USA wollen Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko einführen

US-Präsident Trump hat zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus China angekündigt. Mexiko und Kanada konnten die Einführung um 30 Tage verschieben. Dennoch trifft die US-Regierung damit auch amerikanische Unternehmen, die (elektrische) Fahrzeuge für Nordamerika in den beiden Nachbarländern produzieren.

Bild: Unsplash/Library of Congress

Wichtig ist dabei, dass es sich nicht gezielt um Zusatzzölle auf den Fahrzeug-Import handelt, sondern um jegliche Importe aus den genannten Ländern – einzig für „Energieressourcen aus Kanada gilt ein niedrigerer Zollsatz von 10 Prozent“, wie das Weiße Haus mitteilt. Es handelt sich nicht direkt um Sanktionen gegen einen bestimmten Wirtschaftssektor, sondern die „Bewältigung einer Notsituation“. In der „außergewöhnliche Bedrohung durch illegale Ausländer und Drogen, einschließlich des tödlichen Fentanyls“, sieht die US-Regierung einen nationalen Notfall, weshalb Trump „mutige Maßnahmen“ ergreifen will, „um Mexiko, Kanada und China dazu zu bringen, ihre Versprechen einzuhalten, die illegale Einwanderung zu stoppen und den Schmuggel des giftigen Fentanyls und anderer Drogen in unser Land zu unterbinden“.

Sprich: Es soll eher allgemein wirtschaftlicher Druck auf die Regierungen der drei Länder ausgeübt werden. In der Mitteilung heißt es wörtlich, dass man den eigenen Einfluss nutzen wolle, „um die Sicherheit der Amerikaner zu gewährleisten“.

Ursprünglich sollten die Einfuhrzölle bereits ab Dienstag, dem 4. Februar in Kraft treten. Die Energiezölle auf Öl, Gas und Strom aus Kanada sollen zwei Wochen später, also ab dem 18. Februar, eingeführt werden. Nach Gesprächen mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum sowie Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau hat sich Trump bereit erklärt, die Zölle um einen Monat zu verschieben. Dennoch ist das Thema noch nicht vom Tisch. Beide Länder werden zusätzliche Soldaten an die Grenze zu den USA schicken, um „den Drogenhandel von Mexiko in die Vereinigten Staaten, insbesondere mit Fentanyl, zu unterbinden“, wie Sheinbaum erklärte.

Die zusätzlichen Zölle auf Chinesische Produkte konnten nicht abgewendet oder verschoben werden. Das chinesische Finanzministerium kündigte Gegenmaßnahmen an, beispielsweise einen Zoll von 15% auf bestimmte Arten von Kohle und Flüssigerdgas

Im Falle der Autobranche sind vor allem die Zölle auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada relevant – die Bedeutung von Importen aus China hatte schon in den vergangenen Jahren abgenommen, unter anderem wegen Zöllen, aber auch den Förder-Kriterien des Inflation Reduction Acts von Trumps Vorgänger Joe Biden. Viele US-Autobauer produzieren aber in Kanada und Mexiko Fahrzeuge für den US-Markt, da die drei Länder über das NAFTA-Abkommen eigentlich eine zollfreie Zone waren.

Wie hart die Branche von den neuen Regelungen getroffen wird, ist noch nicht genau abzusehen. Sie dürften auch je nach Unternehmen unterschiedlich ausfallen. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2024 in der vergangenen Woche hatte GM-Finanzvorstand Paul Jacobson Vorbereitungen für den Fall, dass solche Zölle eingeführt werden, erwähnt. General Motors hatte in den vergangenen Wochen und Monaten bereits möglichst viele in Kanada und Mexiko gebaute Fahrzeuge in die USA gebracht und dort gelagert. „Jede Lieferung, die wir durchführen können, bevor ein Zoll in Kraft tritt, ist viel besser, als auf Lagerbeständen zu sitzen“, sagte Jacobson.

In Reaktion darauf hatte die kanadische Regierung angekündigt, ebenfalls Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von 155 Milliarden Dollar einzuführen – 30 Milliarden kanadische Dollar (ca. 20 Milliarden Euro) sofort und 125 Milliarden Dollar (83 Milliarden Euro= in einer zweiten Phase, in der die Zölle auch für Elektrofahrzeuge gelten werden. Kanada will zudem rechtliche Schritte gegen die US-Zölle einleiten. Auch dieses Vorhaben wird für einen Monat ausgesetzt.

Zu den von Kanada sanktionierten Produkten gehören laut Reuters Orangensaft, Erdnussbutter, Wein, Bier, Motorräder und Kosmetika. Für die Autobranche wird dann die zweite Runde im Wert von 125 Milliarden CAD relevant: In rund drei Wochen will die kanadische Regierung eine weitere Liste vorlegen, dann sollen auch Pkw und Lkw, darunter auch Elektrofahrzeuge, betroffen sein.

whitehouse.gov, canada.ca, reuters.com, zdf.de (Trudeau), cnn.com (Sheinbaum)

5 Kommentare

zu „USA wollen Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko einführen“
KBDCALLS
03.02.2025 um 13:07
Es wäre angebracht, wenn die Europäer Trumpels Gebaren als Weckruf auffassen würden und sich zusammenraufen würden und gemeinsam dagegen vorgehen würden. Eventuell dann noch Kanada, Mexiko und andere ins Boot holen. Unverwundbar sind die USA nicht. Vor allem, wenn alle an einem Strang ziehen. Und wenn ihm die Amis dann auch nochselbst einheizen, dann könnte es ungemütlich für ihn werden. Wie heißt es so treffend, Hochmut kommt vor dem Fall. Das wird vermutlich Wunschdenken bleiben. Momentan präsentiert sich Europa heillos zerstritten. So nach dem Motto. Jeder gegen Jeden.
Dirk
05.02.2025 um 09:49
Das haben wir den rechten Nationalisten zu verdanken, die glauben, in Abschottung und dichten Grenzen ein Heil zu finden gegen "böse Ausländer" - oder gar in einem EU-Exit.Aktuell treibt Trump einen Keil zwischen EU und GB, indem er GB nicht mit Zöllen belegt.Wir haben international nur die Chance, zusammenzurücken in der EU, um resilienter zu werden gegen Typen wie Trump, Putin und Xi.
Frank
04.02.2025 um 07:48
Kanada und Mexiko knicken ein und handeln einen Deal aus. Trump setzt die Strafzölle aus. Das sind wir von unseren Politikern nicht gewohnt. Angst getriggerte, wenn man es böse formulieren möchte, Schwätzer und keine Macher. Gefühlt ist in den letzten 2 Wochen mehr passiert, als in 3 Jahren Ampel. Das muss einem nicht gefallen, aber bemerkenswert ist es schon. Wenn es richtig blöd läuft, dann bekommt Herr Trump den Friedensnobelpreis. Obama hatte seinerzeit noch gar nichts getan, um diese Auszeichnung zu erhalten. Merkel wollte auch einen und spekulierte mit der Grenzöffnung für Flüchtlinge. Das war aber den Osloern wohl zu offensichtlich. Kolumbien und Panama sind gesprächsbereit. Ich hoffe nur, das Europa seine Hausaufgaben gemacht hat. Nur fehlt mir hierfür der Glaube.
MWF
05.02.2025 um 09:14
Wenn man ein Land mit so exorbitanten Schulden, Drogenproblemen und Kriminalität übernimmt, dazu feststellt, dass viele gutgemeinte Gelder in NGOs im Sande verliefen, dann sind das genau die einzig richtigen Dinge die man tun muss um aus dieser Spirale auszubrechen. War nie ein Trump-Fan, aber ich fürchte er macht das Richtige.
WH
05.02.2025 um 14:22
Ja, da hat es sich wohl gelohnt die Rekordschulden in seiner ersten Amtszeit zu machen... Und Kriminalität ist auch ein Riesenproblem in Amerika, selbst der aktuelle Präsident ist vorbestraft... Und der neue Gesundheitsminister kennt sich mit harten Drogen besonders gut aus...

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