Mercedes bezieht künftig „grünen Stahl“ von H2GS

Mercedes-Benz hat mit dem schwedischen Startup H2 Green Steel (H2GS) einen Liefervertrag über rund 50.000 Tonnen nahezu CO2-freien Stahl pro Jahr für seine europäischen Presswerke unterzeichnet. Der Stahl soll in verschiedenen Serienmodellen des Autobauers eingesetzt werden.

Mercedes-Benz hält seit 2021 bereits eine Beteiligung an H2 Green Steel. Das Startup will seine Produktion im Jahr 2025 beginnen – und soll den Stuttgartern daraufhin ermöglichen, nahezu CO2-freien Stahl in die Serienproduktion zu bringen. Die oben genannte Liefermenge gilt für die europäischen Presswerke des Autobauers. Gleichzeitig haben beide Seiten jetzt zusätzlich eine unterzeichnete Absichtserklärung publik gemacht, wonach sie auch den Aufbau einer Lieferkette für in Nordamerika produzierten grünen Stahl für die lokalen Mercedes-Benz-Fertigungsstätten anstreben.

H2 Green Steel nutzt für seine Stahlproduktion anstelle von Kokskohle Wasserstoff und Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen. Somit gilt das Herstellungsverfahren als nahezu CO2-frei. „Im Gegensatz dazu werden bei der Herstellung von Stahl in einem klassischen Hochofen durchschnittlich mehr als zwei Tonnen CO2 pro Tonne emittiert“, vergegenwärtigt Mercedes-Benz in einer Mitteilung. Im neuen Ansatz der Schweden diene der Wasserstoff als Reduktionsgas, das den Sauerstoff aus dem Eisenerz freisetzt und bindet. Anders als bei der Verwendung von Kokskohle entstehe dabei kein CO2, sondern Wasserdampf. Laut Mercedes strebt H2GS bei Lieferbeginn einen Fußabdruck von 0,4 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl an.

„Mit der Lieferung von rund 50.000 Tonnen nahezu CO2-freiem Stahl von H2 Green Steel für unsere Produktionsstätten in Europa beschleunigen Mercedes-Benz und H2 Green Steel den Aufbau einer dekarbonisierten, regionalen und belastbaren Stahl-Lieferkette“, äußert Markus Schäfer, Mitglied des Vorstandes der Mercedes-Benz Group AG und Vorstand für Technik, Entwicklung und Beschaffung. „Gleichzeitig heben wir unsere Partnerschaft auf die nächste Stufe mit dem Ziel, eine nachhaltige Stahllieferkette in Nordamerika zu etablieren – ein weiterer wichtiger Schritt, um die Automobilindustrie widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen.“

Mercedes-Benz hat sich die Selbstverpflichtung auferlegt, spätestens ab 2039 eine kohlenstoffneutrale Lieferkette aufzubauen. Dabei liege der Schwerpunkt auf der Vermeidung und Reduzierung von CO2-Emissionen und nicht auf deren Kompensation, betont der deutsche Hersteller. „Bereits heute führt die Marke mit dem Stern in vier Serienmodellen CO₂-armen Stahl aus Schrott ein. Damit lassen sich die CO2-Emissionen für die jeweiligen Stahlsorten um mehr als 60 Prozent senken.“ Darüber hinaus machte Mercedes-Benz kürzlich bekannt, Aluminium mit einem um fast 70 Prozent reduzierten CO2-Fußabdruck des Partners Hydro in Serie zu bringen – unter anderem für die Elektromodelle EQE und EQS.

Henrik Henriksson, CEO von H2 Green Steel, äußert sich zu der Vereinbarung mit den Stuttgartern wie folgt: „H2 Green Steel gibt es, weil Pionierunternehmen der Automobilindustrie wie Mercedes-Benz signalisiert haben, dass der Wandel in der Stahlindustrie zu langsam ist, um ihre Klimaziele zu erreichen. Durch die Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz haben wir einen Partner, mit dem wir die Messlatte in Bezug auf Emissionen in der Lieferkette, Kreislaufwirtschaft und soziale Nachhaltigkeit höher legen können. Sie sind ein sehr starker Partner für unsere europäischen Aktivitäten, aber natürlich auch für unsere Bemühungen in der Stahl-Wertschöpfungskette in Nordamerika.“

H2 Green Steel wurde 2020 ins Leben gerufen. Gründer und größte Anteilseigner des Startups ist die Vargas Holding, die auch Mitbegründer und einer der größten Anteilseigner des schwedischen Batterieherstellers Northvolt ist. Der Hauptsitz von H2 Green Steel befindet sich in Stockholm und das erste Werk für grünen Stahl wird derzeit im nordschwedischen Boden errichtet.
media.mercedes-benz.com

2 Kommentare

zu „Mercedes bezieht künftig „grünen Stahl“ von H2GS“
notting
08.06.2023 um 15:21
Anderswo wird seit Jahrzehnten Stahl produziert, in dem in E-Öfen Schrott eingeschmolzen wird und hier im Artikel kommt das Wort Recycling nicht mal vor?!notting
Hinzmann
14.06.2023 um 14:41
Sie haben die Produktionstechnologie von H2GS nicht verstanden, die nutzen einen EAF Ofen der zum Teil Schrott einschmelzt.

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