Neuer Tesla-Akku soll weniger als 100 Dollar/kWh kosten

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Der angekündigte Tesla-Akku für eine Million Meilen soll einem Medienbericht zufolge spätestens Anfang 2021 kommen und zu Kosten von unter 100 US-Dollar pro kWh realisiert werden. Für die Produktion peilt Tesla offenbar einen noch größeren Maßstab als bei den Gigafactories an.

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Die Nachrichtenagentur Reuters will von nicht genauer benannten Quellen weitere Details zu Teslas Batteriezellen-Plänen in Erfahrung gebracht haben. Demnach wurde der neue Akku zusammen mit CATL entwickelt und setzt auf NMC-Chemie mit wenig Kobalt. Zudem soll die Energiedichte gesteigert worden sein, was in den Fahrzeug-Batterien höhere Speicher-Kapazitäten bei gleichem Bauraum ermöglichen würde. Und mit den 100 Dollar/kWh könnten auch die Kosten im Rahmen bleiben – Reuters gibt hier allerdings nicht an, ob es sich bei den 100 Dollar/kWh um die Zell- oder Batterieebene handelt.

Die Marke von 100 Dollar pro Kilowattstunde wird in der Branche immer wieder als jener Punkt genannt, ab dem Elektroautos beim Preis mit vergleichbaren Verbrennern gleichziehen könnten. Wie die „New York Times“ im September 2019 berichtete, soll VW für den MEB wegen der großen Stückzahlen diese Marke bereits erreicht bzw. unterschritten haben. General Motors gab bei seinem „EV Day“ im März ebenfalls diese Zahl als Ziel an – aber nicht, wann dieses Ziel erreicht werden soll. Wenn Tesla und der VW-Konzern bereits jetzt solche Preise realisieren können, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Über die „Millionen-Meilen-Batterie“ wurde bereits viel berichtet. An ihrer Entwicklung ist das kanadische Büro rund um Batterie-Guru Jeff Dahn beteiligt. Die nun von Reuters genannte Beteiligung von CATL war bisher nicht bekannt – passt aber ins Bild. Tesla hat viel Knowhow über die Zellchemie aufgebaut und das Knowhow aus den vielen Fahrzeugbatterien, die bereits auf den Straßen unterwegs sind. CATL verfügt über die Fertigungskompetenzen, um die Entwicklungen aus dem Labor in die Serie zu bringen. Der Bericht lässt auch Aussagen von CATL-CEO Zhou Jia in einem anderen Licht erscheinen. Dieser hatte kürzlich gesagt, dass Musk ihm von den Plänen über eine eigene Fertigung berichtet habe. „Soweit ich weiß, wird sich ihre technische Roadmap nicht auf uns auswirken“, wurde der CATL-Chef in chinesischen Medien zitiert. „Derzeit prüfen beide Parteien gemeinsam, wie Batterien besser gemacht werden können.“

Tesla plant dem Bericht zufolge offenbar, die neue Batterietechnologie zuerst in China auf den Markt zu bringen. Hierfür haben die Kalifornier aber bereits Lieferverträge mit CATL und LG Chem abgeschlossen. Offen ist aber, in welchen Baureihen diese Akkus eingesetzt werden sollen – und auch, ob Tesla diese Zellen selbst fertigen wird oder ob sie von Entwicklungspartner CATL geliefert werden. Gegenüber Reuters wollte Tesla die Informationen nicht kommentieren.

Das hält die Nachrichtenagentur nicht davon ab, vor dem noch im Mai stattfindenden „Battery Day“ weiter über Details der eigenen Zellfertigung der Kalifornier zu spekulieren. Tesla plane demnach neue, hochautomatisierte Batterieherstellungsprozesse, mit denen die Arbeitskosten gesenkt und die Produktion gesteigert werden soll. Die Rede ist von „Terafactories“, die etwa 30-mal so groß sind wie die Gigafactory 1 in Nevada sein sollen.

Kosten CATL-LFP-Zellen weniger als 60 Dollar/kWh?

Auch zu dem bekannten Deal zwischen Tesla und CATL über die in diesem Jahr beginnende Lieferung von kobaltfreien LFP-Zellen für das in China produzierte Model 3 Standard Range+ will Reuters einige interessante Details erfahren haben. Die Kosten hierfür seien bereits auf unter 80 Dollar/kWh auf Batteriepaket-Ebene und unter 60 Dollar/kWh auf Zellebene gefallen. Möglich machen soll das die Verwendung der Cell-to-Pack-Technologie von CATL, bei der die Zellen direkt in ein Batteriepack eingebaut und somit die Kosten für die Modul-Komponenten als Zwischenschritt übersprungen werden.

Zudem plane Tesla, zu einem Energieversorger zu werden. Mit einer globalen Flotte von mehr als einer Million Elektroautos, die in der Lage sind, Strom an das Netz abzugeben, sei es laut Reuters das Ziel von Tesla, den Status eines Energieversorgers zu erreichen. Ob Tesla ein neues Geschäftsmodell für das bidirektionale Laden plant, geht aus dem Reuters-Bericht aber nicht hervor.

Update 16.05.2020: Der oben angesprochene „Battery Day“ von Tesla wird nicht wie geplant noch im Mai stattfinden. „Wir müssen das Datum verschieben, sonst ist die Teilnahme sehr gering. Vielleicht in zwei Teilen: Webcast nächsten Monat und persönliche Veranstaltung ein paar Monate später?“, twitterte Tesla-Chef Elon Musk.
reuters.com, twitter.com (Update)

8 Kommentare

zu „Neuer Tesla-Akku soll weniger als 100 Dollar/kWh kosten“
Maier Matthias
17.05.2020 um 21:03
Warum werden diese günstigen Akkus nicht für Stromspeicher von Photovoltaikanlagen verkauft?
Nico
18.05.2020 um 11:33
So etwas nennt man Angebot und Nachfrage, nach deren sich der Preis richtet. Öl kommt in Saudi Arabien auch für 1 cent/Liter aus dem Boden und trotzdem wird er Ihnen für ein Vielfaches davon verkauft.Merke: Entscheidend für die Preisbildung ist nicht der eigene Herstellungspreis, sondern wie viel es im Vergleich zu anderen Konkurrenten kostet und wie viel der Kunde dafür bereit ist zu bezahlen. Würden Sie bei Ihrem eigenen Geschäft genauso machen ;)
Kanay
18.05.2020 um 09:50
Gute Frage!!!Ich hab da auch noch eine... Warum muss ich noch Geld an die Energiekonzerne zahlen, wenn ich meinen eigenen PV-Anlage gebaut und bezahlt habe?
Nico
18.05.2020 um 11:27
Sie "müssen" überhaupt kein Geld an "Energiekonzerne" (wohl eher ihren Stromversorger) zahlen, wenn Sie das nicht wollen. Lassen Sie sich einfach vom örtlichen Stromnetz abkoppeln (kündigen Sie Ihren Netzanschluss) und dann müssen Sie natürlich auch nichts mehr dafür bezahlen.Aber ich wette, dass wollen Sie nicht. Denn dann bekommen Sie auch keinen Strom mehr. Zu keiner Zeit! Nicht nachts, nicht im Winter bei längerer Bewölkung, niemals! Sie müssten dann zu jeder Sekunde im Jahr Ihren Strom zu 100% über die eigene PV-Anlage (oder mit dem Akku) decken. Nach spätestens 1 Woche würden Sie wieder Ihren Netzbetreiber anflehen, dass er Sie ans Stromnetz anschließt ;)
RL
18.05.2020 um 09:28
Tesla wird doch schon seit 2 Jahren nachgesagt, dass die Akkus unter 100$/kWh kosten.
mike
18.05.2020 um 10:06
Da sieht man mal was geht, wenn Staat und Firmen zusammenarbeiten und nicht Lobbyisten und Besitzstandwahrer ihre 5-Jahres Verträge und Quartalszahlen schönr-echnen.
John
18.05.2020 um 19:42
Für den Semi müssten Sie meiner Meinung nach mindestens unter 38$/kWh fallen damit das Thema H2/BZ nicht in die Quere kommt. Ladezeit für den Kunden nicht bewertet.
Berliner-Ansichtskarte
24.05.2020 um 21:59
interessante Größenordnung. Verstehe nur nicht, warum dann Toyotas Miraj nicht unter die 70.000€ fällt. Zudem bleibt noch die Frage, ob dann der Preis für H2 noch lange subventioniert wird. Aktuell wird er das ja. Bei Akkupreisen von 38€/kWh soll H2 dann subventionsfrei im Laster Gewinne erwirtschaften? Jetzt bin ich aber wirklich gespannt.

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