USA wollen Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko einführen
Wichtig ist dabei, dass es sich nicht gezielt um Zusatzzölle auf den Fahrzeug-Import handelt, sondern um jegliche Importe aus den genannten Ländern – einzig für „Energieressourcen aus Kanada gilt ein niedrigerer Zollsatz von 10 Prozent“, wie das Weiße Haus mitteilt. Es handelt sich nicht direkt um Sanktionen gegen einen bestimmten Wirtschaftssektor, sondern die „Bewältigung einer Notsituation“. In der „außergewöhnliche Bedrohung durch illegale Ausländer und Drogen, einschließlich des tödlichen Fentanyls“, sieht die US-Regierung einen nationalen Notfall, weshalb Trump „mutige Maßnahmen“ ergreifen will, „um Mexiko, Kanada und China dazu zu bringen, ihre Versprechen einzuhalten, die illegale Einwanderung zu stoppen und den Schmuggel des giftigen Fentanyls und anderer Drogen in unser Land zu unterbinden“.
Sprich: Es soll eher allgemein wirtschaftlicher Druck auf die Regierungen der drei Länder ausgeübt werden. In der Mitteilung heißt es wörtlich, dass man den eigenen Einfluss nutzen wolle, „um die Sicherheit der Amerikaner zu gewährleisten“.
Ursprünglich sollten die Einfuhrzölle bereits ab Dienstag, dem 4. Februar in Kraft treten. Die Energiezölle auf Öl, Gas und Strom aus Kanada sollen zwei Wochen später, also ab dem 18. Februar, eingeführt werden. Nach Gesprächen mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum sowie Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau hat sich Trump bereit erklärt, die Zölle um einen Monat zu verschieben. Dennoch ist das Thema noch nicht vom Tisch. Beide Länder werden zusätzliche Soldaten an die Grenze zu den USA schicken, um „den Drogenhandel von Mexiko in die Vereinigten Staaten, insbesondere mit Fentanyl, zu unterbinden“, wie Sheinbaum erklärte.
Die zusätzlichen Zölle auf Chinesische Produkte konnten nicht abgewendet oder verschoben werden. Das chinesische Finanzministerium kündigte Gegenmaßnahmen an, beispielsweise einen Zoll von 15% auf bestimmte Arten von Kohle und Flüssigerdgas
Im Falle der Autobranche sind vor allem die Zölle auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada relevant – die Bedeutung von Importen aus China hatte schon in den vergangenen Jahren abgenommen, unter anderem wegen Zöllen, aber auch den Förder-Kriterien des Inflation Reduction Acts von Trumps Vorgänger Joe Biden. Viele US-Autobauer produzieren aber in Kanada und Mexiko Fahrzeuge für den US-Markt, da die drei Länder über das NAFTA-Abkommen eigentlich eine zollfreie Zone waren.
Wie hart die Branche von den neuen Regelungen getroffen wird, ist noch nicht genau abzusehen. Sie dürften auch je nach Unternehmen unterschiedlich ausfallen. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2024 in der vergangenen Woche hatte GM-Finanzvorstand Paul Jacobson Vorbereitungen für den Fall, dass solche Zölle eingeführt werden, erwähnt. General Motors hatte in den vergangenen Wochen und Monaten bereits möglichst viele in Kanada und Mexiko gebaute Fahrzeuge in die USA gebracht und dort gelagert. „Jede Lieferung, die wir durchführen können, bevor ein Zoll in Kraft tritt, ist viel besser, als auf Lagerbeständen zu sitzen“, sagte Jacobson.
In Reaktion darauf hatte die kanadische Regierung angekündigt, ebenfalls Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von 155 Milliarden Dollar einzuführen – 30 Milliarden kanadische Dollar (ca. 20 Milliarden Euro) sofort und 125 Milliarden Dollar (83 Milliarden Euro= in einer zweiten Phase, in der die Zölle auch für Elektrofahrzeuge gelten werden. Kanada will zudem rechtliche Schritte gegen die US-Zölle einleiten. Auch dieses Vorhaben wird für einen Monat ausgesetzt.
Zu den von Kanada sanktionierten Produkten gehören laut Reuters Orangensaft, Erdnussbutter, Wein, Bier, Motorräder und Kosmetika. Für die Autobranche wird dann die zweite Runde im Wert von 125 Milliarden CAD relevant: In rund drei Wochen will die kanadische Regierung eine weitere Liste vorlegen, dann sollen auch Pkw und Lkw, darunter auch Elektrofahrzeuge, betroffen sein.
whitehouse.gov, canada.ca, reuters.com, zdf.de (Trudeau), cnn.com (Sheinbaum)
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