Customcells stellt weiteres Führungspersonal ein

Der deutsche Batteriezellenentwickler und -produzent Customcells hat mehrere Top-Manager eingestellt. Mit der Personal-Offensive will das Unternehmen seinen Wachstumskurs beschleunigen und sich parallel weiter professionalisieren und internationalisieren.

Bei Customcells ist aktuell viel in Bewegung. Vergangene Woche erreichten uns zwei große Nachrichten rund um das Unternehmen. Nach noch unbestätigten Angaben hat Porsche das gemeinsame Joint Venture mit Customcells namens Cellforce komplett übernommen, um die geplante Zellfabrik in Kirchentellinsfurt weitaus größer aufzuziehen als bisher geplant. Customcells hegt aber bereits neue Ambitionen – und zwar im Zuge einer „projektbasierten Partnerschaft“ mit dem kalifornischen Batterieentwickler OneD Battery Sciences. Diese ist zunächst einem konkreten Kunden gewidmet. Nach Informationen des „Manager Magazins“ soll es sich dabei um General Motors handeln.

In der aktuellen Mitteilung geht Customcells auf diese Aspekte nicht ein. Das Unternehmen verweist lediglich auf die Ende 2022 mit über 60 Millionen Euro abgeschlossene Series-A-Finanzierungsrunde und betont, „auf hochperformante und maßgeschneiderte Premium-Batteriezellen“ zu setzen – als einen wesentlichen Schwerpunkt nennt Customcells die Elektrifizierung der Luftfahrt.

Das Hauptaugenmerk der Mitteilung liegt auf den personellen Zugängen, die da wären: Dr. Christoph Falk (vorher: Continental, Alten, MBtech, Valeo, Bosch) wechselt zum 1. Oktober als President Product Business zu Customcells und wird Mitglied des Executive Boards. Frank Brunner (vorher: Rimac, Staufen, Hornbach, Porsche Consulting, EvoBus, Continental) wird zum 1. Juli Senior Vice President Manufacturing. Claudia Belz-Fugmann (vorher: Ecobat, Magna) übernimmt als Vice President den HR-Bereich und wird Arbeitsdirektorin. Andreas Löhrke (vorher: BMW) verantwortet als Senior Vice President künftig die Entwicklung und Industrialisierung einer Zellbaureihe. Eric Swedersky (vorher: SecureKey, E&Y, Royal Canadian Air Force) ist als Senior Vice President für die Kommerzialisierung im Produkt-Geschäft zuständig. Dr. Martin Jäckel (vorher: Kion, Byton, Infiniti, MonitorDeloitte) verantwortet als Senior Vice President die Bereiche Strategie & Investor Relations. Martin Peters (vorher: SOEX, Atos) ist neuer Chief Operating Officer und Robin Kositza (vorher: Prokon) hat die Funktion des Chief Digital Officer übernommen.

„Customcells will ein Global Player werden. Auf dem Weg dahin konnten wir jetzt gleich eine ganze Reihe namhafter Managerinnen und Manager für uns gewinnen. Sie verstärken die interne Fachexpertise mit externen Erfahrungen aus internationalen Konzernen, Beratungen und Startups – diese Kombination unterstreicht die Ernsthaftigkeit unseres Kurses“, kommentiert Dirk Abendroth, CEO der Customcells Group. „Wir verfolgen eine klare Strategie und einen konsequenten Wachstumskurs. Wir wollen im internationalen Markt für Batteriezellen ein neues Premium-Segment schaffen und prägen.“

Abendroth hatte bereits Ende 2022 in einem Interview mit der „Automobilwoche“ angekündigt, mindestens zwei weitere Batteriezellenfabriken in Deutschland zu planen – eine für den Automotive- und eine für den Aviation-Bereich mit E-Flugtaxis, E-Drohnen und E-Flugzeugen. Die zwei Fabriken sollen die Produktionskapazitäten des Unternehmens erweitern, die sich bisher auf die Standorte Itzehoe und Tübingen beschränken. Im Automotive-Bereich plant Customcells den Interview-Aussagen zufolge mit „mehreren zehn Gigawattstunden“ und beim Aviation-Standort mit „etwa 3,5 Gigawattstunden“ – inklusive der Option auf eine sukzessive Erweiterung.

Customcells Interesse am Aviation-Batteriemarkt zeichnet sich schon länger ab. Mit Maschinenbauer Manz besteht etwa eine Zusammenarbeit zum Aufbau von Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batteriezellen für Kunden aus dem Luftfahrt-Sektor. Außerdem liegt eine Bestellung des deutschen E-Flugtaxi-Startups Lilium vor. Laut Abendroth handelt es sich um einen Markt, der viel kleinere Stückzahlen, aber deutlich höhere Margen als der Automotive-Bereich verspricht.

Zur weiteren Strategie zeigte der Manager im Interview zwei prinzipielle Optionen auf: den Weg ins Massengeschäft mit dem Aufbau mehrerer großer 40-Gigawattstunden-Fabriken oder ein Lizenzgeschäft zur Verbreitung von Customcells Know-how. Grundsätzlich werde sein Unternehmen versuchen, „aus den Sonderanwendungen heraus jetzt in den Markt zu dringen“ und „das Portfolio von oben her mit echten High-Performance-Zellen zu durchdringen“, so Abendroth im November.

Hintergrund ist, dass Customcells seit zehn Jahren vor allem Zellen für Spezialanwendungen fertigt – mit bisher starkem Fokus auf Forschung und Entwicklung, Innovation und Prozesse. Die Volumenproduktion stand bisher nicht im Mittelpunkt der Geschäftsstrategie. Am Standort Itzehoe entwickelt Customcells zurzeit vorrangig Prototypen von anwendungsspezifischen Batteriezellen. Die eigentliche Serienproduktion findet dann am Standort Tübingen statt. Dort hat das Unternehmen im Frühjahr 2021 nach eigenen Angaben „eine der modernsten Zellproduktionslinien Europas“ in Betrieb genommen.
Quelle: Infos per E-Mail

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