Zweirad-Hersteller planen Konsortium für Austausch-Akkus

Honda, Yamaha, KTM und Piaggio planen ein Konsortium für austauschbare Batterien von leichten Elektrofahrzeugen. Ziel des Konsortiums, das seine Aktivitäten im Mai 2021 aufnehmen wird, ist es, standardisierte technische Spezifikationen für austauschbare Batteriesysteme zum Einsatz in E-Fahrzeugen der Kategorie L festzulegen.

++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Die vier genannten Unternehmen haben nun eine Absichtserklärung unterschrieben. Die Gründungsmitglieder des Konsortiums – genau genommen haben die jeweiligen Mutterkonzerne Honda Motor Co. Ltd., die KTM AG, Piaggio & C SpA und die Yamaha Motor Co. Ltd. den Letter of Intent unterschrieben – seien der Ansicht, „dass die Verfügbarkeit eines standardisierten austauschbaren Batteriesystems sowohl den weit verbreiteten Einsatz von leichten Elektrofahrzeugen fördern als auch zu einem nachhaltigeren Lebenszyklusmanagement beitragen würde“.

Zudem wollen die Hersteller damit nach eigenen Angaben versuchen, „die Hauptbedenken der Kunden hinsichtlich der Zukunft der Elektromobilität zu beantworten“. Sprich: Mehr Reichweite, kürzere Ladezeiten und niedrigere Kosten für Fahrzeuge und Infrastruktur.

Technische Eckdaten gibt es angesichts des frühen Stadiums noch nicht. Laut der Mitteilung von Honda will das Konsortium eng mit „interessierten Interessengruppen und nationalen, europäischen und internationalen Normungsgremien“ zusammenarbeiten, um eine internationale technische Norm für die Fahrzeugklasse L festzulegen. Die vier Gründungsmitglieder ermutigen „alle interessierten Interessengruppen“, sich dem Konsortium anzuschließen.

Honda hatte bereits auf der CES 2018 eine Akku-Tausch-Lösung präsentiert – die Japaner verfügen also schon über entsprechendes Knowhow. Allerdings scheint gemeinsam mit den Konkurrenten die Erkenntnis gereift zu sein, dass eine proprietäre Lösung nur bedingt Chancen auf dem Markt hätte.

Die Fahrzeugklasse L umfasst zweirädrige oder dreirädrige Kraftfahrzeuge sowie leichte bis schwere vierrädrige Kraftfahrzeuge – von E-Rollern oder S-Pedelecs bis 45 km/h und Trikes oder Quads mit selber Höchstgeschwindigkeit bis hin zu leichten Transportern der Klasse L7e. Diese Fahrzeuge dürfen bis zu 15 kW leisten und im Falle von Fahrzeugen für die Güterbeförderung auf bis zu 600 Kilogramm Leermasse kommen.

„Für die weit verbreitete Einführung von Elektromotorrädern müssen Probleme wie Fahrstrecke und Ladezeiten angegangen werden, und austauschbare Batterien sind eine vielversprechende Lösung“, sagt etwa Noriaki Abe, Motorrad-Geschäftsführer bei Honda. „Im Hinblick auf den Kundenkomfort ist die Standardisierung austauschbarer Batterien und die breite Akzeptanz von Batteriesystemen von entscheidender Bedeutung.“

Yamahas Motorrad-Chef Takuya Kinoshita ergänzt: „Ich bin zuversichtlich, dass durch diese Arbeit die technischen Spezifikationen und Standards, die sich derzeit durch regionale Merkmale oder den Zustand der Branche in verschiedenen Märkten unterscheiden, vereinheitlicht werden und in Zukunft dazu beitragen werden, die Vorzüge der elektrischen Energie für Kunden weltweit zu maximieren.“

Update 08.09.2021: Honda, Yamaha, KTM und Piaggio haben nun die Verträge für das im März angekündigte Konsortium für austauschbare Batterien von leichten Elektrofahrzeugen unterzeichnet. Weitere interessierte Unternehmen werden eingeladen, sich zu beteiligen. Ziel des Konsortiums ist es, Lösungen für die Bedenken der Kunden in Bezug auf die Zukunft der Elektromobilität zu erarbeiten, wie z.B. Reichweite, Ladezeit und -infrastruktur sowie Kosten.

Die Pierer Mobility AG, zu der KTM gehört, gibt darüber hinaus an, 20 Millionen Euro in ein knapp 8.000 Quadratmeter großes „Kompetenzzentrum für E-Mobilität“ in Anif bei Salzburg investiert zu haben. Alle auf die Elektromobilität fokussierten F&E-Aktivitäten wurden zudem in eine eigene Gesellschaft übertragen, die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH (KTM F&E GmbH). Hiermit will man „den rasanten Entwicklungsfortschritt“ gewährleisten. Entsprechend hat auch die KTM F&E GmbH den Konsortialvertrag unterzeichnet.

„Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir daran arbeiten, ein tauschbares Akkusystem für Fahrzeuge im Niedrigvoltbereich (48V) mit bis zu 11kW Leistung zu entwickeln, das auf internationalen technischen Standards basiert“, sagt Stefan Pierer, CEO der Pierer Mobility AG. „Wir freuen uns darauf, dazu beitragen zu können, dass elektrisch angetriebene Zweiräder auch in der Zukunft der urbanen und außerstädtischen Mobilität eine bedeutende Rolle spielen werden.“

Update 16.09.2022: Das im September 2021 von Honda, KTM, Piaggio und Yamaha gegründete Swappable Batteries Motorcycle Consortium (SBMC) ist bereits auf 21 Mitglieder angewachsen. Das SBMC hat sich zum Ziel gesetzt, die Einführung von austauschbaren Batteriesystemen für leichte E-Fahrzeuge zu beschleunigen, indem es neue gemeinsame technische Spezifikationen für eine globale und offene Standardisierung entwickelt und fördert. Die derzeitigen Mitglieder sind in alphabetischer Reihenfolge: AVL, Ciklo, Fivebikes, Forsee Power, Hioki, Honda, Hyba, Jama, Kawasaki, KTM, Kymco, Niu, Piaggio, Polaris, Roki, Samsung, Sinbon, Sumitomo Electric, Suzuki, Swobbee, Vitesco, VeNetWork und Yamaha.
global.honda, yamaha-motor.com, piaggiogroup.com, pierermobility.com (beide Update I), sb-mc.net (Update II)

6 Kommentare

zu „Zweirad-Hersteller planen Konsortium für Austausch-Akkus“
Bethmann Richard
03.03.2021 um 12:15
Eine Normung und austauschbare Einzelteile (Modulherstellung) wäre sehr wichtig um Rohstoffverbrauch zu obtimieren und die wiederverwendbarkeit zu verbessern.
Helmut_H
03.03.2021 um 12:27
Na endlich raffen sich die grossen Motorradhersteller auf, im E-Segment Fuss zu fassen....Hoffentlich gibt es dann auch einen gemeinsamen Ladestandard wie Typ 2 Stecker/Buchse bis 11 KW, um schneller einen grossen Akku ab 60 Ah laden zu können. Ob im Motorrad oder ausserhalb zum Tausch. Nicht wie am Anfang bei den E-PKW mit dem Chademo Standard, der sich nie durchsetzen konnte, weil schneller und höher geladen werden soll/kann (siehe CCS1 bis 350 KW)....
Thorsten69
06.03.2021 um 16:05
Schaut doch bitte mal nach Taiwan! Dort hat der Rollerhersteller Gogoro ein flächendeckendes Batterie-Tauschsystem aufgebaut: Leerer Akku gegen voller Akku in 15 Sekunden. Es gibt deutsche YouTube Videos davon, einfach mal nach „Roller Taiwan“ suchen - genial
Stefan
06.03.2021 um 21:32
Je größer bzw. teuerer ein Akku ist, desto unwahrscheinlicher ist ein Tausch. Bei Rollern kann es oft funktionieren, weil die Akkus eher klein und leicht sind.
Kumpel Anton
19.09.2022 um 09:58
Einen E-Roller hätte ich schon längst vor der Tür stehen - wenn ich ihn an meiner Wallbox laden und damit den günstigeren Autostromtarif nutzen könnte. Es wäre schön, wenn das Konsortium direkt einen Ladeadapter mit entwickelt. Oder gibt es den schon?
Stefan
19.09.2022 um 11:08
Warum sollte Autostrom günstiger sein als normaler Strom? Das wird vermutlich nie passieren. Dann würde man individuelle Mobilität übervorteilen. Nur weil momentan der Benzin/Ölpreis nicht ganz so stark steigt wie der Strompreis? Das Verhältnis wird sich nach Ende des Ukrainekriegs wieder zugunsten des Stroms bessern. Früher gab es Mineralölsteuer, die zur Energiesteuer geworden ist. In Zukunft könnte der Strompreis abhängig von der Uhrzeit sein, aber nicht vom Gerät.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch