Evergrande prüft angeblich Verkauf seiner Elektroauto-Tochter

Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande steht möglicherweise vor einem Rückzug aus dem Automobilgeschäft. Laut einem Medienbericht prüft der verschuldete Konzern den Verkauf der Sparte an andere chinesische Autobauer. Das könnte auch Auswirkungen auf die Produktion des Sion von Sono Motors haben.

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Mit zahlreichen Zukäufen hatte die Evergrande Group in den vergangenen Jahren ein eigenes Auto-Geschäft aufgebaut. Über die Gesundheitssparte Evergrande Health war man zunächst bei Faraday Future investiert, verfolgt dann aber eigene Pläne: Über die Marke Hengchi wurden vor einem Jahr die ersten sechs Elektroautos angekündigt. In diesem Frühjahr überflügelte Evergrande New Energy Vehicle sogar Ford und GM beim Börsenwert. Nur: Beim Geschäftsmodell war man immer noch von der Evergrande Group anbhängig.

Seine Auto-Pläne konnte die Evergrande Group aus dem florierenden Immobilien-Geschäft in China finanzieren – bis jetzt. Laut der „CN EV Post“ ist der zuvor lukrative Immobilienmarkt in China ins Stocken geraten und hat Evergrande auf seinem Expansionskurs in eine finanziell schwierige Lage gebracht. Hui Ka Yan, Vorsitzender der Immobiliensparte, musste Evergrande offenbar bereits verlassen.

Wie das Portal „ChinaStarMarket“ nun berichtet, könnte Evergrande sein Autogeschäft im Zuge der Schuldenkrise abstoßen. Demnach führt der Konzern bereits Gespräche mit mehreren Unternehmen, „darunter Nio, Xpeng und Xaiomi“. Das Ergebnis der Gespräche stünde noch nicht fest. Weder Nio noch Xpeng und Xiaomi wollten sich laut chinesischen Medien dazu äußern. Dass Xiaomi über einen Einstieg verhandelt, hatte auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Zum Handelsschluss am Donnerstag kam Evergrande Auto auf einen Börsenwert von 12,5 Milliarden Dollar. Ende April, als man Ford und GM überflügelte, waren es noch 87 Milliarden Dollar.

Zu den Zukäufen von Evergrande gehört auch NEVS – 2019 waren die Chinesen eingestiegen und übernahmen 2020 die letzten Anteile. Laut schwedischen Medienberichten hat das Unternehmen 300 seiner 650 Mitarbeitern in Trollhättan gekündigt – im Rahmen einer Restrukturierung. Dass diese auch wegen der Finanzlage bei Evergrande durchgezogen werden musste, machte ein NEVS-Sprecher gegenüber den schwedischen Medien klar: „Wir haben von unseren Eigentümern Signale erhalten, dass sie Schwierigkeiten haben, unser Geschäft auf dem bisherigen Niveau weiter zu finanzieren, und das hat sich natürlich auch darauf ausgewirkt“, wird NEVS-Sprecher Jonas Hernqvist zitiert. „Es ist eine Entscheidung, bei der es um diese Veränderung geht, aber es geht auch um eine Entscheidung, die Kosten in kürzerer Zeit zu senken.“

Unklar ist, ob die Restrukturierung bei NEVS auch die Produktion des Sion von Sono Motors beeinflusst. Die Schweden sollen ab 2023 den Sion bauen, kalkuliert waren bislang bis zu 43.000 Fahrzeuge pro Jahr. Sono Motors teilte unserer Redaktion mit, dass die Produktion des Sion von der Restrukturierung bei NEVS „nicht betroffen“ sei. „Die Vorbereitungen der Produktionsanlagen für die Vorserienproduktion in 2022 und die Sion-Serienproduktion im ersten Halbjahr 2023 laufen bereits planmäßig“, so ein Sprecher des Unternehmens.

Update 27.08.2021: Der Aktienkurs der Evergrande New Energy Vehicle Group ist weiter gefallen – inzwischen hat die Elektroauto-Tochter des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande rund 80 Milliarden US-Dollar an Börsenwert eingebüßt. Seit dem Höchststand von 87 Milliarden Dollar Ende April hat die Auto-Sparte von Evergrande 92 Prozent seines Werts eingebüßt – die schlechteste Performance im Bloomberg World Index.

Ausschlaggebend für den jüngsten Kursrutsch um 22 Prozent: Die Evergrande New Energy Vehicle Group hatte am Donnerstag einen Verlust von rund 740 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr 2021 vermeldet. Zu den Gerüchten um einen möglichen Verkauf der Sparte (siehe oben) gibt es keine Neuigkeiten.

Update 24.09.2021: Die Schuldenkrise beim chinesischen Immobilienkonzern hat nun offenbar auch Auswirkungen auf dessen Elektroauto-Pläne. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg von Insidern erfuhr, hat Evergrande Gehälter für einige Mitarbeiter des E-Auto-Geschäfts nicht bezahlt und ist auch bei der Zahlung einer Reihe von Lieferanten für die Fabrikausrüstung in Verzug geraten. Zuletzt war berichtet worden, dass Evergrande einen Verkauf seiner E-Auto-Tochter prüft.
cnevpost.com (Evergrande), mestmotor.se (NEVS), elektroauto-news.net, business-standard.com (Update), bloomberg.com, thenationalnews.com (beide Update II)

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