Emissionsfreie Post-Zustellung in den Alpen-Nationen

Nicht nur die Deutsche Post DHL investiert in Elektro-Transporter, auch die Post-Konzerne in Österreich und in der Schweiz setzten auf der letzten Meile künftig auf Elektrofahrzeuge. Unsere Autorin Nicole de Jong hat in Erfahrung gebracht, wie ambitioniert die Post-Unternehmen dabei vorgehen.

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In beiden Alpen-Republiken sollen bei den jeweiligen Post-Konzernen bis 2030 Transporter mit Verbrennungsmotoren im Zulieferbetrieb ausgemustert werden. Das sind ambitioniertere Ziele als bei der Deutschen Post DHL Group, die bis 2030 60 Prozent der Lieferfahrzeuge für die letzte Meile auf Elektroantriebe umstellen will. Der Vergleich hinkt jedoch, ist letzterer Konzern doch eine weltweit agierende Gruppe mit 570.000 Mitarbeitern und entsprechend großem Fuhrpark.

So viel zur Vorrede. Bei der Österreichischen Post sollen die Fahrzeuge der „letzten Meile“ bis 2030 komplett mit alternativen Antrieben unterwegs sein, allen voran mit Elektro-Antrieb. Ab 2024 hat sich die Post verpflichtet, nur noch solche Fahrzeuge zu kaufen. „Wir haben festgestellt, dass der Batterie-elektrische Antrieb auf der letzten Meile gegenüber einem Verbrennungsmotor mit Diesel der perfekte Antrieb ist“, sagt Paul Janacek, Leiter des Konzernfuhrparks der Österreichischen Post.

„Für uns ist das ein Business Case“, fährt Janacek fort. So seien die Nutzungsdauer der Fahrzeuge länger und die Instandhaltungskosten niedriger. Dagegen verbrauche der Verbrennungsmotor gerade bei der Zustellung im Start-Stopp-Verkehr extrem viel Diesel. „11 Liter Diesel stehen dabei circa 25 Kilowatt Strom gegenüber“, vergegenwärtigt er. Das zeige, dass die laufenden Kosten für E-Antrieb wesentlich geringer sind. Dazu komme, dass rein elektrisch betriebene Fahrzeuge in Österreich von der zukünftig zu entrichtenden Normverbrauchsabgabe (NoVA) und der motorbezogenen Versicherungssteuer ausgenommen sind. Die Post profitiert außerdem von diversen Fördertöpfen mit insgesamt 93 Millionen Euro, die das Nachhaltigkeitsministerium und das Verkehrsministerium bereitstellen.

Auch die Schweizerische Post AG will bis 2030 alle mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeuge in der Zustellung durch Fahrzeuge mit „umweltfreundlichen Antrieben“ ersetzen. Konkret strebt der Konzern an, bis 2025 Pakete in urbanen Gebieten möglichst nur noch mit E-Fahrzeugen auszuliefern. In Basel, Genf, Givisiez, Hinwil, Ostermundigen, St. Gallen und Zürich sind schon Elektro-Lieferwagen im Einsatz. „Ab 2040 will die Post klimaneutral sein“, teilt uns ein Post-Sprecher auf Anfrage mit.

Im vergangenen Jahr haben beide Post-Konzerne beschlossen, auch größere Transporter zu testen, also Fahrzeuge mit 11 m³ Ladevolumen, wie sie für die Paketzustellung benötigt werden. So nutzt die Österreichische Post in Graz unter anderem 25 MAN eTGE, die laut Fuhrparkleiter Janacek zuverlässig fahren und erfahrungsgemäß überwiegend nur für den Reifenwechsel in die Werkstatt müssen. Weitere 60 Exemplare kommen dieses Jahr am Standort Kalsdorf in der Nähe von Graz dazu. Dort befindet sich das Logistikzentrum Steiermark der Post. Sie sollen es ermöglichen, im gesamten Stadtgebiet von Graz Pakete emissionsfrei zuzustellen.

Die Schweizerische Post verfügt in der Paketzustellung bislang über etwa 40 Lieferwagen unterschiedlicher Hersteller, darunter ebenfalls elf eTGE der Marke MAN. „Gemäß Rückmeldungen werden die sehr hochwertigen und damit teuren MAN eTGE von den Pöstlern im Alltag geschätzt“, heißt es aus der Schweizer Post-Zentrale. Allerdings stelle sich auch bei diesem Modell die Herausforderung des eher zu kleinen Ladevolumens aufgrund der notwendigen Akkus. „Wir gehen davon aus, dass sich die Fahrzeugtypen aufgrund der erhöhten Dynamik in der Herstellerbranche weiterentwickeln – wir sind offen und prüfen entsprechend laufend neue Modelle und Hersteller“, lässt uns der Sprecher des Unternehmens wissen.

Die Fahrer der Österreichischen Post sind bezüglich Qualität und Fahrkomfort ebenso zufrieden, weil beispielsweise Schalten und Kuppeln entfallen. Zudem seien die eTGE mit Klimaanlagen oder Navigationssystemen viel besser ausgestattet als die bisher genutzten Diesel-Transporter. Die eTGE setzt die Post auf Touren mit 80 bis 100 Kilometern ein. MAN hat eine Batterie mit etwa 36 Kilowattstunden Kapazität eingebaut. „Unseren bisherigen Erfahrungen nach verbrauchen wir pro Zustellgang je nach Sommer- oder Winterbetrieb zwischen 25 und 35 Kilowattstunden auf 100 km und können damit relativ entspannt auf Tour gehen“, betont Fuhrparkleiter Janacek.

Die maximale Zuladung beträgt 900 Kilogramm, das sei völlig ausreichend, da die Pakete grundsätzlich mehr Volumen als Gewicht verursachen. „Pakete sind auf maximal 31,5 kg limitiert“, sagt er. Dennoch würde es die Post begrüßen, wenn analog zu Deutschland auch in Österreich die Ausnahmeregelung eingeführt würde, die es erlaubt, das Batteriegewicht vom zulässigen Gesamtgewicht abzuziehen.

„Der eTGE könnte bei Überlandstrecken mit bis zu 200 Start-Stopps sogar signifikant mehr als 100 km schaffen“, fährt Janacek fort. Im Wintereinsatz stellte sich jedoch heraus, dass durch den Betrieb der Heizung Reichweite eingebüßt werde, und somit sind alle Touren auf maximal 100 km ausgelegt und so gestaltet, dass der Fahrer es immer schafft, seine Pakete zuzustellen, ohne die Batterie zwischenladen zu müssen. „Es ist für uns nicht wirtschaftlich, dass er zurückfährt oder unterwegs einen Ladestopp einlegt“, sagt Janacek.

Grundsätzlich wollen die Österreicher für die Elektrifizierung ihrer Flotten an mehr als 130 Standorten über 2.400 AC- und DC-Ladepunkte installieren. Als Technologiepartner ist The Mobility House (TMH) in das Großprojekt eingebunden. Und: Alle neu zu errichtenden Postbasen will die Österreichische Post auf E-Mobilität auslegen und den benötigten Strom zusätzlich über Photovoltaikanlagen auf dem Dach generieren. Auch auf den Logistikzentren hat der Konzern bereits Photovoltaikanlagen installiert und produziert signifikant Eigenstrom. „Derzeit beschäftigen wir uns intensiv damit, wie das Zusammenspiel Photovoltaik/Batteriespeicher und E-Mobilität sowie Standortstromversorgung wirtschaftlich eingesetzt werden kann“, erzählt Janacek.

Die Schweizerische Post versorgt ihre E-Flotte unterdessen mit „naturemade star“-zertifiziertem Ökostrom. Das Gütesiegel „naturemade star“ zeichnet besonders umweltschonend produzierte Energie aus, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne, Biomasse und Wind stammt. „Die Post hat seit der Umstellung auf diese Elektrofahrzeuge 48.000 Tonnen CO2 weniger in die Umwelt ausgestoßen“, betont der Sprecher des Unternehmens. Dies entspreche dem Jahresausstoß einer kleinen Stadt von 10.000 Einwohnern. Dies habe auch dazu beigetragen, dass die Post das erklärte Ziel, bis Ende 2020 die CO2-Effizienz um 25 Prozent zu verbessern, mit rund 30 Prozent übertroffen habe. Ein Anfang, das hohe Ziel zu erreichen, sei also gemacht.

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