Einride bringt seinen überarbeiteten E-Lkw auf den Markt

Das schwedische Startup Einride hat die nächste Generation seines autonomen E-Lkw T-Pod vorgestellt und macht diesen erstmals weltweit kommerziell verfügbar. Dabei setzt das Unternehmen auf ein Abomodell. Erste Kunden sind Lidl Schweden, Oatly, Bridgestone und Northvolt.

Einride gibt den Marktstart seines E-Lkw der nächsten Generation bekannt. Das Fahrzeug, das ausschließlich für den autonomen Betrieb gedacht ist und ergo keine Fahrerkabine mehr aufweist, sei in der neuen Version aerodynamischer und funktioneller, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. Gleichzeitig sei das Design so modifiziert worden, dass es sich für eine groß angelegte Produktion und Kommerzialisierung eignet. Konkret genannt werden abgerundete Kanten für mehr Aerodynamik sowie die Beleuchtung vorne und hinten als ebenso funktionelle wie charakteristische Designelemente.

Anders als autonome oder teil-autonome Fahrzeuge, die gemäß der Norm SAE J3016 mit Autonomie-Leveln zwischen 0 und 5 eingeordnet werden, setzt Einride auf ein eigenes Klassifizierungsmodell. Als Grund machen die Schweden geltend, dass „diese Standards auf einem gewissen Maß an menschlicher Bedienung als Ausgangspunkt basieren“. Der Pod habe jedoch keinerlei Fahrerkabine, es handele sich um eine neue Fahrzeugkategorie. Einride spricht von AET, was für Autonomous Electric Transport steht.

Einrides eigenes AET-Klassifizierungssystem reicht von Stufe 1 bis 5, wobei Modelle der Stufen 1 bis 4 ab sofort vorbestellbar sind. AET 1 eignet sich für geschlossene Areale mit vorgegebenen Routen. AET 2 ist ebenfalls für Betriebsgelände konzipiert, bietet aber zusätzlich die Möglichkeit, über kurze Entfernungen öffentliche Straßen zwischen den Zielorten zu nutzen. „Sowohl AET 1- als auch AET 2-Pods sind jetzt zur Reservierung verfügbar und werden ab nächstem Jahr an Kunden ausgeliefert“, teilt Einride mit.

AET 3 ermöglicht dann bereits den Betrieb auf Nebenstraßen und weniger stark befahrenen Hauptstraßen zwischen mehreren Standorten bei einer maximalen Geschwindigkeit von 45 km/h. AET 4 umfasst schließlich den völlig autonomen Betrieb auf Autobahnen und anderen Hauptstraßen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 85 km/h. Die Stufen 3 und 4 sind laut Hersteller vorbestellbar und werden in den Jahren 2022 und 2023 ausgeliefert.

Bei der Reservierung auf der Webseite von Einride ist eine Anzahlung von 10.000 US-Dollar zu tätigen (aufgeteilt in zwei Tranchen à 1.500 und 8.500 Dollar). Anschließend greift ein Abomodell, das von monatlich 18.000 bzw. 19.000 US-Dollar für AET 1 und AET 2 bis hin zu monatlich 20.000 bzw. 22.500 US-Dollar für AET 3 und AET 4 reicht. Die Abonnementgebühr beinhaltet  laut dem Hersteller neben dem Fahrzeug auch den Zugang zur Einride-Mobilitätsplattform, die die Koordination und den Betrieb der Pods unter der Aufsicht von zertifizierten Fernoperatoren übernimmt. Je nach individuellem Anwendungsfall könne die Abonnementgebühr variieren, ergänzt das Startup.

Als erste Abnehmer nennt Einride Lidl Schweden und Oatly, einen schwedischen Hersteller von Milcherzeugnissen. Beide Konzerne waren bereits bei der Erprobung der ersten Fahrzeuggeneration Kooperationspartner. Als weitere Kunden sind Bridgestone und Northvolt dabei.

Wir erinnern uns: 2017 hatte Einride den T-Pod erstmals vorgestellt. Das bis zu 26 Tonnen schwere Fahrzeug findet seinen Weg dank sechs Kameras, vier Radarsystemen, vier Infrarot-Detektoren und zwei Antennen, die den Standort des Fahrzeugs auf 20 Millimeter genau orten. Der E-Lkw bietet Platz für 15 Europaletten. Eine 280-kWh-Batterie an Bord soll eine Reichweite von 200 km garantieren. Da in der aktuellen Pressemitteilung keine neuen Leistungsdaten genannt werden, dürften diese Eckdaten noch stimmen.

In der alten Ausführung wurde der T-Pod bei verschiedenen Kunden in Schweden getestet. Nur in einem Fall erhielt das Fahrzeug die Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr: Der deutsche Logistikkonzern DB Schenker darf den E-Lkw seit Mai 2019 für einen begrenzten Zeitraum auf einer öffentlichen Straße einsetzen. In der bis Ende 2020 gültigen Zulassung ist allerdings geregelt, dass der T-Pod nur mit fünf km/h unterwegs sein darf, dass die Genehmigung nur für eine bestimmte öffentliche Straße in einem Industriegebiet gilt und pro Fahrzeug ein Mitarbeiter als Überwacher zugeteilt wird, der bei Problemen aus der Distanz per Joystick eingreifen kann.

Mit der neuen Fahrzeuggeneration will Einride in dieser Hinsicht deutliche Fortschritte erzielen. Hilfreich dabei: Das Startup vermeldet parallel zum Marktstart der neuen Lkw-Generation neue Kapitaleinnahmen – und zwar 10 Millionen US-Dollar von bestehenden Investoren.
golem.de, einride.tech, einride.tech (10 Millionen Dollar)

2 Kommentare

zu „Einride bringt seinen überarbeiteten E-Lkw auf den Markt“
Roger Hobbs
16.10.2020 um 09:45
Ich frage mich bis heute, wie der Einride geladen wird...bei einem autonom fahrenden Fahrzeug bietet sich ja eine automatisierte Ladelösung förmlich an. Nur wie?
Josef
17.10.2020 um 10:40
Ich tippe und hoffe mal auf Pantographen wie es sie schon von ABB und Siemens gibt...bis 600kw...wird schon für Bus Infrastruktur in Städten aufgebaut..."Pantograph Charging | Pantograph Down | ABB" https://new.abb.com/ev-charging/products/pantograph-downMit der entsprechenden Infrastruktur auf Raststätten oder den Logistikzentrum, die es schon gibt, könnten autonome oder auch eLKW mit Fahrer in den vorgeschriebenen Lenkpausen bequem nachladen.

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