Mercedes will Elektro-Vans zusammen mit Rivian fertigen

Ab 2025 will Mercedes-Benz alle neu eingeführten Vans mit Elektromotor ausstatten. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen nun seine Standortwahl für die Fertigung der nächsten Generation großer E-Vans in Europa gefällt. Außerdem wird eine gemeinsame Europa-Produktion mit dem US-Elektroauto-Startup Rivian ausgelotet.

Mercedes-Benz Vans setzt bei seinen elektrischen Fahrzeugen künftig auf eine neue Elektro-Plattform namens VAN.EA (Van Electric Architecture). Sie wird die Basis für alle Elektro-Vans von Mercedes-Benz im mittelgroßen und großen Segment, die ab 2025 auf den Markt kommen. Die Entwicklung der VAN.EA beschäftigt die Ingenieure des Unternehmens zurzeit. In Verbindung dazu macht Mercedes nun Angaben zu den künftigen Produktionsstandorten.

So gibt der Hersteller bekannt, dass die offenen Baumuster des großen Vans auf VAN.EA-Basis – also die Plattform für Aufbauhersteller oder Pritschenwagen – künftig in Düsseldorf gebaut werden. Die dortige Fabrik ist das größte Produktionswerk von Mercedes-Benz Vans und baut bereits heute die aktuelle Generation des Sprinter und eSprinter sowie bald die nächste Generation des eSprinter. Für die notwendigen Umrüstmaßnahmen am Standort will der Hersteller Investitionen in Höhe von rund 400 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Auch im zweiten deutschen Werk von Mercedes-Benz Vans, in Ludwigsfelde, wird bald die nächste Generation des eSprinter (offenes Baumuster) produziert. Darüber hinaus erwägt das Unternehmen, Ludwigsfelde als Kompetenzcenter für die Elektro-Van-Individualisierungen zu etablieren. In Ludwigsfelde vom Band rollen werden VAN.EA-Fahrzeuge dieser Formulierung zufolge nicht.

Die großen VAN.EA-Vans im geschlossenen Baumuster bzw. als Kastenwagen sollen vielmehr „an einem etablierten Standort aus dem Produktionsverbund der Mercedes-Benz AG in Mittel- und Osteuropa“ gebaut werden. Dieses Werk werde daher in das Fertigungsnetzwerk von Mercedes-Benz Vans integriert, heißt es. Durch diese Maßnahme will Mercedes-Benz Vans nach eigenen Angaben Kostenvorteile nutzen und  die Wettbewerbsfähigkeit damit nachhaltig sicherstellen.

„Wir bewegen uns traditionell in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. Nun verschärft sich diese Situation durch immer mehr neue Anbieter, die in unsere Segmente vorstoßen. Unser Anspruch bleibt, weiterhin die besten Vans und Services anzubieten – hierfür müssen wir hochinnovativ und in allen Bereichen wettbewerbsfähig sein“, äußert Mathias Geisen, Leiter Mercedes-Benz Vans. „Wir wollen als einziger Van-Hersteller weiterhin große Vans auch am Standort Deutschland produzieren – trotz steigender Kosten durch die Transformation zur E-Mobilität. Dafür richten wir unser europäisches Produktionsnetzwerk für Transporter neu aus, sichern die langfristige Perspektive der bestehenden Werke und ergänzen ein neues Werk an einem bestehenden Mercedes-Benz Standort in Mittel-/Osteuropa. So ermöglichen wir die erfolgreiche Transformation von Mercedes-Benz Vans ins Elektro-Zeitalter und sichern langfristig unser Wachstumspotenzial.“ Gespräche mit Arbeitnehmervertretern der deutschen Werke zu den Plänen stünden noch aus und sollen zeitnah aufgenommen werden.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass vor der Einführung von Mercedes‘ E-Transportern auf der VAN.EA-Plattform im nächsten Jahr zunächst die nächste Generation des eSprinter auf Basis der Electric Versatility Platform auf den Markt kommt. Diese soll nicht nur neue Kundensegmente erschließen, sondern auch neue Märkte, unter anderem die USA und Kanada. Die Reichweite wird sich im Vergleich zum aktuellen eSprinter je nach Konfiguration mehr als verdoppeln. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Produktionsaufnahme. Vom Band laufen wird der neue eSprinter wie gesagt an beiden deutschen Standorten sowie im US-Werk Charleston.

Unterdessen zeichnet sich eine enge Zusammenarbeit von Mercedes-Benz Vans mit dem US-amerikanischen Elektroauto-Startup Rivian ab. Beide Seiten haben eine Absichtserklärung für eine strategische Partnerschaft unterzeichnet und darin ihre Pläne fixiert, im Rahmen eines Joint Ventures in eine gemeinsame Fabrik in Europa investieren und diese gemeinsam betreiben zu wollen. Rivian kämpft aktuell mit dem Hochfahren seiner Produktion, die Anzahl der Vorbestellungen summierte sich zum 30. Juni 2022 bereits auf etwa 98.000 Fahrzeuge.

Für den Bau der neuen Produktionsstätte für rein elektrische Transporter soll ein bestehender Mercedes-Benz Standort in Mittel- und Osteuropa genutzt werden. Bereits in wenigen Jahren sollen dort nach Angaben der Partner große Elektro-Vans für Mercedes-Benz Vans und Rivian vom Band rollen. Ob es sich um denselben Standort handeln wird, an dem die großen VAN.EA-Vans von Mercedes-Benz Vans im geschlossenen Baumuster bzw. als Kastenwagen gefertigt werden, bleibt unklar. Mercedes erwähnt aber, dass beide Seiten „produktionsoptimierte Fahrzeugkonzepte für eine effiziente Fertigung auf gemeinsamen Produktionslinien planen“. Während die großen E-Vans von Mercedes-Benz auf besagter VAN.EA aufbauen, basieren Rivians Transporter auf der Rivian Light Van (RLV)-Plattform.

Die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit soll dazu dienen, „operative Synergien zu heben und die Kosteneffizienz erheblich zu steigern“. Damit könnten gewerblichen Kunden, deren Fokus auf den Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership) liegt, wettbewerbsfähige Produkte angeboten werden, heißt es in einer Mitteilung von Mercedes.

Rivian-CEO RJ Scaringe kommt in der Pressenotiz mit folgendem Zitat zu Wort: „Rivian wurde gegründet, um den Abschied von fossilen Brennstoffen attraktiv zu gestalten. Hierzu wollen wir durch das Angebot herausragender Fahrzeuge und Dienste beitragen. Wir freuen uns, bei diesem Vorhaben mit Mercedes-Benz zusammenzuarbeiten. Mercedes-Benz ist eines der bekanntesten und angesehensten Automobilunternehmen der Welt. Die Zusammenarbeit ermöglicht uns, gemeinsam herausragende Elektrotransporter zu produzieren, die nicht nur unsere Kunden überzeugen, sondern gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz des Planeten leisten.“

Laut Mathias Geisen, Leiter Mercedes-Benz Vans, ist Mercedes-Benz Vans Pionier im lokal emissionsfreien Transportbereich. „Seit 2010 haben wir zahlreiche elektrische Vans produziert und auf den Markt gebracht. Jetzt beschleunigen wir die Transformation hin zu einem rein elektrischen Produktportfolio (…). Ich freue mich sehr, dass wir in dieser Transformation nun mit Rivian zusammenarbeiten – einem hochdynamischen und inspirierenden Partner mit einer starken Technologieposition. Wir teilen Investitionen und Technologie, weil wir ein gemeinsames strategisches Ziel haben: die Elektrifizierung des Van-Markts mit nachhaltigen und technologisch überlegenen Produkten für unsere Kunden voranzutreiben.“
group-media.mercedes-benz.com (VAN.EA-Fertigungsstandorte), group-media.mercedes-benz.com (Rivian)

0 Kommentare

zu „Mercedes will Elektro-Vans zusammen mit Rivian fertigen“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch