Insolvente ElectricBrands vor dem Aus?

Der lange angekündigte XBus und der Elektro-Leichtkraftwagen Evetta werden wohl nie auf den Markt kommen. Denn einige Wochen nach dem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung des Unternehmens ElectricBrands zeichnet sich ab, dass das Unternehmen und seine Pläne wohl keine Zukunft haben.

Bild: ElectricBrands

Nachdem der deutsche Elektrofahrzeug-Entwickler ElectricBrands Anfang Februar einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt und das Ziel einer „vollständigen Sanierung der Gesellschaft“ ausgegeben hatte, ist es mit dem Unternehmen „nun endgültig vorbei“, wie es die Kollegen von Elektro-News in der Headline eines neuen Artikels formulieren. Hintergrund ist dem Bericht zufolge ein recht bizarr anmutender Patentstreit mit einem anderen deutschen Unternehmen namens TYN-e.

Zum Hintergrund: Kurz nach der erklärten Insolvenz in Eigenverwaltung hatte noch Max Brandt, der damalige CEO von ElectricBrands, in einer Sonderausgabe des Podcasts von Elektroauto-News erklärt, dass vorerst der kleinere XBus S als E-Transporter auf den Markt kommen soll, bevor der eigene XBus erscheinen könne – zunächst war eine eigene Produktion geplant, später eine Auftragsfertigung bei VDL Nedcar. Der XBus sollte eigentlich seit 2023 ausgeliefert werden, hatte sich aber weiter verzögert – wohl mindestens bis 2025.

Wenige Wochen später ist aber klar, dass der XBus S auf gar keinen Fall mehr auf den Markt kommen wird – und damit der eingeplante Umsatzbringer bis zum Start der XBus-Produktion ausfällt. Der XBus S sollte nicht selbst produziert werden, sondern in China vom Auftragsfertiger Shandong Horche Intelligent Automobile, mit dem laut ElectricBrands auch das L7e-Modell entwickelt worden sei – auf Basis eines vorhandenen Modells.

Bei diesem Modell handelt es sich offenbar um den TX2 von TYN-e. Auch dieser wird von Shandong hergestellt. Bei einem Pressetermin am Standort von TYN-e gab Liu Chuanfu, Präsident von Shandong Horche Intelligent Automobile, laut dem Bericht „deutlich zu verstehen“, dass Shandong in Europa exklusiv mit TYN-e zusammenarbeitet – und nicht mit ElectricBrands.

Die Geschäftsführung des im baden-württembergischen Waiblingen beheimateten Unternehmens TYN-e ist daher gegen ElectricBrands vorgegangen – und hat gewonnen. Von ElectricBrands gibt es keine aktuelle Stellungnahme. Und auch Max Brandt wird sich nicht mehr dazu äußern – er ist seit dem 1. April nicht mehr Vorstandsvorsitzender und damit nach eigener Aussage nicht mehr berechtigt, „Stellungnahmen oder Informationen abzugeben“.

Angekündigt hatte ElectricBrands den XBus S erstmals im September 2022 – im Gegensatz zum 3,95 Meter langen XBus sollte der 3,20 Meter lange XBus S nicht für Privatkunden angeboten werden, sondern nur als E-Transporter für die letzte Meile. Je nach Aufbau sollten bis zu 750 Kilogramm Zuladung und 1.656 Liter Ladevolumen möglich sein. Der Akku sollte zwischen 8,4 und 18,4 kWh groß sein – für bis zu 120 Kilometer Reichweite. 

Für die Beschäftigten der ElectricBrands AG ist das sich abzeichnende Aus natürlich bitter. Für die Händler, die den XBus und Co vertreiben wollten, dürfte die Episode eher mit einem blauen Auge ausgehen. Sie werden wohl künftig Elektroleichtfahrzeuge verkaufen: TYN-e hat mit einigen der Ex-ElectricBrands-Händlern bereits eine Zusammenarbeit vereinbart.

elektroauto-news.net

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