VW entwickelt Plattform für günstige E-Autos – für China

Volkswagen plant offenbar eine eigene Fahrzeugplattform für preiswerte Elektroautos in China, um die Kundenbedürfnisse vor Ort besser zu erfüllen. Dabei sollen möglichst viele Bauteile aus China stammen. Erst später könnte – wenn überhaupt – die Plattform auch in anderen Ländern genutzt werden.

Image: Volkswagen

Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Landeschef Ralf Brandstätter. Es gibt auch schon einen konkreten Zeitplan: Ab 2026 sollen vier zusätzliche Elektromodelle in einer Preisspanne von umgerechnet 18.000 bis 22.000 Euro auf den chinesischen Markt kommen.

Das wäre beachtlich, immerhin haben wir schon Ende 2023 – es bleiben also nur drei Jahre, um die von Brandstätter in Aussicht gestellte Plattform und die Modelle zu entwickeln. Dabei hat die Marke VW in Europa – auch unter dem damaligen COO und später CEO Brandstätter – eine eher komplizierte Historie bei der Entwicklung eines preiswerten E-Autos. Die Serienversion der Studie ID.2all soll 2025 vorgestellt werden und dann – in der Basisversion vermutlich mit einer LFP-Batterie – bei knapp unter 25.000 Euro starten. Noch ist es aber eine Ankündigung, noch kein final eingepreistes Modell. Ein noch günstigeres Modell für um die 20.000 Euro hatte Brandstätters Nachfolger an der Spitze der Marke, Thomas Schäfer, für „2026, 2027“ in Aussicht gestellt.

In China soll es nun – losgelöst von den bestehenden Plattformen des Konzerns – deutlich schneller gehen. Entwickelt werden soll die neue Elektro-Plattform dem Bericht zufolge von der Tochterfirma Volkswagen China Technology Company (VCTC) im ostchinesischen Hefei. Die Entwicklungszeit dort soll um ein Drittel schneller sein als im Westen und die Kosten um ein Drittel niedriger liegen, so das „Handelsblatt“. Dabei soll sich VCTC vor allem auf dem lokalen Markt bedienen: 95 Prozent der Fahrzeugteile für die neuen Modelle sollen aus China kommen. Das wird also auch den Antrieb und die Batterie betreffen. Bei letzterer gelten die VW-Einheitszellen mit LFP-Chemie des VW-Partners Gotion als gesetzt.

Volkswagen hat in China beim Wandel zur Elektromobilität seine lange Zeit marktführende Position aus der Verbrenner-Welt nicht übertragen können. Bei den Elektroautos fährt VW in China der Konkurrenz nur hinterher. Das „Handelsblatt“ zitiert aus einer Statistik des Datendienstleisters Marklines, dass der E-Absatz der Wolfsburger in dem weltgrößten Automarkt in den ersten drei Quartalen 2023 knapp 16 Prozent unter dem Niveau von 2022 im selben Zeitraum liege – und schon 2022 waren die VW-Verkäufe nicht gerade auf Rekord-Niveau.

Brandstätter will hier mit der neuen Plattform gegensteuern – und hat angesichts der desolaten Lage offenbar die Freigabe der Konzernspitze für die China-exklusive Lösung erhalten. Wie groß das Budget für die neue Plattform ist, gab VW laut dem Bericht nicht an. Später, zu einem noch nicht definierten Zeitpunkt, könnte die vorerst nur für China gedachte Plattform auch auf anderen Märkten genutzt werden. Erweise sich die Technologie als wettbewerbsfähig, stehe sie für jeden offen.

Sechs China-Modelle ergänzen MEB-Portfolio

Bei der E-Aufholjagd in China setzt VW nicht nur auf eigene Technik. Die Wolfsburger haben bekanntlich im Sommer eine enge Partnerschaft mit Xpeng beschlossen. Wie die vier preiswerten E-Autos auf Basis der neuen Plattform sollen ebenfalls 2026 zwei elektrische Mittelklasse-Modelle von VW auf den Markt kommen, die im Rahmen jener Vereinbarung gemeinsam mit Xpeng entwickelt werden sollen. Die dann insgesamt sechs China-spezifischen Modelle sollen dann die MEB-Baureihen ergänzen und für einen steigenden Absatz sorgen – was auch nahe legt, dass VW selbst davon ausgeht, dass die neuen Modelle für die chinesischen Kunden attraktiver sein werden als die MEB-Fahrzeuge.

Übrigens: VW hat auch seine China-Ziele angepasst. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, streben die Wolfsburger in China nicht mehr nach der Marktführerschaft – sondern wollen „ nur noch zu den größten drei Autobauern in China zählen und dabei der größte internationale Hersteller in dem asiatischen Land sein“.

handelsblatt.com

1 Kommentar

zu „VW entwickelt Plattform für günstige E-Autos – für China“
Gregor
24.11.2023 um 11:26
:D Na viel Spaß denen bei VW damit. In der Zeit bis die sich noch eine neue Plattform ausgedacht haben, haben die Chinesen viele viele viele Millionen BEVs von chinesischen Marken gekauft. Da ist noch kein einziger VW von diesem Superneuembilligauto vom Band gelaufen.

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