Bundesrat beschließt Ladesäulenverordnung ohne Änderung

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Der Bundesrat hat der Änderung der Ladesäulenverordnung ohne Änderungen zugestimmt – das verpflichtende Kreditkarten-Terminal wird also kommen. Änderungsempfehlungen der Ausschüsse wurden alle abgelehnt, ebenso ein Änderungsantrag aus Schleswig-Holstein.

Damit hat die Länderkammer keine Einwände gegen die Fassung der Ladesäulenverordnung (LSV), die das Kabinett im Mai beschlossen hatte. Die Änderung sieht vor, dass Ladesäulenbetreiber beim Ad-hoc-Laden ab Juli 2023 mindestens eine kontaktlose Zahlung mittels gängiger Debit- und Kreditkarte als Mindeststandard anbieten müssen – sie müssen also über ein Kartenlesegerät und ein PIN-Pad zur Eingabe der Geheimnummer verfügen. Zulässig ist aber auch ein zentrales Terminal für mehrere Säulen, etwa in einem Ladepark. Bestehende Säulen müssen nicht nachgerüstet werden.

Der federführende Wirtschaftsausschuss, der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und der Verkehrsausschuss hatten vor der Abstimmung dem Bundesrat empfohlen, der Verordnung nur „nach Maßgabe von einigen Änderungen“ zuzustimmen. Genau der verpflichtende Einbau von physischen Kartenlesegeräten wurde von den Ausschüssen kritisiert.

Die Kartenlesegeräte würden nur bei einem relativ geringeren Teil der Ladevorgänge zum Einsatz kommen, da die überwiegende Mehrheit der Autofahrerinnen und Autofahrer in der Regel vertragsbasiert unter Nutzung von RFID-Ladekarten oder digitalen Applikationen lade, so die Meinung der Ausschüsse. Die physischen Geräte seien aber bei Anschaffungskosten und im Betrieb teuer. Die Kosten müssten hierbei von allen Kundinnen und Kunden mitgetragen werden.

Damit folgten die Ausschüsse der Kritik einiger Verbände, etwa jener des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der BDEW hatte sich bereits in der Vergangenheit gegen die Kartenterminal-Pflicht ausgesprochen und auch noch am Morgen vor der Entscheidung im Bundesrat die Kritik erneuert. „Unser Ziel und zentraler Leitgedanke muss es sein, die Elektromobilität in den nächsten Jahren voranzubringen. Eine Verpflichtung zum Einbau von Kartenlesegeräten in allen Ladesäulen ist hierfür kontraproduktiv“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Klar ist, die Kosten für den Einbau und den Betrieb der veralteten Technologie werden auf den Ladepreis umgelegt und verteuern so den Ladestrom. Das kann nicht im Sinne der Verbraucher sein.“

In der Praxis wird die Kartenterminal-Pflicht ohne verpflichtende Nachrüstung der Säulen, die bis zum 30.06.2023 in Betrieb gehen werden, für einen jahrelangen Parallel-Betrieb sorgen: Es wird eine Menge (neuer) Säulen geben, die kurz vor dem Stichtag in Betrieb gehen. Dort ist es weiterhin zulässig, dass nur per Ladekarte, App oder webbasierter Lösung gezahlt werden kann – und nicht per Kreditkarte. Wie nutzerfreundlich diese Lösung also ist, wenn der Autofahrer im Vorfeld nicht erkennen kann, ob er per Kreditkarte zahlen kann oder doch eine Ladekarte benötigt, wird sich 2023 zeigen.

Das verpflichtende Kreditkarten-Terminal ist der kontroverseste Punkt der novellierten LSV. Während hier die genannte abweichende Pflicht ab Sommer 2023 gilt, werden andere Neuerungen mit Inkrafttreten der neuen LSV gelten. Hierzu gehören etwa eine neue Definition eines öffentlichen Ladepunkts.
Mit der Zustimmung des Bundesrates kann die Bundesregierung die Verordnung nun wie geplant verkünden. „Sie tritt zum großen Teil am ersten Tag des auf die Verkündung folgenden Quartals in Kraft“, so der Bundesrat.
bundesrat.de (Beschluss bei TOP 48), bundesrat.de (LSV vom 12.05.2021 als PDF), bundesrat.de (Ausschuss-Empfehlung als PDF), bdew.de

38 Kommentare

zu „Bundesrat beschließt Ladesäulenverordnung ohne Änderung“
Bernhard Rogge
17.09.2021 um 16:04
Kurzer Kommentar: So ein Blödsinn, die Verordnung ist ein zurück ins 20. Jahrhundert, es fehlt nur noch die Verpflichtung zum Fax
gerd
21.09.2021 um 08:50
Fax bei der CSU selbstverständlich: die Hälfte der Gesundheitsämter arbeiten damit. Ramsauer, Dobrint, Scheuer.
Gunnar Buchholz
17.09.2021 um 18:44
Ich finde das neue Gesetz korrekt und gut. Das bisherige Tanken geht ebenso ohne eine App z.B von Aral.
Markus Pieper
18.09.2021 um 11:59
Jau, am Besten stellt man noch ein Kassenhäuschen neben jede Ladesäule auf. Weil das ist beim Tanken ja auch so.
Johannes
20.09.2021 um 08:35
Nö, ein Automat für Bargeld würde langen. ;-) (Achtung Sarkasmus)
Emobilitãtsberatung-berlin K.D. Schmitz
17.09.2021 um 21:11
Bei jedem Supermarkt kann ich mit Kreditkarte oder EC-Karte, ohne die irgendwo reinschieben zu müssen, bezahlen, das wird ja wohl über die Bildschirme an den Ladesäulen auch machbar sein. Ein mechanisches Terminal mit Tasten ist ja wohl das allerletzte. Über den Bildschirm kann ich ja wohl auch die Pin eingeben werden, alles andere ist Steinzeit, bzw. Unsinn
Djebasch
22.09.2021 um 10:58
NFC haben die eh schon, Problem sind die Displays und deren Software. Auf kurz oder Lang werden sich die Hersteller darauf eingespielt haben und fertig...
Stefan
19.09.2021 um 00:15
Es gibt viele Ladesäulen ohne Touchscreen. Aber das wäre eine Variante. Leider gibt es Vorschriften, wie ein Gerät für Kartenzahlung ausgestaltet sein muss.
Gerd Heinrich
17.09.2021 um 21:57
Ist doch jetzt schon klar dass Adhoc-Ladesessions mit Kreditkarte ohne Abos oder Ladekarte die teuerste Bezahl-Option sein werden Außerdem, all diejenigen die einen Vertrag oder die Ladekarte haben keinen Grund die Kreditkarte zu nutzen.
Gisela
19.09.2021 um 07:47
Ich war gestern auf der A3 unterwegs , bei 4 Säulen wurde meine Karte (ADAC,PLUGSURFING) nicht akzeptiert. Ich möchte nicht 20 Minuten Apps herunterladen und mich durch Menüs klicken. Für mich geht an Kredit oder EC Karte kein Weg vorbei. Mann stelle sich das mal an konventionellen Tankstellen vor, das gäbe Mord und Todschlag. Noch schlimmer finde ich die Mitgliedsgebühren und Monatsgebühren der Karten, bei Shell und Aral gibt es das Gegenteil: Bonus/Rabatt Karten
Gabriel
20.09.2021 um 16:03
Yeah, immer teurer die Ladesäulen. Bald kostet dann die kWh dann einen Euro. Weil die Nebenkosten immer weiter steigen. Der Strom selber für 7 Cent.Oh missbrauch an der Ladesäulen durch Sicherheitslücken... Geklaute Kreditkarten oder clone verwendet... Usw. Usw.
Evo2Orange
20.09.2021 um 12:09
Lass mich raten - alles Tank&Rast-Uralt-Triplecharger, die vor 10 Jahren aufgestellt wurden und nur via App (also auch: EnBW und Plugsurfing) zu starten sind. Ist der Stand der Technik von vor 10 Jahren also jetzt ein Argument noch weiter in die Vergangenheit zu reisen? Ich war letztens an so einem Triplecharger, mittlerweile betrieben von "Mer" (ehemals eWald). Da kostet dann die kWh 71ct. Das will ich weder mit über irgendeine App von Mer, noch über die Ad-Hoc-Website noch über Kartenterminal bezahlen. Da möchte ich dass ich mit der ADAC/EnBW-Karte bezahlen kann. Notfalls auch per App, die ich für die Übersicht über die Bezahlvorgänge mit der Karte ohnehin installiert habe.Ich weiß nicht wie es dem Rest geht, aber ich finde es schon anmaßend, wenn man Kreditkarten-Lesegeräte an jeder Ladestation, inklusive AC fordert, weil man zu bequem ist die App des eigenen Ladekartenanbieters installiert zu haben. Diese Bequemlichkeit kostet alle eine nennenswerte Summe, denn die Zahlungsdienstleister die hinter den Terminals stehen verlangen eine Installations- und Grundgebühr und wollen vom bezahlten Strompreis auch noch was abhaben. Es wird nur teurer und aufwändiger.
Djebasch
22.09.2021 um 11:12
Muss ich meine Daten und Nutzungsinformationen in die Welt Posaunen ... NEIN Das ist jedem Kunden selbst überlassen aber diese Möglichkeit muss man haben. Ein Kartenterminal kostet 500€ bei 50000€ Säule also sehr teuer... Und jeder kann für sich entscheiden ob er die Kosten dafür tragen möchte, aber auch jetzt zahlen viele Leute bei den Apps mit Paypal oder Kreditkarte da sagt auch keiner was zu den Kosten die der Anbieter übernimmt. Also bitte nicht mit zweierlei Maß messen ....
Johann denkendorf
17.09.2021 um 23:57
hinfahren laden mit Kreditkarte zahlen wie an jeder Tankstelle auch warum einen Vertrag mit einem Stromanbieter eingehen? Man macht ja auch keinen Vertrag mit Aral
Alois Lipsky
20.09.2021 um 07:41
Das ist ja kein richtiger Vertrag in dem Sinne, das einem Kosten entstehen oder das man an Laufzeiten gebunden ist. Man meldet sich quasi kostenlos an, z. B. bei EnBW, erhält eine kostenlose Ladekarte und eine kostenlose App, und kann mit diesen beiden Varianten als Mitglied günstig laden. Zusätzliche Lesegeräte passen nicht mehr so richtig in unsere Zeit
Thomas aus Marl
18.09.2021 um 01:19
Im Prinzip ist die Entscheidung des Bundesrates zu begrüßen.Leider wird aber mit dem Inkrafttreten erst ab Mitte 2023 unnötig viel Zeit vertan und der Verbraucher muss fast zwei Jahre warten, bis für ihn erste Verbesserungen spürbar werden.
TiM
18.09.2021 um 13:42
Das glaube ich weniger. Die Anbieter werden gerade in den Monaten vor Inkrafttreten massiv Säulen in Betrieb nehmen, um diese antiquierte Bezahlmöglichkeit nicht integrieren zu müssen. Insofern wird der Ausbau meiner Meinung nach beschleunigt. Dann müsste man den Unsinn nur noch kurz vor Einführung kippen... ;-)
Andi
18.09.2021 um 09:21
Ich bin selbst e-Auto Fahrer und sehe das nicht nur negativ. Ja, es ist definitiv veraltete Technik, sie ist evtl. anfällig für Betrugsmaschen (pin-Pad), wartungsintensiv und teuer. Und trotzdem nervt es mich vor allem bei städtischen AC-Säulen, wo immer noch jede Stadt ihr eigenes Süppchen kocht immens, bei einem spontan-Besuch 15 Min lang mit dem Handy in der Hand Apps zu laden und Registrierungsprozesse zu durchlaufen. Nur um dann irgendwann mal 10 kWh laden zu können. Das schreckt mich sogar so sehr ab, dass wir für solche Trips eher wieder zum Verbrenner greifen (!) oder ich an teuren DC Ladern fernab der Stadt kurz lade, wo ich bereits bei z.B. EnBW registriert bin. Mit Sicherheit hätte es klügere Lösungen als das jetzt gegeben. Ich bin trotzdem froh, dass nun überhaupt was passiert.
Christian
18.09.2021 um 09:50
D.h. also teure ad-hoc Preise für Kredit-Karten Nutzer und günstige Lade-Preise für Lade-Karten Nutzer
Thomas Kastner
18.09.2021 um 12:46
Eigentlich sollte es jetzt schon Standard sein seinen Strom an einer geeichten Säule zu zapfen und mit Karte zu bezahlen. Beim Sprit ist das normal und funktioniert.
Markus Wolter
18.09.2021 um 13:00
Es wäre natürlich besser gewesen, wenn man eine einheitliche Plug&Charge-Loesung vorgeschrieben hätte. Aber letztlich hat das Durcheinander der Anbieter den Gesetzgeber gezwungen, irgendwas zu machen. Vielleicht wird die neue Regierung 2022 nachbessern.
STUR
19.09.2021 um 10:33
In einem Land in dem es immernoch kein flächendeckendes Mobilfunknetz gibt, geschweige denn Mobiles Internet. Wollt ihr Ladesäulen an denen man nur per Smartphone bezahlen kann? Habt ihr Mal versucht an manchen Tankstellen/ Raststätten bargeldlos zu bezahlen wenn da nur dieser kleine Tragbare Automat mit 3g Verbindung liegt? Die neuen Bezahlsysteme kommen ja scheinbar beim Kunden nicht gut an, denn keines dieser proprietären Systeme hat sich gegen die hunderten anderen durchgesetzt. Was sollen wir mit 40 verschiedenen Ladekarten in der Tasche? Es geht doch darum, Plastikmüll zu reduzieren!
Dieter Schleenstein
20.09.2021 um 09:14
Genau, deshalb wäre es das Einfachste, der Autohersteller würde eine Karte bei der Auslieferung beilegen, die Beschaffung kann wirklich sehr nervig sein. Noch einfacher ist allerdings Plug&Charge wie bei Tesla, die Ionity-Ladesäulen können das auch schon, es fehlt die Software in den Autos. In den USA hat Tesla 66 % Marktanteil bei EV, wenn die Autoindustrie das hier verhindern will, wird es Zeit, das sie aufwacht.
Stefan
19.09.2021 um 00:20
Die einzige Alternative wäre Roaming-Pflicht gewesen - also mit jeder Ladekarte überall laden - zu unterschiedlichen Preisen. Plug&Charge beinhaltet keine Roaming-Pflicht und vermutlich auch keine Kreditkartenzahlung.
Dieter Schleenstein
20.09.2021 um 09:26
Verstehe ich nicht, mit der Kundenkarte von Rewe kann ich doch auch nicht bei Aldi einkaufen. Natürlich wird Plug&Charge in einigen Jahren den Markt dominieren und nicht etwa Säulen mit EC-Terminals, wahrscheinlich wird es nicht einmal eine App geben, um die zu finden. Ohnehin wird niemand so dämlich sein, eine einzelne Säule anzufahren, wenn er dringend laden muss. Und mind. 1 Ladekarte wird jedem Neuwagen beiliegen.
Hans Herbert
19.09.2021 um 13:10
Manches verstehe ich noch nicht. Warum sind physische Lesegeräte und Pin-Panels for eine "kontaktlose Zahlungsmöglichkeit" erforderlich? Das widerspricht sich doch. Kontaktlos heißt, ich kann mit der Karte "gegenhalten" und bezahlen, ggf. noch mit Pineingabe (die ist aber technisch kein so großes Problem wie ein Karteneinzugsautomat).Dass man auf EC- und Kreditkarten umstellt, ist sehr zu begrüßen. Man will damit ein möglichst neutrales und allgemein verfügbares Zahlungsmittel bereitstellen, dessen Handhabung vorhersehbar ist. Das halte ich sogar in einem Massenmarkt für notwendig. Man kann und soll auch nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch, der unterwegs ist, über ein Mobilfunkgerät verfügt und verwinkelte Verträge abgeschlossen hat. Letzteres ist ein Unsinn, nicht die Verwendung von EC-Zahlungsmittel!
Walter Seiwald
19.09.2021 um 14:29
Sehr geehrte Leser! Ich finde das man an Ladesäulen mit Kreditkarte und Debit Card bezahlen kann in Zukunft vollkommen richtig. Das muss gesagt werden finde ich.Mit freundlichen Grüßen Walter
Dieter Schleenstein
20.09.2021 um 09:20
Schon heute werden nur 15 % der Ladevorgänge an öffentlichen Säulen absolviert, viele davon sind noch immer kostenlos, wie z. B. bei Aldi, viele arbeiten mit Plug&Charge wie bei Tesla, das war nur eine weitere Maßnahme, um den Teslaabsatz zu erhöhen.
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