Porsche plant Batteriezellfabrik mit Customcells in Tübingen

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Porsche und die Fraunhofer-Ausgründung Customcells wollen in Tübingen eine Batteriezellfabrik bauen. Dabei geht es weniger um Masse als um Klasse: Produziert werden Hochleistungszellen für Sportwagen. Noch soll aber die EU-Freigabe fehlen, die eine staatliche Förderung ermöglichen würde.

Wie „Tagesspiegel Background“ unter Berufung auf Industriekreise schreibt, soll der Zellhersteller Customcells gemeinsam mit Porsche Batteriezellen für die nächste Generation der Elektro-Sportwagen der VW-Tochter entwickeln. Dafür sollen die beiden Partner bereits das Joint Venture „Cellforce Group“ gegründet haben, die Produktion soll demnach in Tübingen südlich von Stuttgart angesiedelt werden. Der Bericht deckt sich mit Informationen, die electrive.net in den vergangenen Wochen aus dem Umfeld des Konsortiums gewonnen hat.

Noch soll allerdings eine wichtige Freigabe seitens der EU fehlen. Das Projekt soll als IPCEI-Projekt (Important Project of Common European Interest) eingestuft werden, was eine staatliche Förderung ermöglichen würde. Als IPCEI-Projekt werden bisher unter anderem die geplante Batteriezell-Produktion der PSA-Tochter Opel in Kaiserslautern gefördert, zudem die vor wenigen Wochen verkündete Batteriezell-Produktion von BMW in Parsdorf nahe München. Insgesamt will die Bundesregierung rund drei Milliarden Euro in verschiedene Batteriezell-Projekte investieren.

Die Produktionskapazität der geplanten Fabrik in Tübingen ist nicht bekannt, laut „Tagesspiegel“ seien „eher kleine Mengen von Hochleistungsspeichern mit großer Energiedichte und geringem Innenwiderstand“ geplant – um bei den Premium-Elektroautos von Porsche kurze Ladezeiten und hohe Reichweiten zu ermöglichen. Eine Produktionskapazität im Gigawatt-Bereich sei mittelfristig denkbar.

Der Standort Tübingen wurde nicht nur wegen der Nähe zum Porsche-Stammwerk Zuffenhausen – wo der Taycan gebaut wird – gewählt, sondern wegen seiner bestehenden Anlagen. In dem Forschungsprojekt KomVar, an dem Customcells, P3 Automotive und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) beteiligt sind, wurde in Tübingen bereits eine Forschungsfertigung für Lithium-Ionen-Zellen errichtet. Die Anlagen sollen in der Lage sein, verschiedene Zelldesigns und Zelltechnologien in Großserienqualität trotz kleiner und mittlerer Stückzahlen zu fertigen, hieß es im Oktober 2019.

Aber: Assoziierter Partner von KomVar war damals Daimler. Nicht bekannt ist, warum nun Porsche und nicht Daimler eine solche Serienfertigung mit den Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekt aufzieht. Eine mögliche Erklärung: Daimler hat sich für andere Partner entschieden. Erst Anfang Juli hatte der Konzern den Einstieg bei dem chinesischen Batteriezellhersteller Farasis verkündet, der unter anderem von der geplanten Fabrik in Bitterfeld-Wolfen die deutschen Mercedes-Werke beliefern soll. Zudem ist Daimler erst in der vergangenen Woche eine engere Partnerschaft mit CATL eingegangen.

Porsche bezieht die Zellen für den Taycan bisher bei LG Chem, die Batterie selbst wird vom Zulieferer Dräxlmaier vormontiert und nach Zuffenhausen geliefert. Mit den bisherigen Verkaufszahlen des Taycan zeigt sich Porsche sehr zufrieden, höhere Stückzahlen soll aber die nächste Generation des Macan erreichen, der auch als E-SUV angeboten werden soll.

Customcells wurde 2012 aus dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ausgegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Itzehoe bezeichnet sich selbst als einer der führenden Anbieter „spezieller Lithium-Ionen-Zellen“, genauer von „anwendungsspezifischen Batteriezellen von Prototypen bis hin zu Klein- und Mittelserien“.
tagesspiegel.de

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