Fastned-Ladepark in Düren als erster Deutschlandnetz-Standort eröffnet

Fastned hat den ersten Schnellladestandort des von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Deutschlandnetzes eingeweiht. Der Premierenstandort liegt in Düren, unmittelbar an der A4 zwischen Aachen und Köln, und bietet vier 400-kW-Ladepunkte. Zwischen Zuschlag und Eröffnung vergingen nur drei Monate.

Bild: Fastned

Rund 900 Standorte im ganzen Land mit mehr als 8.000 Schnellladepunkten hatte das Bundesverkehrsministerium mit dem Deutschlandnetz ausgeschrieben. Seit Ende September ist klar: Fastned und neun weitere Unternehmen kommen zum Zuge.

Die Niederländer haben den Zuschlag für zwei von 23 Losen erhalten – und sind die ersten, die nun einen Standort des Deutschlandnetzes eröffnen. Die vier vorhandenen HPC-Ladepunkte können Fastned zufolge durch „vorausschauende Planung“ künftig um nochmals vier Exemplare ergänzt werden. Außerdem soll der barrierefreie und überdachte Standort noch um Gastronomie und sanitäre Anlagen ergänzt werden.

Neben Fastned sind für die Realisierung der landesweit gut 8.000 HPC-Punkte Allego, BayWa Mobility Solution, E.ON Drive, Eviny, EWE Go Hochtief Ladepartner, Mer Germany, Total Energies und Via Deutschlandnetz ausgewählt worden.

Auf diese zehn verteilen sich die im Oktober 2021 ausgeschriebenen 23 Regionallose für Deutschlandnetz-Standorte abseits von Autobahnen (in Abgrenzung zu einer weiteren Deutschlandnetz-Ausschreibung für Autobahn-Standorte). In diesen Losen sind in Summe 900 Suchräume enthalten, in denen ein HPC-Park gebaut werden soll. Die ausgewählten Anbieter müssen innerhalb dieser Suchräume dann selbst eigene Standorte finden.

BetreiberLoseStandorte
Allego148
BayWa Mobility Solution120
E.ON Drive3139
Eviny3142
Fastned292
EWE Go Hochtief Ladepartner296
Mer Germany383
Pfalzwerke240
Total Energies3134
Via Deutschlandnetz3110

Zum Hintergrund: In jedem Los wurden attraktivere und in der Prognose weniger frequentierte Standorte gebündelt – es gibt sie also nur im Komplettpaket. Das Auswahlverfahren rund um die Regionallose hatte sich dabei stark in die Länge gezogen: Im Oktober 2021 hieß es noch, dass mit endgültigen Zuschlägen frühestens im drittel Quartal 2022 gerechnet wird. Im Endeffekt war es erst ein ganzes Jahr später soweit.

Mit dem Deutschlandnetz sollen bekanntlich die „weißen Flecken“ auf der Lade-Landkarte geschlossen werden. „Mit der Eröffnung des ersten Standorts im Deutschlandnetz läuten wir eine neue Phase ein. Es zeigt: Der Ausbau einer flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur geht voran“, sagt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) anlässlich der Ladepark-Einweihung in Düren. Das Deutschlandnetz werde nun Stück für Stück wachsen.

Johannes Pallasch, Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur und Bereichsleiter bei der NOW GmbH, vergegenwärtigt, dass „wir mit den rund 8.000 Hochleistungsschnellladepunkten des Deutschlandnetzes
den aktuell vorhandenen Bestand in Deutschland in dieser
Leistungsklasse verdoppeln – und das auch an vielen Standorten in Regionen, in denen bisher gar keine Schnellladeparks vorhanden sind.“ Ein wichtiger Schwerpunkt im Deutschlandnetz sei die Nutzerfreundlichkeit und Attraktivität der Standorte.

Linda Boll, Country-Managerin von Fastned Deutschland, sieht ihr Unternehmen als Tempomacher: „Mit der heutigen Eröffnung unserer Schnellladestation in Düren geben wir das Tempo vor und senden ein klares Signal: Wir leisten unseren Beitrag zur Mobilitätswende und treiben den Ausbau des deutschen Schnellladenetzes aktiv voran.“ Die Ausschreibung zum Deutschlandnetz sei ein wichtiger Anfang gewesen, nun gelte es, in Zusammenarbeit mit Kommunen und privaten Grundstücksbesitzen attraktive Standorte für den Bau von zukunftsgerechten Schnellladestationen zu finden und umzusetzen.

Interessant ist übrigens, dass mit Allego und Fastned zwei Firmen einen Zuschlag erhalten haben, obgleich sich beide Unternehmen im vergangenen Jahr noch an einer Klage gegen das Deutschlandnetz beteiligt hatten. Auf diesen Sachverhalt gehen die Niederländer in ihrer Mitteilung nicht ein.

Nicht an der Ausschreibung beteiligt hatte sich übrigens die EnBW als Betreiberin des derzeit größten Schnellladenetzes in Deutschland. Nach eingehender Prüfung hatte sich der Energiekonzern gegen eine Bewerbung auf die Regionallose entschieden – begrüßt wird das Engagement der Bundesregierung dennoch ausdrücklich. „Unseren schnellen Hochlauf steuern wir mit hoch standardisierten Prozessen, festen Lieferanten und klar definierten Produktbaukästen. Die für das Deutschlandnetz spezifizierten Anforderungen würden starke Abweichungen hiervon nötig machen und einen erheblichen Mehraufwand für uns bedeuten“, erklärte ein EnBW-Sprecher im September gegenüber electrive. „Denn unsere auf Skalierung ausgerichteten Prozesse können wir im Rahmen des Deutschlandnetzes nicht anwenden.“

Auch andere große Betreiber wie etwa Ionity und BP/Aral Pulse haben sich nicht beteiligt bzw. keinen Zuschlag bekommen. Sie können daher losgelöst von den Vorgaben der Politik beim Deutschlandnetz ihre Ladeparks hochziehen. Das Angebot an Schnellladern wird also auch über das Deutschlandnetz hinaus weiter wachsen – wie schnell und wo, das wird sich noch zeigen.

Übrigens: Die separat ausgeschriebenen Autobahn-Lose für 200 Schnelllade-Standorte an unbewirtschafteten Rastplätzen sind noch nicht vergeben. Im September hieß es, dass sich diese Ausschreibung „in der finalen Phase“ befinde. Einen neuen Stand gibt es dazu nicht.

bmdv.bund.de

14 Kommentare

zu „Fastned-Ladepark in Düren als erster Deutschlandnetz-Standort eröffnet“
Lars Reil
21.12.2023 um 16:25
Was ist denn aus den 44 Cent geworden?
Martin L
22.12.2023 um 09:37
Auf Golem kann man dazu lesen: Neben der Verpflichtung, dass die Schnellladesäulen im Rahmen eines Rasters innerhalb von zehn Minuten erreichbar sein müssen, enthielten die veröffentlichten Ausschreibungen eine Preisobergrenze von 44 Cent pro kWh. Diese Obergrenze wurde jedoch in Abstimmung mit der EU-Kommission fallengelassen. Nun sollen die erhobenen Preise mit denen vergleichbar sein, die bei ähnlichen bestehenden Infrastrukturen verlangt werden.siehe https://www.golem.de/news/deutschlandnetz-regierung-vergibt-zuschlaege-fuer-8-000-schnellladepunkte-2309-178034.html
Tom
21.12.2023 um 17:26
Wie ist denn nun die Preisgestaltung an diesem Ladepark? Ich habe noch in Erinnerung das beim Deutschlandnetz ein fester Preis pro kwh gilt...
Michael
21.12.2023 um 20:47
Eigentlich toll. Aber warum steht der genau zwischen 2 ENBW Ladeparks und einem Aral Pulse Ladepark mit je 4 x 400KW Ladern. Zusammen hat man dann 16 Ladesäulen im Umkreis von 10km. Und auf der Autobahnraststätte gar keinen. Muss man immer runter von der Autobahn und später wieder drauf.
Markus Kohl
25.12.2023 um 14:03
Das liegt daran, dass an den an den Tank & Rast Raststätten auf Grund der Klage von Tesla & Fastned nichts ausgebaut werden DARF! Siehe hier: https://www.stern.de/auto/e-mobilitaet/tesla-und-fastned-verklagen-tank---rast-wegen-ladenetz-ausbau-33420102.html Ansonsten würde es an den deutschen Autobahn sicherlich anders mit der Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur aussehen. Aber das wird sich so schnell auch nicht ändern, da die Klage mittlerweile beim EuGH liegt.
Peter Wulf
25.12.2023 um 09:29
Auf Autobahnen hat leider " Tank und Rast" das Monopol vor Jahrzehnten von der Regierung erhalten. Dadurch ist Benzin oft viel billiger an Tankstellen die im Bereich von Autohöfen oder kleinen Orten liegen. Das gleiche ist seit dem es E Autos gibt gesehen und besonders Tesla hat sein Schnelladenetz der Supercharger auf Autohöfen bei Kongresshotels etc immer auf privatem Grund sowie Einkaufscentren etc. Es ist Schande das es " Monopolist Tank und Rast " weiterhin gibt, der horrende Mieten auf staatlich gebauten Autobshnen verlangt.
Tom
22.12.2023 um 15:57
Ja warum denn nicht? Jetzt geht der Ausbau der Schnelllader endlich los und schon ist es auch wieder nicht richtig? Es ist eben nicht so einfach Überall so eine Ladepark hinzubauen...
Josef
22.12.2023 um 12:39
So ist es...dürfte daran liegen das Tank&Rast als Monopolist seine Standorte nicht für Drittanbieter hergibt
Klaus
22.12.2023 um 07:04
Schnellladen wird gehypt. Muss es aber auch, weil damit viel Geld verdient werden kann und muss. Ich fahre diese Dinger gar nicht an, mache lieber 1 ganze Stunde Pause in schönem Städtchen abseits der Autobahn. Und komme trotzdem pünktlich an - denn ich fahre einfach die Stunde früher los :)
Phil Osovi
22.12.2023 um 14:29
Stimmt Schnelladen wird völlig überwertet. Rosenheim (DE) - Flensburg (DE) sind ca. 1.000 km, das bedeutet bei 20 kWh/100km sind die 200 kWh, 22kW-OnBoard-Lader vorausgesetzt, in lächerlichen 9 Stunden nachgeladen. Die fahre ich einfach früher los. Wer Sarkasmus findet darf ihn behalten.
Markus
23.12.2023 um 16:49
Ja mei. Sind halt die typischen "wenns ich nicht brauche ist es sinnlos" Kommentare. Kennt man doch zu fast jedem Thema. Die eigene Ansicht zählt, Rest ist Hype, etc. ;)
Bartholomäus Steiner
22.12.2023 um 07:32
Interessanter Artikel! Was ist "Via Deutschlandnetz" für ein Unternehmen? Ich habe dazu nichts im Internet gefunden.
Daniel Bönnighausen
22.12.2023 um 08:38
Hallo Herr Steiner,das ist in der Tat nicht so leicht zu finden. Dahinter steht die VINCI Concessions Deutschland GmbH als deutsche Tochter des französischen Unternehmens VINCI Energies.
Nadine Rauf
24.12.2023 um 00:36
Das Dach ist viel zu hoch - das bietet doch überhaupt keinen Regenschutz.

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