Volkswagen streicht wohl Pläne für zweite Batteriefabrik in Niedersachsen

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Volkswagen sieht laut einem Medienbericht derzeit keine Chancen, eine zweite Batteriezellenfabrik in Niedersachsen zu realisieren. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte sich für eine zweite Zellfabrik in Emden ausgesprochen – wurde aber nun offenbar im Aufsichtsrat mit Verweis auf die Kosten überstimmt.

Für eine zweite Batteriefabrik in Niedersachsen seien die Energiepreise in Deutschland zu hoch, schreibt der „Spiegel“ unter Berufung auf das Umfeld des Konzerns. Weil, der als Vertreter des Landes Niedersachsen auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, hatte sich mehrfach für eine zweite Batteriefabrik in seinem Bundesland neben der in Salzgitter eingesetzt. Mittlerweile sei Weil aber vorgerechnet worden, dass eine zweite Niedersachsen-Fabrik in Emden derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben sei, heißt es in dem „Spiegel“-Bericht.

Auch die „Wirtschaftswoche“ schreibt in einem aktuellen Artikel zur Lage bei VW, dass „notwendige Großprojekte dem Geldmangel zum Opfer“ gefallen seien. Dabei wird auf das eigene, hochmoderne Trinity-Werk in Wolfsburg-Warmenau verwiesen (geplant ist nun eine Fertigung im vorhandenen Stammwerk) und auf das „eigentlich in Emden“ vorgesehene, zweite deutsche Batteriewerk, das es „wohl nicht geben“ werde.

Volkswagen erklärte auf „Spiegel“-Anfrage, man halte an dem Plan fest, bis 2030 Zellfabriken für rund 240 Gigawattstunden in Europa aufzubauen, müsse dafür aber „bei den Zellkosten im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sein“. Beim „Power Day“ im März 2021 hatte der Konzern den Plan vorgestellt, sechs 40-GWh-Fabriken für den Eigenbedarf in Europa zu bauen und zu betreiben.

Gesetzt ist als Standort der Batteriezellfabriken von Volkswagen in Europa bisher neben Salzgitter nur das spanische Sagunt. Eine weitere Produktion der VW-Einheitszelle soll bei Partner Northvolt in Schweden erfolgen. Zudem laufen Gespräche für ein Werk in Osteuropa, eine konkrete Standort- und Investitonsentscheidung wurde aber im Dezember 2022 vertagt – ebenfalls mit Verweis auf die wirtschaftliche Unsicherheit und hohe Energiepreise in der Region. Zu den geplanten Fabriken 5 und 6 hat VW bisher keine näheren Angaben gemacht. Hinzu kommt außerhalb Europas die 90-GWh-Batteriezellenfabrik in Kanada – allerdings mit hohen Subventionen der kanadischen Regierung.

„Wenn man in Europa, wo der Strom 15 Cent pro Kilowattstunde kostet, die Möglichkeit hat, eine Batteriefabrik zu bauen, in China oder Amerika aber 2-3 Cent bekommt, können wir das aktienrechtlich nicht sagen wir werden es hier aus Solidarität tun“, hatte VW-Markenchef Thomas Schäfer im Dezember in einem Interview erklärt. Das war offenbar bei Stephan Weil angekommen: Im April hatte sich Niedersachsens Ministerpräsident, der nach der Landtagswahl 2022 erst wiedergewählt wurde, für einen „Transformationsstrompreis“ eingesetzt, der mit staatlichen Mitteln auf sieben Cent je Kilowattstunde gedeckelt werden soll.

Zu den hohen Energiepreisen kommen aber auch interne Probleme, die derart teure Vorhaben wie eine Batteriefabrik erschweren. Markenchef Schäfer und Konzern-CEO Oliver Blume planen wie berichtet ein milliardenschweres Sparprogramm und eine engere Verzahnung einiger Konzernmarken, um die vergleichsweise schwache Ertragskraft der Kernmarke VW Pkw zu erhöhen.
spiegel.de, wiwo.de

1 Kommentar

zu „Volkswagen streicht wohl Pläne für zweite Batteriefabrik in Niedersachsen“
Frank W.
23.05.2023 um 15:40
Das traurige in Deutschland ist, dass ständig irgendwelche öffentlichen Scheindebatten geführt werden, statt konstruktiv die Probleme anzugehen.Problem 1: Netzausbau und gesamtdeutsche Umlage der Kosten Problem 2: unzureichendes Strommarktdesign und falsche Marktaufteilung Problem 3: Subventionen und FehlanreizeFolge: In Norddeutschland sind die Netzentgelte am höchsten und trotz Überhang an Stromerzeugung durch Wind sind die Strompreise genauso hoch wie im Süden.Was macht der Wirtschaftsminister? Fordert noch mehr Subventionen, obwohl er gerade den Strompreis schon um 6ct€ durch den dauerhaften Wegfall der EEG-Umlage gesenkt hat.

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