Polnisches Klimaministerium legt E-Busförderprogramme auf

Das polnische Klimaministerium gab vor einigen Wochen bekannt, den Kauf von E-Bussen mit zwei Programmen mit einem Gesamtvolumen von 90 Millionen Euro fördern zu wollen. Beide Förderprogramme sollen den Gemeinden und Kreisen die Anschaffung von elektrischen Bussen für die Personenbeförderung erleichtern.

Insgesamt hat der polnische Klimaminister Michał Kurtyka Ausgaben von umgerechnet 2,5 Milliarden Euro für dieses Jahr angekündigt, die für den Klimaschutz, E-Mobilität, eine Verbesserung der Energieeffizienz und die Förderung der Sonnenenergie investiert werden sollen. Nun kommen weitere Maßnahmen hinzu, die vor allem im Zusammenhang mit der Wirtschaftsförderung vor dem Hintergrund der Coronakrise zu sehen sind. „Die Coronavirusepidemie erfordert, dass wir nach Lösungen suchen, die die Wirtschaft ankurbeln“, so Kurtyka. „Wir haben auch den Ehrgeiz, dass diese wirtschaftliche Erholung neue Wege der Entwicklung und des nachhaltigen Wachstums markiert.“

Das kleinere Förderprogramm „Kangur 2.0“, das mit einem Gesamtfördervolumen von umgerechnet 15 Millionen Euro ausgestattet ist, soll es ländlichen Gemeinden ermöglichen, E-Busse für die Beförderung von Schülern zu beschaffen. Die Dauer des am 1. Juni bereits angelaufenen Förderprogramms umfasst die Jahre 2020–2023. Besonders berücksichtigt werden sollen dabei infrastrukturschwache Gemeinden, deren bescheidene Haushaltslage es normalerweise schwierig macht, kostspieligere Varianten der Schülerbeförderungen ins Auge zu fassen.

„Wir möchten, dass das Programm Kangur 2.0 so viele Gemeinden wie möglich erreicht, dank derer die Schüler die Schulen mit sicheren und klimafreundlichen Verkehrsmitteln erreichen können“, sagte der Klimaminister. Im Rahmen des Programms könne bis zu 95 Prozent der Anschaffungskosten gefördert werden oder auch als Darlehen für diesen Zweck ausgezahlt werden. Welche der beiden Formen für die Gemeinden infrage kommt, wird anhand der Einwohnerzahl der Gemeinde und der Einkommensstruktur pro Einwohner entschieden.

Sofern die Finanzierung von elektrischen Schulbussen fast vollständig von dem Klimaministerium übernommen wird, gehört dazu auch die Installation der Ladeinfrastruktur, die den Gemeindegebieten zugutekommen soll. Im Jahr 2019 hatte es bereits ein Pilotprogramm „Kangur 1“ gegeben. Davon haben vier polnische Dorfgemeinden profitieren können.

Bei der Förderentscheidung im Rahmen des Vorläuferprogramms war der Anschaffungspreis mit 60 Prozent bewertet worden. Das bedeutet, dass der Preis zu 60 Prozent in die Entscheidung einfließt. Da dem Kaufpreis eine so wichtige Rolle zukommt, hat ein Angebot kaum eine Chance, wenn es deutlich höher liegt als die Konkurrenz. In eine engere Auswahl können somit nur kostengünstige Angebote kommen. Zu 30 Prozent floss in die Entscheidung ein, ob und wie die Technik zu den Möglichkeiten vor Ort kompatibel sein muss. Die Garantieleistungen wurden mit zehn Prozent bewertet.

Die Garantieleistungen bezogen sich hier auf die Dauer von drei Jahren und galten sowohl für das gesamte Fahrzeug als auch für die Batterie. Während der Garantiezeit darf die Batteriekapazität 80 Prozent ihres ursprünglichen Wertes nicht unterschreiten. Anderenfalls muss der Fahrzeuglieferant diese auf eigene Kosten ersetzen. Das Fahrzeug muss außerdem so angepasst sein, dass es über eine kabelgebundene Ladestation mit mindestens 40 kW geladen werden kann.

Die Gemeinde Gręboszów, die zu den vier geförderten Dorfgemeinschaften gehörte, entschied sich für den elektrischen Bus des Typs MAXI von Rafako samt einer kabelgebundenen Ladestation. Auch das Dorf Bobowa erwarb einen E-Bus von Rafako zum Kaufpreis von umgerechnet 500.000 Euro. Es handelte sich aber um das Modell „E-Gimbus“, das speziell für die Beförderung von Schülern ausgelegt ist. Die Gemeinde Bielany konnte sich lange nicht zwischen dem Angebot von Solaris und dem Angebot von Rafako entscheiden. Schließlich überwog der günstige Kaufpreis und Rafako erhielt den Zuschlag. In Godzianów gab es mit dem Solaris Urbino 12 electric nur einen Bewerber, der zusätzlich die Dauer der Garantiezeit auf vier Jahre ausdehnte und die Ausschreibung gewann.

Das deutlich umfassendere zweite Förderprogramm für die Anschaffung von E-Bussen richtet sich an kommunale und städtische Verkehrsgesellschaften. Das Programm, das in deutscher Übersetzung schlicht „emissionslose öffentliche Personenbeförderung“ heißt, umfasst knapp 75 Millionen Euro und soll den Kauf von bis zu 300 E-Bussen sowie 75 Ladestationen ermöglichen.

Auch hier kann je nach Bewerber zwischen einer Kostenübernahme von bis zu 80 Prozent oder der Gewährung eines Darlehens entschieden werden. Das Programm soll zwei Phasen umfassen: Die erste Phase bezieht sich auf die Realisierung zwischen 2020 und 2025 und die zweite auf den Zeitraum von 2025 bis 2030.

Auch bei diesem Programm gab es einen ähnlichen Vorläufer, der zu insgesamt 10 Fördervereinbarungen und dem Kauf von 95 Stadtbussen bis Ende 2019 geführt hatte. Aktuell testen viele Städte verschiedene E-Busse, die im Rahmen des Förderprogramms für sie infrage kommen. Die Stadt Gdynia testete kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar den Mercedes eCitaro. In Zielona Góra fiel die Entscheidung für den Kauf von 43 E-Bussen von Ursus samt entsprechender Ladeinfrastruktur. In Radom gewann der Anbieter des Solaris Urbino 12 electric. In Gliwice hat Volvo gute Chancen, gegen Solaris zu gewinnen.

Die meisten Städte aber haben sich noch nicht für ein bestimmtes Modell entschieden, was maßgeblich durch die Coronakrise verursacht wurde, die bei den Testfahrten und sonstigen anstehenden Entscheidungen zu Verzögerungen geführt hatte.

Über die Autorin

Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań. U.a. berichtete sie hier auf electrive.net über den Elektrobus-Boom in Polen, über das polnische Förderprogramm für E-Fahrzeuge, Rafako, eigentlich ein Spezialist für Kraftwerksanlagen, der einen Elektrobus entwickelt hat, über ukrainische Hersteller, die ihre Chance auf dem Markt für Elektrobusse suchen, über den kleinen E-Auto-Boom in der Ukraine oder auch die Kaufprämie für E-Autos in Polen.

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