Selbstfahrender E-Lkw: Daimler Truck arbeitet an autonomen Freightliner eCascadia

Auf dem Weg hin zum nachhaltigen Güterverkehr bringt Daimler Truck zwei Kern-Technologien zusammen, den batterieelektrischen Antrieb und das autonome Fahren – erstmalig in einem Technologieträger vereint: dem autonomen Freightliner eCascadia.

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Bild: Daimler Truck

Der Lkw basiert auf dem nordamerikanischen Serienmodell des Batterie-elektrischen Freightliner eCascadia und ist mit der autonomen Fahrsoftware von Daimler-Tochter Torc Robotics sowie modernster Sensorik und Computertechnologie ausgestattet. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Technologieträger damit gemäß SAE-Level 4 vollautomatisiert fahren können. Beim vollautomatisierten Fahren agiert das Fahrzeug unter bestimmten Bedingungen komplett autonom – es darf sogar alleine, also ohne Insassen, fahren. Dabei muss das Fahrzeug in der Lage sein, ohne Eingriff eines menschlichen Fahrers einen sicheren Zustand zu erreichen, also beispielsweise am Rand oder auf einem Parkplatz zum Stehen zu kommen. Bei Level 4 ist die Autonomie des Fahrzeugs zwar gegeben, jedoch unterliegt sie noch bestimmten Bedingungen wie einer definierten Strecke, dem Fahren auf der Autobahn oder im Parkhaus.

In der aktuell priorisierten Hub-to-Hub-Anwendung fährt der Lkw autonom zwischen Frachtzentren entlang von US-Autobahnkorridoren. In einem möglichen Zukunftsszenario könnten die Ladeinfrastruktur und autonome Logistikzentren zusammengeführt werden. Der elektrische Ladevorgang könnte gleichzeitig mit der Ladungsaufnahme erfolgen, was die Effizienz für die Transportunternehmen weiter steigern würde. So die Vision.

Technisches Konzept

Zunächst zum Lkw: Die Basis für den Technologieträger bildet, wie bereits erwähnt, der Freightliner eCascadia. Das Modell feierte im Jahr 2022 sein Marktdebüt, erste Prototypen des eCascadia hatte Daimler aber schon 2018 in Kundenhand gegeben, seit August 2019 waren die ersten Vorserienmodelle in der Flottenerprobung. Bis heute habe der eCascadia mehr als 6 Millionen Meilen bei Kunden in mehr als 55 Flotten in den USA zurückgelegt, schreibt Daimler Truck in seiner Mitteilung.

Der autonome eCascadia Technologieträger hat viele Gemeinsamkeiten mit dem Serienmodell des Freightliner eCascadia. Neben vereinfachten Wartungsmöglichkeiten will man so von Vorerfahrungen auf Kundenseite profitieren. Exemplare der Serienversion des elektrischen Schwerlast-Lkw sind u.a. bei Penske Truck Leasing, dem Lebensmittel-Lieferanten Sysco oder dem US-Einzelhandelsriesen Walmart eingeflottet.

Die Batterie des Freightliner eCascadia kann in 90 Minuten auf 80 Prozent Kapazität aufgeladen werden. Verschiedene Batterie- und Antriebsachsoptionen sind erhältlich, die je nach Konfiguration eine typische Reichweite von 155, 220 oder 230 Meilen (entspricht ca. 249, 354 oder 370 km) bieten. Der Freightliner eCascadia ist mit dem proprietären Detroit ePowertrain ausgestattet. Serienmäßig an Bord sind zudem mehrere Fahrassistenten, etwa ein fortschrittlicher Active Brake Assist.

Autonome Fahrtests

Daimler Truck stellte 2015 den Freightliner Inspiration Truck vor. Dieser Lkw war das erste lizenziertes autonome Nutzfahrzeug der SAE-Stufe 2 für den öffentlichen Straßeneinsatz in den USA. 2021 begann dann Torc mit den autonomen Fahrtests des Cascadia mit Dieselantrieb auf öffentlichen Straßen in Albuquerque im US-Bundesstaat Texas. Seit einem Jahr erprobt Torc mit ausgewählten Logistikunternehmen wie Schneider und C.R. England den autonomen Freightliner Cascadia Lkw in realen Anwendungen. Die Fracht der Kunden wird dabei autonom auf der Test-Route zwischen Phoenix, Arizona, und Oklahoma City, Oklahoma, befördert.

Erstmals sind Sensorik und Computer-Hardware nun in einer kompakten Einheit auf dem Batterie-elektrischen eCascadia mit kurzem Fahrerhaus für den Verteilerverkehr oder Kurzstrecken integriert. Um eine ausreichende Kühlung zu gewährleisten, hat das Vorentwicklungsteam ein fortschrittliches Konzept für die Kühlung der Recheneinheit entwickelt. Diese ist zwischen Fahrer- und Fahrgastsitz positioniert. Die Software bietet dem autonomen System Steuerungsschnittstellen und Rückmeldung zu wichtigen Daten zum Fahrzeugstatus. Eine eigens entwickelte Abdeckung der Sensorleiste enthält Kameras, Lidar- und Radarsensoren. Sie soll Schutz vor Beschädigung und Verschmutzung bieten, aber auch die Aerodynamik verbessern. Vier zusätzliche 12-Volt-Batterien sorgen für einen integrierten Energiespeicher, sodass die virtuelle Fahrereinheit auch bei inaktiven Hochvolt-Batterien mit elektrischer Spannung versorgt und betrieben werden kann. Das soll für einen unterbrechungsfreien autonomen Fahrbetrieb sowie erhöhte Effizienz und Sicherheit sorgen.

Ausblick

Daimler Truck will autonome Lkw bis 2027 auf den US-Markt bringen. Mit dem Technologieträger soll die autonome Technologie zu einer modularen, skalierbaren Plattform entwickelt werden, die unabhängig von der Antriebstechnologie ist und flexibel in verschiedenen Lkw-Anwendungen einsetzbar ist. Man wolle Kunden beim autonomen Fahren in Zukunft über eine breitere Fahrzeugauswahl das passende Angebot für ihre spezifischen Transportanforderungen und Einsatzzwecke bieten, heißt es in der Mitteilung.

„Gemeinsam mit Torc Robotics machen wir erhebliche Fortschritte bei der geplanten Einführung autonomer Lkw in den USA im Jahr 2027. Während wir für diese erste Markteinführung auf autonome Lkw mit konventioneller Antriebstechnik setzen, blicken wir immer auch weiter in die Zukunft. Wir werden einen iterativen Ansatz bei der Entwicklung, Erprobung und Optimierung der Technologien zu autonomem und emissionsfreiem Fahren verfolgen und dabei gemeinsam mit unseren Flottenkunden die vielversprechendsten Anwendungsfälle untersuchen“, erklärt Joanna Buttler, Leiterin Global Autonomous Technology Group bei Daimler Truck.

Im Jahr 2030 will Daimler Truck mit autonomem Fahren einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro erzielen, heißt es in der Pressemitteilung.

Quelle: Infos per Mail

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