China: Produktionsdebüt für E-Kleinwagen mit Natrium-Ionen-Akkus

In China sind die ersten Elektroautos mit Natrium-Ionen-Batterien in die Fertigung gegangen. Dabei handelt es sich um zwei Kleinwagen-Modelle. Eines läuft bei JAC unter der E-Auto-Marke Yiwei und das andere bei Jiangling Motors Electric Vehicle (JMEV) vom Band.

Bild: JAC

Zunächst zu Yiwei: Dessen Elektro-Kleinwagen namens JAC Yiwei EV soll ab diesem Monat mit Natrium-Ionen-Batterie an Bord ausgeliefert werden. Die 2023 gegründete E-Auto-Marke Yiwei ist ein Nachfolger der Joint-Venture-Marke Sehol von JAC und Volkswagen Anhui. Bei Volkswagen Anhui handelt es sich bekanntlich um das frühere Joint Venture JAC-Volkswagen. Nachdem die Wolfsburger die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen übernehmen durften, wurde JAC aus dem Namen entfernt und stattdessen der Name der Provinz, in dem sich der Hauptsitz befindet, ergänzt.

Die Natrium-Ionen-Akkus des JAC Yiwei EV stammen wie berichtet von Hina Battery. Vor knapp einem Jahr hatten Hina Battery und Sehol bereits ein Testfahrzeug mit Natrium-Ionen-Batterien vorgestellt, das auf dem E-Kleinwagen Sehol EX10 basierte. Die Bilder, die nun zum Yiwei EV veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass es sich bei dem neuen Elektroauto mit Natrium-Ionen-Antrieb um einen Ableger dieses Sehol E10X handelt.

Dazu folgender Exkurs: Sehol war eine Marke von Volkswagen Anhui, die 2021 von VW an JAC übertragen wurde. Als die Marke Yiwei im Mai 2023 eingeführt wurde, kündigte JAC an, die Marke Sehol aufzugeben, und alle Fahrzeug in JAC oder Yiwei umzubenennen. Im Sehol E10X hatte die testweise verbaute Natrium-Ionen-Batterie eine Kapazität von 25 kWh, eine Energiedichte von 120 Wh/kg und eine Laderate von 3C bis 4C (SoC 10% – 80% in 20 Minuten). Zu der nun in Serie verbauten Na-Ion-Batterie liegen noch keine Informationen vor, außer dass es sich um eine Strukturbatterie im Cell-to-Pack-Design handeln soll.

JAC hat „Car News China“ zufolge in jüngster Zeit viel in die Forschung und Entwicklung von Natrium-Ionen-Batterien investiert. Auf der Shanghai Auto Show im April 2023 präsentierte das Unternehmen sein erstes Auto unter der Marke Yiwei: Der Yiwei 3 war auf der Messe zwar mit Natrium-Ionen-Batterie zu sehen, kam aber Mitte 2023 klassisch mit LFP-Batterie auf den Markt.

Xia Shunli, Vorsitzender von Yiwei, wird in chinesischen Medien mit den Worten zitiert, dass Natrium-Ionen-Batterien zu einem wichtigen Batterietyp werden – und zwar „komplementär zu LFP-Batterien“. Sie entwickeln sich in seinen Augen zu einer kostengünstigen Lösung, die die Popularisierung von Elektrofahrzeugen für die Massen fördern.

Das zweite Modell, das in China inzwischen mit Natrium-Ionen-Batterie in die Produktion gegangen ist, kommt vom mehrheitlich von Renault gehaltenen Unternehmen Jiangling Motors Electric Vehicle (JMEV). Der Elektro-Kleinwaren Jiangling EV3 wird wie angekündigt mit Natrium-Batterien von Farasis Energy ausgerüstet. Die Batteriekapazität soll bei 21,4 kWh liegen, die Energiedichte „im Bereich von 140–160 Wh/kg“ und die Reichweite bei 251 km nach chinesischem Standard. Der Preis für das Modell beginnt bei 58.800 Yuan (knapp 7.500 Euro). Daneben kommt der EV3 auch in zwei Lithium-Ionen-Batterieversionen ab 62.800 bzw. 66.800 Yuan auf den Markt, also für umgerechnet knapp 8.000 bzw. 8.500 Euro.

Farasis Energy hat bereits einige Produktionslinien für NCM-Zellen in seinem Werk in Ganzhou für Natrium-Ionen-Zellen umfunktioniert und konnte so die Forderung von JMEV erfüllen, die Massenproduktion der Na-Ion-Zellen vor dem 30. Juni dieses Jahres zu starten. Für 2024 kündigt Farasis eine zweite Generation von Natrium-Ionen-Batterien mit einer Energiedichte von 160 bis 180 Wh/kg an. Bis 2026 soll eine weitere Generation mit 180–200 Wh/kg folgen.

Zur Einordnung: Natrium-Ionen-Batterien sind eine in den vergangenen Jahren wieder aufgekommene Technologie, die im E-Auto-Bereich eine klare Kostensenkung mit sich bringt. Schließlich ersetzt das günstige Natrium das inzwischen sehr teuer gewordene Lithium. Ein Aber folgt jedoch auf dem Fuße: Natrium-Ionen-Batterien sind dafür bekannt, eine geringere Energiedichte zu haben. Die Vor- und Nachteile sowie das Potenzial der Technologie haben wir bereits von Experten bewerten lassen. Das Ergebnis lesen Sie hier.

Vor allem in China wenden sich die großen Player in der Tat zunehmend Natrium-Ionen-Batterien zu: So unterzeichneten kürzlich BYD und Huaihai einen Vertrag zum Bau eines Werks für Natrium-Ionen-Batterien in China mit einer Jahreskapazität von 30 GWh. Auch CATL plant die Produktion von Natrium-Ionen-Zellen. Ebenso das chinesische Startup Zoolnasm ab 2024. In Europa hat bisher nur der schwedische Batteriezellen-Hersteller Northvolt seinen Einstieg in das Geschäft mit Natrium-Ionen-Batterien angekündigt.

Auf Forschungsebene tut sich aber auch hierzulande viel: EAS Batteries, Ionic Liquids Technologies und drei Institute der TU Braunschweig gaben beispielsweise erst kürzlich bekannt, im Projekt NaNaBatt Produktionsprozesse für Natrium-Ionen-Zellen zu entwickeln, die vor allem nachhaltig und kosteneffizient ausfallen sollen.

carnewschina.com, cnevpost.com

1 Kommentar

zu „China: Produktionsdebüt für E-Kleinwagen mit Natrium-Ionen-Akkus“
Florian Kogler | kiterise.at
04.01.2024 um 21:57
Gibt einen weiteren Player in Europa: Tiamat, Frankreich, Polyanodisch (NVPF/HC) - bereits in Serie mit Rundzellen in Power Tools (Fa. Dexter) und kurz vor der Serie mit Prismatischen Zellen

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