Interaktive Karte klassifiziert potenzielle Lkw-Ladestandorte

Bild: Volvo Trucks

Das Fraunhofer ISI hat im HoLa-Projekt 1.700 öffentliche Standorte in Deutschland ausgewertet und diese im Hinblick auf ihre Attraktivität und Eignung als Lkw-Ladestandort untersucht. Eigens im Projekt entwickelte, interaktive Karten bilden die Standorte ab und weisen ihre Attraktivität aus.

HoLa“ steht für Hochleistungsladen Lkw-Fernverkehr – einem zentralen Förderprojekt in der Bundesrepublik zur bestmöglichen Versorgung von E-Lkw im Ferneinsatz. Im Rahmen von HoLa werden wie berichtet an vier Standorten entlang der A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet Hochleistungsladepunkte für Lastkraftwagen aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt. Zunächst sollen je zwei CCS-Ladepunkte entstehen und später auch der künftige Megawatt-Standard (MCS) zur Verfügung stehen.

Ergänzend zu diesen Projektzielen hat das Fraunhofer ISI eine Analyse angestrengt, um attraktive Ladestandorte in Deutschland zu ermitteln. Als Ausgangspunkt für die Studie dienten öffentlich zugängliche Daten zu gegenwärtigen Lkw-Parkflächen sowie eine vorherige Studie zu Lkw-Halteorten in Europa. „Diese Daten wurden mit Informationen zu Standortmerkmalen wie der Anbindung an Autobahnen, dem Vorhandensein von Tankstellen und Autohöfen sowie Industrie- und Geschäftsinformationen aus dem Umfeld kombiniert, aggregiert und anhand einer multi-kriteriellen Entscheidungs- sowie Archetypenanalyse untersucht“, teilt das Fraunhofer-Institut zur Methodik mit.

Die Auswertung von gut 1.700 öffentlichen Standorten verdeutlicht, dass weniger einzelne, sondern die Kombination mehrerer Merkmale entscheidend ist für die Attraktivität eines Standorts: „Über 70 Prozent aller Stopps liegen an einem von drei Clustern bestehend aus einer Kombination von Gewerbe- und Industriegebieten, Parkplätzen mit Service-Arealen sowie Rastanlagen“, heißt es in dem Papier. Folglich lautet eine Empfehlung der Studienmacher, sich beim Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für E-Lkw an Orten zu orientieren, die genau diese Merkmale aufweisen: „Hier verweilen schon heute viele Lkw für eine gewisse Zeit und die Fahrer künftiger E-Lkw könnten während ihres Ladevorganges vorhandene Serviceangebote nutzen und danach ihre Fahrt zügig fortsetzen“, so das Fraunhofer ISI.

Wo sich die attraktivsten und am besten geeigneten möglichen Ladeorte für E-Lkw genau befinden, zeigt eine interaktive Karte, die das Institut auf Basis von OpenStreetMaps.org (OSM) erstellt hat. Durch Klicks auf einzelne Standorte werden deren Geokoordinaten und Attraktivität auf einer Skala von eins „unattraktiv“ bis 100 „hochattraktiv“ angezeigt. Befinden sich in einem kleinen Umkreis mehrere mögliche Standorte – etwa auf unterschiedlichen Seiten der Autobahn – so ist in der Karte lediglich der Mittelpunkt abgebildet.

„Unsere Auswertung im Projekt HoLa kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw voranzutreiben und E-Lkw schnell auf die Straßen zu bringen“, betont Patrick Plötz, der am Fraunhofer ISI das Geschäftsfeld Energiewirtschaft und dort auch das Projekt HoLa leitet. „Unsere interaktiven Karten können Ausgangspunkt für konkrete Planungen sein – für politische Entscheidungsträger:innen genauso wie für Privatunternehmen –, um aktuell bereits aktiv genutzte und attraktive Lkw-Halteorte mit Ladeinfrastruktur auszustatten.“

Das vom Fraunhofer ISI geleitete und unter der Schirmherrschaft des VDA stehende HoLa-Projekt bildet die Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau der MCS-Technologie. Das Vorhaben ist eines von mehreren Innovationsclustern für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien, die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Umsetzung des Gesamtkonzeptes klimafreundlichen Nutzfahrzeuge fördert. Am Projekt sind insgesamt 13 Konsortial- und acht assoziierte Partner aus Industrie und Forschung beteiligt – darunter die Lkw-Hersteller Daimler Truck, MAN, Scania, TRATON und Volvo.

Nicht vernachlässigt werden sollte bei einem angestrebten flächendeckenden Roll-out, dass der Aufbau einer MCS-Ladeinfrastruktur für Lkw im Fernverkehr mit Herausforderungen wie der Flächenknappheit für Abstell- und Lademöglichkeiten für Lkw konfrontiert sein wird. Dies ist nur eines von acht zu beachtenden Themenfeldern, die das Bundesverkehrsministerium, die NOW und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur bei einer Bestandsaufnahme für den Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge Anfang 2022 identifiziert hatten.

Konkret sind nach seinerzeitigen Angaben schon heute die Lkw-Stellplätze an Raststätten knapp. Dort also einige Stellplätze für E-Lkw freizuhalten, wird schwer möglich sein. Um zusätzliche Stellflächen zu gewinnen, müssen Raststätten folglich umgebaut oder neu gebaut beziehungsweise Projekte an Autohöfen oder anderen autobahnnahen Flächen entwickelt werden. Dazu kommt, dass der zusätzliche Strombedarf zum einem im Netzanschluss der Raststätte, aber auch im lokalen Netz eingeplant werden muss – was heute vielerorts noch nicht der Fall ist.
hochleistungsladen-lkw.deisi.fraunhofer.de (Studie als PDF)

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