Mercedes: Berliner Motorenwerk baut künftig E-Komponenten

Mercedes-Benz investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in die Transformation seines Berliner Werks in Marienfelde. Während dort die konventionelle Motoren- und Komponentenproduktion schrittweise ausläuft, plant Mercedes vor Ort ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung und die Fertigung von E-Komponenten.

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Zunächst zum neuen Fokus auf Teile für E-Autos: Noch in diesem Jahr soll in Berlin-Marienfelde die Endmontage elektrischer Komponenten für künftige kompakte EQ-Modelle sowie die Montage des sogenannten EE-Compartments zur Integration der Leistungselektronik für Batteriesysteme unter anderem für den EQS starten. Hintergrund ist, dass Mercedes mit sechs elektrischen Produktanläufen bis 2022 plant, konkret fällt noch dieses Jahr der Startschuss für die Kompaktstromer EQA und EQB sowie das Elektro-Flaggschiff EQS und die etwas kleinere Limousine EQE. Im kommenden Jahr stößt das Duo EQE SUV und EQS SUV hinzu.

Laut einem kürzlich veröffentlichten Medienbericht verfolgen die Stuttgarter speziell beim EQA und EQS einen straffen Zeitplan für die Markteinführung. Während der E-Kompaktwagen bereits ab März ausgeliefert werden soll, ist angeblich für das Elektro-Flaggschiff der August für die erste Übergabe an Kunden vorgesehen.

Doch zurück nach Berlin Marienfelde: Neben der Fertigung von E-Komponenten soll der Traditionsstandort allen voran zum neuen Drehpunkt für die Entwicklung, Erprobung und Validierung zukünftiger Softwareapplikationen und -konzepte rund um das digitale Mercedes-Benz Ökosystem MO360 werden.

Das Mercedes-Benz-Werk ist mit 2.500 Beschäftigten einer der größten industriellen Arbeitgeber der Region Berlin-Brandenburg. In Marienfelde werden auf 500.000 Quadratmetern Werksfläche zurzeit noch Motoren, Motorenkomponenten und Getriebe gefertigt. „Als ältestes produzierendes Mercedes-Benz Werk im Bereich der konventionellen Motorentechnik ist die Transformation des Standorts Berlin ein Symbol für den Wandel in der Automobilindustrie“, äußert Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz AG, Produktion und Supply Chain. „Elektrifizierung und Digitalisierung sind die Kernpfeiler unserer Unternehmensstrategie. Indem wir Berlin zu einem Kompetenzzentrum für Digitalisierung mit Produktionsvolumen im Bereich E-Mobilität transformieren, sichern wir erfolgreich die Zukunft des Traditionsstandortes.“

Mercedes verheimlicht nicht, dass die Transformation mit einem Abbau von Stellen einhergehen wird: Die Belegschaft werde mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen vorbereitet, „die Reduzierung der Serienproduktionsumfänge konventioneller Antriebsprodukte wird am Standort Berlin jedoch auch zu personellen Anpassungen führen“, teilt Mercedes mit. Und „Anpassungen“ bedeutet in diesem Zusammenhang nichts anderes als den Abbau von Arbeitsplätzen. Oberste Priorität habe die sozialverträgliche Gestaltung und Umsetzung personeller Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit den Betriebsräten, heißt es in einer Mitteilung aus der Unternehmenszentrale.

Wir erinnern uns: Im November gab es in Berlin-Marienfelde eine von der IG Metall organisierte Protestaktion, nachdem publik geworden war, dass René Reif, der bis vergangenen Herbst amtierende Leiter des Motorenwerks, zu Tesla gewechselt war. Der Ärger der Arbeitnehmer entzündet sich seinerzeit jedoch nicht nur an dieser Personalie, sondern auch an der Haltung von Daimler, in die Motorenproduktion an dem Standort nicht mehr investieren zu wollen und vor Ort zahlreiche Stellen abzubauen. Die nun vorgestellten Pläne zur Transformation des Standorts sind das Resultat einer Einigung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat.

Update 18.11.2021: Mercedes-Benz hat ein Update zur Transformation seines Berliner Werks in Marienfelde zu einem Kompetenzzentrum für die Digitalisierung und Fertigung von Elektro-Komponenten geliefert. So wird der Standort sein elektrisches Produktportfolio künftig um die Montage von High-Performance-Elektromotoren des von Daimler übernommenen britischen Spezialisten Yasa erweitern.

Das Portfolio des Berliner Werks umfasst bereits heute „Montageumfänge bei elektrischen Antriebseinheiten sowie dem sogenannten EE-Compartment“ – Montageumfänge bedeutet aber nicht die komplette Fertigung der E-Antriebe. Mit der künftigen Fertigung erhöhe man „die eigene Wertschöpfung in Entwicklung und Produktion durch das Insourcing von Antriebstechnologien für Elektrofahrzeuge“.

Zudem sei der Aufbau des angekündigten Mercedes-Benz Digital Factory Campus weit fortgeschritten. Im kommenden Jahr soll „eine Reihe modernster Pilotlinien und Testzellen“ in Betrieb gehen.

„Der Wandel der Automobilindustrie wird an kaum einem anderen Mercedes-Benz-Werk deutlicher als an unserem Standort Berlin“, sagt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz AG, Produktion und Supply Chain. „Die Transformation von einem Produktionsstandort rein konventioneller Antriebskomponenten hin zu einem Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Produktion im Bereich E-Mobilität ist ein bedeutsamer Schritt für uns und unsere Kolleginnen und Kollegen.“

„Der Wandel zur Elektromobilität wird Aufgaben und Beschäftigungsprofile verändern und verschieben. Unser Ziel ist es, diese Veränderung für die Beschäftigten verantwortungsvoll, sozialverträglich und zukunftsorientiert zu gestalten“, sagt Sabine Kohleisen, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz AG, verantwortlich für Personal und Arbeitsdirektorin, mit Blick auf das Trainings- und Qualifizierungszentrum in Marienfelde. Berlin wird maßgeblicher Treiber der übergeordneten, weltweiten Mercedes-Benz Qualifizierungsaktivitäten sein, dort werden Schulungsprogramme für das gesamte Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz entwickelt und implementiert.

Aber: Wie viele der aktuell 2.300 Stellen im Werk Marienfelde, die noch großteils von der Fertigung von Verbrennungsmotoren und deren Komponenten abhängen, nach der vollständigen Transformation erhalten bleiben werden, geben weder Burzer noch Kohleisen an.
daimler.com, daimler.com (Update)

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