E-Auto-Pläne: Xiaomi strebt Werksbau in Peking an

Xiaomi plant in Peking ein Werk für Elektroautos. Es soll in zwei Etappen errichtet werden und Kapazitäten für zunächst 150.000 und dann 300.000 E-Autos pro Jahr bieten. Der erste Xiaomi-Stromer ist weiterhin für 2024 geplant.

Im Zuge der Pläne verlegt Smartphone-Spezialist Xiaomi nicht nur den Sitz seiner neu gegründeten Autoeinheit nach Peking, sondern auch Vertriebs- und Forschungsbüros. Das Werk selbst soll ebenso wie die genannten Einrichtungen in der Beijing Economic-Technological Development Area angesiedelt werden, einem Entwicklungs- und Technologieareal in Yizhuang, einem südöstlichen Vorort von Peking. Das teilt Beijing E-Town mit, eine Wirtschaftsentwicklungsagentur der Stadtregierung mit, die sich um die Entwicklung dieser Zone kümmert. Außerdem gibt die Agentur bekannt, dass übereinstimmend mit früheren Ankündigungen aus chinesischen Medien 2024 die ersten Xiaomi-Stromer gefertigt werden sollen.

Reuters zufolge hat Xiaomi seine Tochter namens Xiaomi Automobile Technology erst kürzlich mit einem Stammkapital von 1 Milliarde Yuan (knapp 140 Millionen Euro) aus der Taufe gehoben. Das neue Unternehmen soll nicht nur E-Fahrzeuge bauen, sondern sich auch in der Forschung und Entwicklung von Fahrzeugen und Autoteilen, der Herstellung von intelligenten Bordgeräten und der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien engagieren. Die Belegschaft der Autosparte soll laut Medienangaben inzwischen auf über 500 Mitarbeiter angewachsen sein.

Kurz zur Einordnung: Ende März hatte Xiaomi nach langer Abwägung die Entscheidung gefällt, eine Tochtergesellschaft ins Leben zu rufen, die das künftige „Smart Electric Vehicle Business“ des Konzerns betreiben wird. Damals kündigte Xiaomi an, in den nächsten zehn Jahren insgesamt zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,5 Milliarden Euro) in das E-Auto-Geschäft investieren zu wollen. CEO des neuen Unternehmens ist Lei Jun, der Firmengründer und Gesamt-CEO von Xiaomi.

Seit März führt Xiaomi laut Medienberichten Gespräche mit zahlreichen Unternehmen, darunter Automobilherstellern und Zulieferern, und tätigt Investitionen in andere Firmen. Vor wenigen Wochen gab das Unternehmen etwa die Übernahme von Deepmotion Tech bekannt, ein in Peking ansässiges Startup. Für die Übernahme soll Xiaomi 77 Millionen Dollar hingeblättert haben. Auch mit einem Einstieg bei Evergrande wurde der Konzern in Verbindung gebracht, Spruchreifes hat sich dabei aber offenbar bis heute nicht ergeben.

Laut einem früheren Bericht von Reuters wird Xiaomi alternativ ein Deal mit Great Wall Motor nachgesagt. Great Wall ist bisher noch nicht als Auftragsfertiger aktiv, hat aber laut den Reuters-Quellen in diesem Fall seine Dienste angeboten. Offizielle Infos hierzu gibt es weiterhin nicht. Im Smartphone-Bereich arbeitet Xiaomi auch eng mit dem iPhone-Produzenten Foxconn zusammen, der selbst eine Elektroauto-Plattform namens MIH vorgestellt hat und auch mit Geely einen eMobility-Auftragsfertiger gegründet hat.

Im September wurden in chinesischen Medien erstmals nähere Details zu den E-Auto-Plänen des chinesischen Smartphone-Herstellers bekannt gegeben. Das erste Modell des Unternehmens soll den Berichten zufolge im ersten Halbjahr 2024 auf den Markt kommen. In den drei darauffolgenden Jahren soll je ein weiteres Modell folgen. Außerdem heißt es, dass Xiaomi binnen der ersten drei Jahre einen Absatz von 900.000 Fahrzeugen avisiere. Bei diesen Informationen beriefen sich die Medienberichte im September auf „mit der Angelegenheit vertrauten Personen“. Offizielle Statements gibt es dazu nicht.

Xiaomi selbst hat sich als Smartphone-Hersteller einen Namen gemacht und gehört zu den beliebtesten Smartphone-Marken Chinas. Über die Jahre hat das Unternehmen auch Produkte aus dem Bereich Haushaltselektronik erfolgreich etabliert, etwa Akku-Staubsauger oder Luftreiniger. Finanziert werden soll der Einstieg in den Automobilmarkt nun primär aus Eigenmitteln: Laut dem Geschäftsbericht für 2020 verfügt der Konzern über Barmittel von 100 Milliarden Yuan, rund 13 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal 2021 erreichten Umsatz und Nettogewinn der Gruppe zudem einen neuen Höchststand: Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um 64 Prozent auf 87,8 Milliarden Yuan (rund 11,5 Milliarden Euro), während der bereinigte Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 87,4 Prozent auf 6,3 Milliarden Yuan (rund 820 Millionen Euro) kletterte.
reuters.com, autonews.gasgoo.com, cnevpost.com

0 Kommentare

zu „E-Auto-Pläne: Xiaomi strebt Werksbau in Peking an“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch