber CHAdeMO entwickelt hat. Wo sind denn die CHAdeMO-Ladesäulen mit mehr als 100 kW? Geschweige denn die Fahrzeuge, siehe auch "Ladegate" beim Nissan Leaf. Und selbst diese schnelle Entwicklung zu vielerorts verfügbaren 350 kW Anschlüssen war für Tesla zu langsam, sodass sie erst einmal mit Typ2 bis zu 135 kW luden bevor sie in Europa auch auf CCS umgeschwenkt sind.CHAdeMO hat bidirektionales Laden? Geschenkt. Denn dazu braucht man zusätzlich noch teure DC-AC-Wandler und Adapter. Das übernimmt heutzutage ein Batteriespeicher für die Solaranlage daheim und unterwegs der im Auto eingebaute DC-AC-Wandler, siehe z.B. Rivian oder Hyundai Ioniq 5.Wozu braucht man in Europa noch CHAdeMO? Außer für die absehbar aussterbenden Bestandsfahrzeuge und für den Kabelsalat an den Triplesäulen? Mir fällt nichts ein, denn selbst Nissan wird die nächsten Modelle in Europa mit CCS ausstatten.
Heinrich Oberle
29.04.2020 um 12:02
Der CCS-Standard kann selbstverständlich Bidirektionales Laden auch heute schon, was Hyundai mit seinem CCS zu CCS Ladegeräten, ja tagtäglich beweist. Die Frage ist immer nur, was kann die verwendete Fahrzeugelektronik. Am Stecker liegt’s jedenfalls nicht.
Markus Wolter
29.04.2020 um 23:46
Warum heißt es dann: 24.01.2019 - 15:14 CharIN: Bidirektionales Laden mit CCS-Standard um 2025. Vielleicht fehlt eine Norm und Hyundai hat eine hauseigene Lösung realisiert?
Martin Leitner
29.04.2020 um 20:36
So wie es ausschaut dürfte das wirklich der bisher beste Schnellladestandard sein. Asl Mankos der bisherigen Standards sehe ich bei CHAdeMO und GB/T die vielen überflüssigen Steuerleitungen und bei CCS die Idiotie der Powerline-Communication. Hingegen ist der "neue" einfach auf das Wesentliche beschränkt. Jetzt fehlt nur noch der nächste logische Schritt: Im Auto nur mehr eine DC-Ladebuchse einbauen (=> auf den Onboard-Lader verzichten) und dem Kunden mit dem Auto gleich einen kleinen, tragbaren DC-Lader für sein Zuhause mitverkaufen anstatt einer AC-Wallbox. Ich fürchte nur, dass wir in Europa wieder mal die Dummen sind, weil die CCS-Verfechter nicht freiwillig umsteigen werden.
Neo24
30.04.2020 um 10:40
CCS macht mein Powerline, die nutzen die Daten pins der Typ1/2 Komponente, da es aber "zu wenig" Leitungen gibt wird das Signal im Auto ineinander verschachtelt "Auf moduliert" und in der Ladestation endsprechende wieder getrennt, wie beim FBAS Signal.
Marius
01.05.2020 um 13:08
Und dass endlich wie bei Tesla die Fahrzeug-ID zur Abrechnung verwendet wird. Good bye Ladekarten-Dschungel!

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