Forscher zeigen fahrfähigen Prototyp von U-Shift

Ein Forschungskonsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den ersten fahrfähigen Prototyp des autonomen und elektrischen Fahrzeugkonzepts U-Shift vorgestellt. Das „Driveboard“ soll dabei mit verschiedenen Aufbauten kombiniert werden.

Als Mobilitätskonzept soll U-Shift unter anderem als On-demand-Shuttle, Hightech-Rufbus, flexibles Verteilzentrum für Güter und Pakete oder mobiles Verkaufsgeschäft genutzt werden können, so das DLR in einer Mitteilung. Vorgestellt wurde der fahrbare Prototyp im Rahmen der Zwischenbilanzkonferenz des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg in Stuttgart. Der nun gezeigte Prototyp ist etwa 5,60 Meter lang, 2,20 Meter breit und (mit Aufbau) 3,00 Meter hoch, fährt derzeit ferngesteuert und zukünftig komplett autonom.

Im Kern setzt U-Shift auf einen Ansatz, den auch schon andere Unternehmen entwickelt haben: Fahrzeug und Aufbau werden dabei getrennt, die Fahr-Einheit – hier „Driveboard“ genannt – soll mit verschiedenen Aufbauten – hier Kapseln genannt – je nach Einsatzzweck bestückt werden können. So soll die U-förmige Antriebseinheit, die in der Anschaffung die teurere Komponente ist, rund um die Uhr eingesetzt werden können. Anstatt für jeden Aufbau ein eigenes Fahrzeug zu beschaffen, sollen die wesentlich günstiger zu fertigenden Kapseln die Wirtschaftlichkeit erhöhen.

Das klingt im Kern bekannt: Die Schweizer Ideenschmiede Rinspeed hat gemeinsam mit ZF das sehr ähnliche Konzept „Snap“ entwickelt. Der Zulieferer Schaeffler hat den Mover gezeigt, Mercedes den futuristisch designten „Vision Urbanetic“. Der Toyota e-Palette verfolgt einen ganz ähnlichen Ansatz. Auf der IAA 2019 hat Entwicklungsdienstleister EDAG schließlich den CityBot gezeigt. Wiederum das gleiche Grundkonzept, hier nur mit Brennstoffzelle statt Batterie-elektrischem Antrieb umgesetzt. Diese Liste ließe sich vermutlich noch weiter fortsetzen.

Was den U-Shift von diesen Konzepten abheben soll, ist unter anderem die lokale Wertschöpfung. „Wir wollen die Mobilität von morgen nachhaltiger, effektiver und komfortabler gestalten“, sagt Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. „Aus futuristischen Innovationen wie dem U-Shift-Fahrzeugkonzept können ganz neue Produkte und Geschäftsmodelle entstehen. Es kommt für Baden-Württemberg entscheidend darauf an, dass wir gerade unsere kleinen und mittleren Unternehmen beim Transformationsprozess unterstützen und ihnen dabei helfen, eine neue Rolle im Bereich der künftigen Fahrzeugkonzepte und Mobilitätslösungen zu finden.“ Der modulare Ansatz eröffne hier „sehr gute Spielräume“.

Dieser Ansatz zeigt sich bereits in der Entwicklung: Der Antriebsstrang in dem „Driveboard“ wurde zum Beispiel vom Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) entwickelt, Fahrwerk und Elektrik/Elektronik-Architektur kommen vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik (FAST) und dem Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Für die Automation zeichnet das Institut für Mess-, Regel- und Mikrotechnik (MRM) der Universität Ulm verantwortlich.

Im nächsten Schritt wollen die Forscherinnen und Forscher unter DLR-Führung Erfahrungen mit dem System sammeln, mit Hilfe des Prototyps soll der Tausch der Kapseln optimiert werden. Parallel dazu sollen Gespräche mit potenziellen Produzenten, Betreibern und den Bürgern geführt werden – „um so die Bedürfnisse und Wünsche für Einsatzszenarien von U-Shift und damit verbundene zukünftige Arbeitsplätze zu diskutieren“.

Mit diesem Input soll das Konzept weiterentwickelt werden. Für 2024 planen die Forscher einen zweiten Prototypen, der dann 60 km/h schnell fahren soll. Mit diesem Fahrzeug sind dann erste Pilotversuche angedacht, etwa mit Firmen aus der Logistikbranche.
dlr.de, fkfs.de

1 Kommentar

zu „Forscher zeigen fahrfähigen Prototyp von U-Shift“
Andreas-Michael Reinhardt
21.09.2020 um 08:12
Sofern uns #Politik, #Forschung und #Wirtschaft "kein X für ein U vormachen" bei #UShift und die #Verkehrsregeln für #autonomesfahren bis 2024 für einen #Regelbetrieb bundesweit verbindlich(!) sein werden, ist das Thema "#lokale #Wertschöpfung für den Mittelstand durchaus attraktiv - nicht nur in #badenwürttemberg. Bin gespannmt was #dlr, #FKFS, etc. in der Version #1 zeigen werden - doch soll #2 wirklich erst 2024 kommen? electrive.com schreibt:"Das klingt im Kern bekannt: Die Schweizer Ideenschmiede Rinspeed AG hat gemeinsam mit ZF Group das sehr ähnliche Konzept „#Snap“ entwickelt. Der Zulieferer Schaeffler hat den #Mover gezeigt, Mercedes-Benz AG den futuristisch designten „#Vision #Urbanetic“. Der Toyota Motor Corporation #e-#Palette verfolgt einen ganz ähnlichen Ansatz. Auf der #IAA2019 hat Entwicklungsdienstleister EDAG Group schließlich den #CityBot gezeigt..."

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