Canoo kürt VDL zu Auftragsfertiger / Auch eigenes Werk geplant

Das kalifornische eMobility-Startup Canoo hat die Pläne für die Produktion seiner Fahrzeuge vorgestellt. Dabei setzt das Unternehmen zunächst ab dem kommenden Jahr auf VDL als Fertigungspartner. Das Canoo-Debütmodell soll ab 2022 entsprechend im niederländischen Fertigungswerk VDL NedCar gebaut werden.

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VDL soll das erste Canoo-Modell namens Lifestyle Vehicle für den US- und die EU-Märkte bauen. Geplant sind bis zu 1.000 Einheiten in 2022 und 15.000 Einheiten in 2023. In rund zwei Jahren will das Startup seine Fahrzeuge dann bereits auch selbst herstellen. Auch dazu gibt es News: Als Standort für die erste eigene Produktionsstätte ( „Mega-Mikrofabrik“) hat Canoo nun nach eigenen Angaben den US-Bundesstaat Oklahoma ausgewählt, konkret den MidAmerica Industrial Park im Umfeld der Stadt Tulsa. Die Eröffnung des dortigen Canoo-eigenen Werks ist für 2023 geplant.

Diese Pläne gab Chairman und CEO Tony Aquila beim ersten  „Investor-Relations-Tag“ des Unternehmens bekannt. Durch den parallelen Aufbau von Auftrags- und Eigenfertigung wolle Canoo seine Zusage einhalten, die Produktion zu starten und die Fahrzeuge im vierten Quartal 2022 auszuliefern, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.  „Die strategische Partnerschaft mit VDL Nedcar wird es uns ermöglichen, Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, während wir unsere Fabrik in Oklahoma bauen. Sie positioniert uns auch stark für die geografische Expansion in Europa und baut eine dauerhafte Beziehung zu den Unternehmen der VDL Groep auf“, so Aquila.

„Canoos mutiger Ansatz bei der Entwicklung und dem Bau von Elektrofahrzeugen macht sie zu einem idealen Partner, mit dem wir gemeinsam die Zukunft der Mobilität gestalten können“, äußert John van Soerland, Vorstandsvorsitzender von VDL NedCar.  „Diese Partnerschaft bringt unsere strategische Vision voran, eine Lösung für die Auftragsfertigung anzubieten und unsere Expertise im Bereich der Elektrofahrzeuge zu erweitern.“ VDL NedCar mit Sitz in Born verfügt nach eigenen Angaben über das einzige Automobilwerk in den Niederlanden, in dem Serienmontagen für Dritte durchgeführt werden.

Es ist knapp einen Monat her, dass Canoo sein erstmals 2019 präsentiertes Lifestyle Vehicle nun auch eingepreist hat. Je nach Variante soll es zwischen 34.750 und 49.950 Dollar kosten. Das Unternehmen rechnet wie oben erwähnt mit der Markteinführung im vierten Quartal 2022. Finale Daten zum Antrieb nennt Canoo noch nicht. Als „erwartete Spezifikationen“ gibt das Unternehmen weiterhin 220 kW Leistung, 450 Nm Drehmoment und eine Reichweite von 400 Kilometern an. Bekannt ist der Energiegehalt der Batterie: Er soll bei 80 kWh liegen.

Offen ist aber, für welchen Preis genau Privatkunden zum Zug kommen werden – Canoo hat bisher nur die oben genannte Preisspanne veröffentlicht. Von dem Fahrzeug soll es eine Liefer-, Basis- und Premium-Variante geben. Falls mit dem Grundpreis von 34.750 Dollar das Delivery-Modell gemeint ist, wäre der Preis für die Basis-Privatkunden-Version unklar. Zudem soll es einen Lifestyle- und Adventure-Trimm für das Fahrzeug geben, die Preise will Canoo aber erst in den kommenden Monaten bekannt geben.

Gegenüber der Studie, die damals klar als praktischer Van und Personentransporter für Großstädte platziert war, gibt es einige Änderungen. So wurden etwa die Stoßstangen etwas angepasst. Die auffälligste Neuerung: In der Adventure-Version ist das Fahrzeug nun ein gutes Stück höhergelegt, die zusätzliche Bodenfreiheit soll den Nutzwert abseits der Straße erhöhen. Die Bodenfreiheit ist aber geringer als bei dem Pickup-Modell.

Die angepasste Ausrichtung des Modells dürfte auf den Strategieschwenk unter dem neuen CEO Tony Aquila zurückgehen. Aquila hatte das Management seit Ende 2020 als Executive Chairman ergänzt und sollte mit seiner Investoren-Erfahrung den Börsengang des Unternehmens begleiten. Hinter den Kulissen hat Aquila die Neuausrichtung des Unternehmens vorangetrieben – wohl auch in Hinblick auf die Erwartungen der Börse. Ende April übernahm Aquila auch offiziell den Posten als CEO von Ulrich Kranz.

Gemäß Aquilas Strategie will Canoo nicht mehr seine E-Plattform an andere Autobauer verkaufen, sondern sich künftig vorrangig auf den Vertrieb der eigenen Fahrzeuge an Flottenbetreiber konzentrieren. Auch beim Vertrieb gibt es eine grundlegende Änderung: Während die Canoo-Gründer den Van ausschließlich im Abo anbieten wollten, setzt Aquila auf den klassischen Verkauf der Fahrzeuge. Vor dem Hintergrund des Strategieschwenks ist wohl auch die Kooperation mit Hyundai gescheitert.

Canoo nimmt bereits Vorbestellungen für das Lifestyle Vehicle an (gegen 100 Dollar erstattungsfähige Reserviergebühr), ebenso wie für zwei geplante Derivate, ein Mehrzweck-Lieferfahrzeug MPDV sowie einen Pickup-Truck, die 2023 folgen sollen.

Update 26.10.2021: Nun ist auch bekannt, wer die Batteriezellen für das Canoo Lifestyle Vehicle beisteuert: Canoo hat Panasonic mit der Lieferung von Batteriezellen für das Modell beauftragt. Einzelheiten zum Vertrag zwischen Canoo und Panasonic sind nicht bekannt.
press.canoo.com (Niederlande), press.canoo.com (USA)

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