E-Lkw-Flotte wird in Mercedes-Benz Trucks’ Werkslogistik in Wörth integriert

Das Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz Trucks in Wörth elektrifiziert seine eigene Lieferkette. Etliche Logistikpartner des Truck-Herstellers übernehmen im ersten Schritt ein Dutzend eActros 300. Bis Ende 2026 soll die Werkslogistik gänzlich elektrifiziert sein. Seine Erfahrungen will das Unternehmen per Consulting auch an andere Firmen weitergeben.

Bild: Daimler Truck

Der Standort Wörth ist das größte Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz Trucks und mit rund 10.000 Mitarbeitenden zweitgrößter Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz. Vom Band laufen dort die Baureihen Actros, Arocs und Atego sowie die Special-Trucks Econic, Unimog und Zetros. Seit 2021 wird im Werk auch der elektrische eActros 300/400 und seit 2022 die Variante eEconic gebaut. Der im Oktober 2023 enthüllte elektrische Schwerlast-Lkw eActros 600 geht dort Ende 2024 in die Serienfertigung.

Auch in der eigenen Lieferkette strebt Mercedes-Benz Trucks nun den Einsatz seiner Elektro-Lkw an. 17 Logistikpartner übernehmen im ersten Schritt 20 eActros 300 Sattelzugmaschinen für den Einsatz in der Wörther Inbound-Logistik. Darunter versteht man den Anlieferverkehr von Zulieferern oder Schwesterwerken. Als Outbound-Logistik wird im Gegenzug der Transport der fertigen Produkte vom Band zu den Kunden bezeichnet.

Interessanter Nebenaspekt: Die eActros 300 Sattelzugmaschine gibt es – zunächst für die ausgewählten Kunden in der Werkslogistik – nun auch als Lowliner-Variante, „die insbesondere für den Einsatz mit Megatrailern und in der Automobil-Logistik geeignet ist“, wie Mercedes Benz Trucks mitteilt. Auch bei Volumentransporten, die eine Innenhöhe von bis zu drei Meter benötigen, könne der Lowliner punkten. Ab nächstem Jahr soll der eActros 300 Lowliner dann als Kleinserie gefertigt werden, bestellbar wird er ab Januar 2024 sein.

Zwölf eActros bereits übergeben

Doch zurück zum Anlieferverkehr in Wörth: Die ersten zwölf eActros wurden dieser Tage von den Logistikdienstleistern des Truck-Konzerns in Empfang genommen. Über sie werden ab dem ersten Quartal 2024 täglich circa 50 Transporte in und um das Werk Wörth absolviert. Die acht weiteren Exemplare folgen zeitnah. Betrieben werden die insgesamt dann 20 eActros im Einzelnen von Alfred Schuon (Haiterbach), DHL Freight (Bonn), Edgar Rothermel Internationale Spedition (Östringen), fachspedition karl dischinger (Ehrenkirchen), Große-Vehne Speditions-GmbH (Kornwestheim), Hans Geis (Bad Neustadt), Hubert Eichenlaub Transporte und Spedition (Herxheim), Lakner Spedition + Logistik (Schwäbisch Gmünd), LDB Logistik (Bühl), Paul Schockemöhle Logistics Group (Steinfeld), Schenker (Frankfurt am Main), Seifert Logistics (Ulm), Spedition NUSS (Wörth am Rhein), Toni Hotz Transporte (Offenbach an der Queich), TROHA Spedition Jacques-Michel Tropf (Hagenbach), Walter Schmitt (Bietigheim) und Wiedmann & Winz (Geislingen an der Steige).

„Elektro-Lkw können heute über kurze und mittlere Entfernungen einen Großteil der Zustellwege abdecken“, kommentiert Karin Rådström, CEO von Mercedes-Benz Trucks. „Wir möchten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg den kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Hierzu gehört auch das Thema Inbound-Logistik in unserem Wörther Werk. Wir freuen uns, dass zahlreiche unserer Logistikpartner nun auf den vollelektrischen Mercedes-Benz eActros umstellen und mit uns die Transformation der Branche vorantreiben. Für einige unserer Logistikpartner bedeutet dies den Einstieg in die Elektromobilität.“

Kurzer Exkurs: Auch in den USA hat Daimler Truck North America just dieser Tage ein Projekt zur Elektrifizierung seiner Werkslogistik angekündigt. Rund um das Werk in Portland kommen dabei zunächst vier Freightliner eCascadia-Sattelzugmaschinen zum Einsatz. Auch in Übersee geht es in diesem Bereich also voran. Das aber nur am Rande.

Bei der Finanzierung des Wörther Projekts schießt der Bund über das KsNI-Programm drei Millionen Euro zu. Denn der Investitionsbedarf geht über die Fahrzeuge hinaus: Auch die Ladeinfrastruktur muss mitwachsen. Dazu sollen zunächst rund 30 Ladesäulen, darunter auch Säulen mit dem neuen Megawatt-Ladestandard MCS, auf dem Gelände errichtet werden. Sie sind an „Schlüsselstellen für den Anlieferverkehr in unmittelbarer Nähe zur Produktion“ geplant.

Noch 2023 sollen insgesamt acht Ladesäulen verfügbar ein: Nach der Einweihung einer Pilot-Ladesäule im Sommer dieses Jahres will der Truck-Hersteller im Laufe des Monats fünf weitere Ladesäulen in verschiedenen Anlieferbereichen innerhalb des Werkes errichten sowie zwei Ladesäulen auf dem Lkw-Parkplatz vor dem Werkstor realisieren.

In der Theorie sollen die Batterien der E-Lkw geladen werden, während die Fracht entladen wird. Da die Belieferung des Werks nach dem Just-in-Time-Prinzip erfolgt, darf es an der Entladerampe keine Verzögerungen geben. Zugleich sind die Fahrtzeiten der Lkw so durchgetaktet, dass sie selbst an einen straffen Zeitplan gebunden sind. Wenn das System mit dem Laden während des Entladens ideal funktioniert, müssten die Fahrer ihrerseits keine weitere Standzeit für das Laden der Batterie einplanen und könnten nach der Teileanlieferung die Route direkt wieder aufnehmen.

Der eActros 300 kann mit bis zu 160 kW geladen werden. An einer DC-Schnellladesäule mit 400 Ampere Ladestrom dauert es etwas mehr als eine Stunde, um die drei verbauten Akkus mit insgesamt 300 kWh von 20 auf 80 Prozent zu laden. Da auch MCS-Lader geplant sind, liegt nahe, dass zudem der eActros 600 beizeiten in die Werkslogistik integriert wird. Der elektrische Schwer-Lkw kann trotz einer mit mehr als 600 kWh ungleich größeren Batterie in „deutlich unter 30 Minuten“ von 20 auf 80 Prozent geladen werden.

Um welche Ladestationen es sich bei dem eigenen Ladepark für die Lieferanten handeln wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Welches Modell für diesen Einsatz passen wird, konnte Daimler Truck in den vergangenen Monaten selbst ermitteln: Im Juli wurde der Demo-Ladepark am Werk Wörth in Betrieb genommen. Die Anlage ist gedacht, damit Kunden bald Ladesäulen und -konzepte verschiedener Hersteller testen und mithilfe von Experten vor Ort maßgeschneiderte Ladelösungen für die eigenen Bedürfnisse erarbeiten können. Dieses Knowhow kann man natürlich auch für den eigenen Flotten-Bedarf nutzen.

Wie schon bei dem Demo-Ladepark geht es dem Unternehmen auch bei dem Projekt zur eigenen Lieferlogistik vor allem darum, den bereits heute möglichen Einsatz von Batterie-elektrischen Lkw nach außen zu demonstrieren. Sowohl Logistik- als auch Ladeinfrastruktur-Experten von Mercedes-Benz Trucks seien von Beginn an im engen Austausch mit den involvierten Partnerunternehmen gewesen – „zu Themen, die weit über die reine Fahrzeugbeschaffung hinausgehen“, schildern die Initiatoren. Neben der benötigten Ladeinfrastruktur an den Logistik-Hubs hätten hier vor allem die genaue Analyse der ein- und ausgehenden Routen für die Versorgung des Produktionsstandortes und die Planung der Ladepunkte im Fokus gelegen.

Das gewonnene Know-how will der Konzern nun auch anderen Industrieunternehmen verfügbar machen. Dafür legt Mercedes-Benz Trucks ein Beratungsprogramm namens ELA („Electrified Logistics Accelerated“) auf, das speziell bei der Elektrifizierung der Werkslogistik helfen soll.

„Mit dem Projekt zur Elektrifizierung der Werkslogistik am Produktionsstandort Wörth haben wir gemeinsam mit unseren Kollegen echte Pionierarbeit geleistet“, äußert Andreas Scharff, Head of eMobility Sales and Dealer Network
Development Mercedes-Benz Trucks. Umso wichtiger sei es jetzt, diese Expertise auch mit anderen Industrieunternehmen zu teilen und
somit die Transformation zur nachhaltigen Logistik zu befeuern und einen
gemeinsamen Beitrag zur wirksamen CO 2 Reduzierung zu leisten. „Mit
unserem ELA-Programm erweitern wir daher ganz bewusst unser
Beratungs- und Serviceportfolio in Richtung Industrieunternehmen“, so Scharff.

daimlertruck.com

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