VW übernimmt Mehrheit bei China-Joint-Venture mit JAC

VW hat mit 75 Prozent die Mehrheit und somit die Managementkontrolle über das Joint Venture mit JAC übernommen und die Firma gleich von JAC Volkswagen in Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited umbenannt. Der Name der Provinz Anhui taucht nicht ohne Grund im Firmennamen auf: Dort soll ein eMobility-Hub entstehen.

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Die Provinz Anhui soll zu einem neuen Kompetenzzentrum und E-Mobilitäts-Hub des Volkswagen-Konzerns in China ausgebaut werden, wie die Wolfsburger mitteilen. In einem ersten Schritt wurde nun am Standort Hefei ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum eingeweiht. Als heißer Kandidat als erstes wichtiges Projekt gilt der ID.2: Mehreren Medienberichten von Ende November zufolge will Volkswagen den lange angekündigten MEB-Kleinwagen zusammen mit JAC in China entwickeln. Offiziell bestätigt ist die Entwicklung des E-Kleinwagens in dem neuen Zentrum in Hefei aber nicht.

Damals hieß es weiter, dass das vermutlich ID.2 genannte Fahrzeug auch zuerst nur in China gebaut und von dort aus nach Europa exportiert wird. Erst ab 2025 sei eine Europa-Fertigung bei Seat in Martorell denkbar, so das „Handelsblatt“ im November. Angesichts der aktuellen Volkswagen-Mitteilung scheint dieses Szenario zumindest möglich: Ab 2023 soll in Anhui die Produktion von Elektroautos auf MEB-Basis starten.

Hierfür sollen ab 2021 die Infrastruktur aufgebaut und die Produktionslinien eingerüstet werden. Zudem plant Volkswagen eine eigene Batteriemontage vor Ort. Die MEB-Fabrik in Hefei mit einer Kapazität von bis zu 350.000 Autos pro Jahr soll Ende 2022 fertiggestellt werden, damit 2023 die Serienproduktion anlaufen kann.

Laut VW-Konzernchef Herbert Diess habe das Unternehmen in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro in das Joint Venture mit JAC investiert. „Volkswagen Anhui ist ein Versprechen für eine stärkere Partnerschaft und E-Mobilitätskraft in China“, sagt Diess. „In den nächsten drei Jahren können wir mit einer hochmodernen MEB-Produktion, einem neuen, vollelektrischen Fahrzeugportfolio sowie High-Tech-Lösungen des Forschungs- und Entwicklungszentrums in Anhui rechnen.“

In der von Diess genannten Milliarde soll bereits die Anteilserhöhung von 50 auf 75 Prozent sowie der Erwerb von 50 Prozent an JAG, der Muttergesellschaft des Volkswagen-Joint-Venture-Partners JAC, enthalten sein.

Aus JAC Volkswagen wird Volkswagen Anhui

Wie China-Vorstand Stephan Wöllenstein ergänzt, soll es aber nicht nur um die Produkt-Entwicklung gehen, sondern auch die Weiterentwicklung der Produktion. „Durch das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum werden wir sowohl das Know-how als auch die Produktionseffizienz von Volkswagen (Anhui) stärken, die eine Schlüsselrolle beim schnellen Wachstum und der Optimierung unseres E-Fahrzeug-Portfolios spielen wird“, wird Wöllenstein in der Mitteilung zitiert. „So werden wir den unterschiedlichen Bedürfnissen der chinesischen Kunden auf dem weltweit größten E-Fahrzeug-Markt.“

Zudem wurde das Joint Venture JAC Volkswagen in Volkswagen (Anhui) Automotive Company Limited umbenannt. Mit einem Anteil von 75 Prozent hat Volkswagen die Managementkontrolle an dem Joint Venture übernommen. Ende Mai 2020 hatte VW angekündigt, die Mehrheit an dem Joint Venture anzustreben.

Das MEB-Werk von Volkswagen wird nicht die einzige Elektroauto-Fabrik in Hefei sein: Die Provinz- und Stadtregierungen von Anhui bzw. Hefei waren auch entscheidend an der Rettung von Nio beteiligt. Staatliche Finanzinstitute haben dem kriselnden E-Autobauer eine Milliarden-Kreditlinie eingeräumt, im Gegenzug hatte sich Nio verpflichtet, Fabriken und Forschungszentren in der Stadt zu bauen. Aktuell werden die Fahrzeuge von Nio gemeinsam mit JAC gebaut.

Update 06.01.2021: Inzwischen hat Volkswagen auch das neue Management-Team verkündet. Geleitet wird Volkswagen Anhui von China-Vorstand Stephan Wӧllenstein persönlich. Ernannt worden sind Jӧrg Mull zum Chief Finance Officer, Ludger Lührmann zum Chief Technology Officer, Harry Schneider zum Chief Production Officer und Shao Jian zum Chief Human Resource Officer.

Im Vorfeld soll auch dem eMobility-Vorstand, Thomas Ulbrich, ein Posten im Vorstand angeboten worden sein. Ulbrich hat das Angebot aber offensichtlich ausgeschlagen und zieht es stattdessen vor, den Konzern „in naher Zukunft“ zu verlassen. Ulbrich war zwar schon zuvor für SAIC-Volkswagen in China tätig, sein möglicher Posten bei dem Joint-Venture mit JAC wäre aber eine Rückstufung in der VW-Hierarchie gewesen: Als eMobility-Vorstand stand er mit China-Vorstand Wöllenstein auf einer Stufe, bei Volkswagen Anhui hätte er an Wöllenstein berichten müssen. Offiziell verlässt Ulbrich das Unternehmen aber aus „rein privaten Gründen“.
volkswagen-newsroom.com, volkswagengroupchina.com.cn (Update)

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