Torqeedo steht vor dem Verkauf

Der Kölner Motorenbauer Deutz will seine auf elektrische Bootsantriebe spezialisierte Tochter Torqeedo verkaufen. Ein Deutz-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass man in Gesprächen mit mehreren Interessenten stehe. Doch es scheint keine Erfolgs-Story zu sein.

Bild: Torqeedo

Deutz wolle sich auf die Weiterentwicklung des klassischen Geschäfts vor allem mit Verbrennungsmotoren konzentrieren. Unter anderem Reuters berichtet unter Berufung auf Finanzkreise, dass sich der Verkaufsprozess gut entwickle. Deutz hatte Torqeedo 2017 übernommen – damals noch unter dem damaligen Chef Frank Hiller. Nun soll das Geschäft mit Elektroantrieben für Boote und Hybrid-Yachten nicht mehr zur Deutz-Produktpalette passen.

Doch es gibt auch einen Bericht des „Manager Magazins“, bei dem durchaus andere Hintergründe für den geplanten Torqeedo-Verkauf als Synergien in der Produktpalette genannt werden. Neben Infos, dass Suzuki zu den Kaufinteressenten gehört und dass Torqeedo bei rund 50 Millionen Euro Umsatz teils zweistellige Millionenverluste schreibe, geht es in dem Artikel unter anderem um Qualitätsprobleme und Missmanagement – Prügeleien von Deutz-Betriebsräten inklusive.

Und auch um juristische Probleme für Torqeedo. Das Unternehmen wurde dem Hintergrundbericht zufolge vom Startup Asobo verklagt, das Fischerboote auf dem Viktoriasee in Kenia mit E-Motoren von Torqeedo ausstatten wollte. „Seit geraumer Zeit gehen Motoren reihenweise kaputt“, schreibt das „Manager Magazin“, was zu der Klage führte, die mit einem Vergleich endete. Es drohe sogar eine Sammelklage von geschädigte Torqeedo-Kunden – die sich über eine eigens gegründete Internet-Plattform organisieren.

Einer der Vorwürfe laut dem Bericht: Die neuen Motoren mit drei und sechs Kilowatt Leistung der „Cruise“-Serie seien „zu filigran gebaut“, und würden „schon bei leichtester Grundberührung“ kaputt gehen. Und selbst Händler beschweren sich über einen schlechten Kundendienst seitens des Unternehmens. Ein Firmenevent für Händler und Vertragspartner, bei dem Mitte Oktober eine Reihe von Produkten vorgeführt werden sollten, wurde demnach kurzfristig abgesagt.

Unter der Deutz-Führung war 2020 Torqeedo-Gründer Christoph Ballin aus dem operativen Geschäft ausgestiegen, im Mai 2022 ging auch der langjährige Geschäftsführer Ralf Plieninger. Mit Deutz-CTO Markus Müller übernahm kommissarisch ein Manager der Muttergesellschaft die Leitung von Torqeedo, ehe mit Fabian Bez ein neuer CEO verpflichtet wurde.

wiwo.de (Retuers-Meldung), manager-magazin.de (Paywall)

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