Uber will mit Kia an PBV-Elektrofahrzeugen feilen

Uber hat Interesse an den PBV-Elektrofahrzeugen von Kia, auf die der koreanische Hersteller bei der CES einen Ausblick geliefert hat. Beide Seiten wollen bei der geplanten Entwicklung und Einführung der Fahrzeuge zusammenarbeiten.

Bild: Kia

Vorneweg kurz zu Kias Definition von PBVs: Die Abkürzung diente in früheren Veröffentlichungen von Kia als Kürzel für „Purpose Built Vehicles“, also etwa für speziell auf Taxi-Dienste und Ride-Hailing-Anbieter ausgelegte Elektrofahrzeuge. Die neue modulare PBV-Plattform der Südkoreaner soll darüber hinausgehen. Das Kürzel steht nun für „Platform Beyond Vehicle“ – es geht konkret um maßgeschneiderte Fahrzeuge in Kombination mit fortschrittlicher Software und individuellen Dienstleistungen. Drei Studien stellte Kia dazu vergangene Woche auf der CES 2024 aus – darunter das Concept PV5 als erster Vertreter der neuen Fahrzeug-Generation mit Serienreife-Anspruch für das Jahr 2025.

Fahrtenvermittler Uber gibt sich von dem Kia-Ansatz überzeugt. Durch die Kooperation zwischen beiden Seiten soll das Angebot an Elektrofahrzeugen auf der Uber-Mobilitätsplattform erweitert werden. Kia verfolgt mit der Zusammenarbeit das Ziel, „die optimalen Spezifikationen für PBV-Modelle zu identifizieren und möglicherweise weitere Technologien und Services zu integrieren“. Die Partner streben zudem an, Machbarkeitsstudien zu erstellen, Prototypen zu bauen und die Produktion von PBVs zu ebnen, die auf die Bedürfnisse der Uber-Fahrer zugeschnitten sind. Außerdem wollen Uber und Kia erörtern, wie sich die Gesamtbetriebskosten von Fahr­zeugen reduzieren lassen. Als Schlagwort wird unter anderem Battery-as-a-Service genannt, also ein Abomodell für die Batterie als teuerste E-Auto-Komponente.

„PBVs werden eine Schlüsselrolle in der kundenspezifisch angepassten Mobilität spielen. Durch die Partnerschaft mit Uber will Kia branchenführende Technologien mit fortschritt­licher Software und modernen Services anbieten, um das Ride-Hailing-Erlebnis zu ver­bessern“, äußert SeungKyu Yoon, Präsident und CEO von Kia North America und Kia America. „Die Fahrer auf der Uber-Plattform werden darüber hinaus die Möglichkeit haben, Kia-Fahrzeuge mit einer umfassenden Palette von Angeboten zu wählen. Das soll den Einstieg in die Elektrifizierung erleichtern sowie Kia und Uber dabei helfen, ihre jeweiligen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“

„Die Fahrer auf der Uber-Plattform gehören bereits zu den ‚Early Adoptern’ der Elektri­fizierung. Sie steigen sechs- bis siebenmal schneller auf ein Elektrofahrzeug um als der Durchschnitt der Bevölkerung in den USA und Europa“, kommentiert Susan Anderson, Vice President und Global Head of Business Development bei Uber. „Das ist gut für uns alle. Denn wenn Ride-Sharing-Fahrer zum Elektroantrieb wechseln, profitieren die Kommunen drei- bis viermal mehr von den Emissionsvorteilen, als wenn durchschnittliche Fahrer umsteigen. Durch die Zusammenarbeit mit Kia und die Bereitstellung unserer Erkenntnisse wollen wir die Attraktivität von Elektrofahrzeugen steigern und deren Kosten senken, um sie für mehr Autofahrer zu einer selbstverständlichen Wahl zu machen.“

Kias aus der CES vorgestelltes PBV-Roadmap entspricht unterdessen einem auf die kommenden Jahre ausgelegten, mehrstufigen Plan und soll sich auf besagte neue Fahrzeugkategorie stützen. Das Serienmodell PV5 will Kia ab 2025 in mehreren Varianten auf den Markt bringen, darunter als PV5 High Roof, PV5 Van, PV5 Chassis Cab, PV5 Robotaxi und PV5 Pickup. Während sich alle Varianten durch die modulare Wandlungsfähigkeit des Basismodells auszeichnen, wird jede von ihnen „eine Reihe einzigartiger Merkmale bieten inklusive weiterer Uber-spezifischer Optimie­rungen, die auf den Ride-Hailing-Markt zugeschnitten sind“, wie es in der aktuellen Mitteilung heißt.

Vergangene Woche kündigte Kia auch noch die Modelle PV1 und PV7, die kleiner bzw. größer als der PV5 ausfallen und später eingeführt werden sollen. Gebaut werden sie künftig in einer bereits angekündigten neuen Fabrik auf dem Gelände des bestehenden Kia-Werks Hwaseong in der Provinz Gyeonggi. Das Werk ist ab 2025 zunächst auf bis zu 150.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt.

Auszeichnen sollen sich die PBVs unter anderem durch einen „Easy Swap“, dank dem das Fahrzeugchassis in Kombination mit unterschiedlichen Aufbauten genutzt werden kann. Der Wechsel erfolgt auf Basis einer elektromagnetischen und mechanischen Kupplungstechnologie, wodurch sich das PBV beispielsweise „tagsüber in ein Taxi, nachts in einen Lieferwagen und am Wochenende in ein persönliches Freizeitfahrzeug verwandelt“, wie es Kia ausdrückt.

Die Modularisierung wird außerdem durch eine schweißfreie „Dynamic Hybrid“-Aufbaustruktur ermöglicht, bei der die Länge der beweglichen Elemente je nach Einsatzzweck des Fahrzeugs flexibel angepasst werden kann. „Durch die Verwendung von hochfestem Stahlrohr und technischen Polymeren werden die typischen Teile um 55 Prozent reduziert, ohne dass die Steifigkeit leidet“, heißt es. Die Dynamic Hybrid-Technologie werde als standardisierter Bausatz geliefert und ermögliche die schnelle und einfache Umrüstung eines Kia PV5 im Feld.

Als Merkmale der Fahrzeuge nennt Kia ansonsten große Türen mit einer säulenlosen Öffnung, einen verlängerten Radstand für einen vergleichsweise großen, flachen Innenraum und ein einklappbares Lenkrad für eine „büroähnliche Umgebung“ im Cockpit. Die Bedienbarkeit soll einfach und intuitiv erfolgen, die Fahrzeugbeschaffenheit robust und solide sein. Außerdem kündigt Kia den umfangreichen Einsatz von nachhaltigen Materialien wie Biokunststoff, PCM-Kunststoff (Post Consumer Material), Biolack, recyceltem PET-Gewebe, Filz und Garnen sowie Bio-PU-Schaum an, was sich auch in „neuen ästhetischen Werten“ niederschlagen soll. „Die auf der CES vorgestellten Konzepte zeigen deutlich, dass es keinen unnötigen Schnickschnack gibt, sondern dass jedes Merkmal auf eine nützliche Funktion ausgerichtet ist, die das Leben der Fahrzeugnutzer erleichtert“, ergänzt Kia.

Die PBV-Roadmap wird sich den Südkoreanern zufolge in drei Phasen gliedern. In der ersten Phase soll 2025 der Kia PV5 eingeführt werden. Eine verbesserte Datenkonnektivität zwischen Fahrzeugen und externen Daten wie Routen- oder Lieferinformationen soll bereits zu diesem Zeitpunkt „den bequemen Betrieb mehrerer Fahrzeuge als softwaredefinierte Flotte ermöglichen“.

In Phase zwei, die Kia zeitlich nicht näher eingrenzt, wird „die Palette der PBV-Modelle um den PV7 und den PV1 vervollständigt, und die PBVs werden sich zu KI-basierten Mobilitätsplattformen entwickeln, die Daten nutzen, um mit den Nutzern zu interagieren und sicherzustellen, dass die Fahrzeuge immer auf dem neuesten Stand sind“, schreibt Kia. In der Zwischenzeit würden sich neue Geschäftsformen entwickeln, die mit Robotik und anderen Zukunftstechnologien verbunden sind.

In der dritten Phase will Kia seine PBVs zu „hochgradig anpassbaren, maßgeschneiderten Mobilitätslösungen entwickeln, indem sie in das zukünftige Mobilitäts-Ökosystem integriert werden“. Als Schlagworte werden „vernetzte selbstfahrende Fahrzeuge“, „Smart Cities“ und „hypervernetzte Welt“ genannt.

press.kia.com

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