TU Braunschweig startet Feldversuch zu induktivem Laden
Für das Forschungsprojekt LISA4CL stattet die TU Braunschweig gemeinsam mit Partnern erstmals Nutzfahrzeuge mit induktiver Lade-Technologie aus. Ein Flottentest soll das Potenzial der Technologie im Lieferverkehr belegen.
Die TU Braunschweig verfügt über die Projekte Emil und Emilia bereits über Erfahrung mit induktiven Ladesystemen, dabei ging es um das kabellose Laden von Akkus in Bussen und Pkw. Im Forschungsprojekt LISA4CL geht die Uni nach eigenen Angaben einen Schritt weiter: Gemeinsam mit dem Projektpartner Intis werden erstmals Nutzfahrzeuge mit induktiver Technologie ausgestattet. „Nach den erfolgreichen Emil-Bussen in Braunschweig wollen wir das bei LISA4CL kleiner, leichter und kostengünstiger für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge entwickeln und real erproben“, sagt Professor Bernd Engel vom Elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme.
Ein Flottentest in Zusammenarbeit mit dem Berliner Logistik- und IT-Unternehmen Fairsenden soll zudem zeigen, dass „diese Technologie die Elektrifizierung von Lieferverkehren sicher, zuverlässig und wirtschaftlich voranbringen kann“, wie die TU mitteilt. „Im Alltag von Kurier-, Express- und Paketdienstleistern und anderen Logistikunternehmen spart der Verzicht auf Kabelverbindungen zum Aufladen ihrer Elektrofahrzeuge Zeit und Nerven.“
Für den Test wird ein VW e-Crafter mit induktiver Ladetechnik ausgestattet und der Ladeplatz des Fahrzeugs entsprechend vorbereitet. Zum Vergleich mit der kabellosen Ladetechnik werden in dem Flottentest auch Fahrzeuge mit „herkömmlicher“, also kabelgebundener Ladetechnik betrieben.
Dabei sollen Fahrzeug und Ladestation in dem LISA4CL-Projekt „mit Übertragungsspulen der Leistungsklasse 22 Kilowatt ausgestattet werden“, wie die TU Braunschweig mitteilt. Damit sollen die Ladezeiten verkürzt werden und in der Folge mehrere Fahrzeuge pro Tag eine Ladestation nutzen können. Ob auch die Vergleichsfahrzeuge auf das Laden mit 22 kW umgerüstet werden, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Ab Werk unterstützt der VW e-Crafter lediglich das AC-Laden mit maximal 7,4 kW.
Die TU weist aber darauf hin, dass die derzeitigen Normen für das induktive Laden nur den Leistungsbereich von 3,6 bis 11 Kilowatt abdecken – 22 kW sind zwar vorgesehen, „bezüglich ihrer Übertragungsspulen jedoch noch nicht vollständig ausgearbeitet“. „Im Interesse eines weiteren Standardisierungsfortschritts“ habe man sich bei dem Flottentest für 22 kW entschieden. Im Frühjahr 2022 wird die internationale Normungsorganisation International Electrotechnical Commission (IEC) weitere Normen veröffentlichen.
Projektpartner Intis gibt sich überzeugt, dass sich mit diesem Normungsstand das induktive Laden von Fahrzeugen im öffentlichen Raum spätestens ab 2024 durchsetzen könnte. Die 22-kW-Ladetechnik soll auch abwärtskompatibel mit den bisher in den Normen berücksichtigten Leistungsklassen sein, um eine höhere Auslastung der Ladestation zu erreichen. „Kabelloses Laden ist für uns nicht nur eine Technologie, die das Laden von E-Fahrzeugen komfortabler machen wird, sondern vorrangig eine Technologie mit hohem Potenzial für das automatisierte Laden, z.B. für autonome Fahranwendungen“, sagt Intis-Geschäftsführer Ralf Effenberger. „Das Ziel der Abwärtskompatibilität mit bereits standardisierten Systemen macht LISA4CL für uns so spannend.“
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Projekt LISA4CL für drei Jahre mit rund 1,6 Millionen Euro bis April 2023.
tu-braunschweig.de
1 Kommentar