Exklusiv: mblty übernimmt einige EnBW-Standorte an Autobahnen

Mit mblty hat Tank & Rast erst im Dezember einen eigenen E-Mobilitätsdienstleister gegründet. Jetzt hat mblty seine ersten Schnelllader an Autobahn-Raststätten in Betrieb genommen – es handelt sich aber nicht um neu errichtete Ladesäulen.

Bild: Tank & Rast

„Nach der erfolgreichen Präsenz an Autohöfen betreibt mblty nun erstmals Schnellladestationen an Autobahnraststätten“, wie Tank & Rast gegenüber electrive mitteilt. Vier Standorte sind bereits in das Netzwerk von mblty integriert, zwei weitere sollen in diesen Tagen folgen. „Die neuen Standorte setzen wichtige Meilensteine und bieten Reisenden einen schnellen und komfortablen Zugang zur Ladeinfrastruktur direkt an den Autobahnen“, so Tank & Rast.

Nur: So neu sind die Standorte nicht. Konkret handelt es sich um zwölf Ladepunkte mit bis zu 300 kW Leistung an der Raststätte Bad Camberg Ost an der A3, acht 300-kW-Ladepunkte am Standort Werratal Süd an der A4 sowie jeweils zehn Ladepunkte an den Raststätten Kraichgau Nord und Süd, die an der A6 nahe Sinsheim liegen. Hegau West und Illertal West sollen noch in dieser Woche unter dem „mblty“-Label in Betrieb gehen. Die EnBW-Ladepunkte in Bad Camberg sind im Oktober 2022 zur Neueröffnung des ganzen Rastplatzes nach einer kompletten Überarbeitung der Anlage in Betrieb gegangen. Und als im September 2020 die acht Schnellladepunkte an der Raststätte Werratal Süd ans Netz gingen, war das Tank & Rast ein großes Presse-Event wert: Erstmals an einer deutschen Autobahn befanden sich Ladestationen für Elektroautos neben Zapfsäulen für klassische Kraftstoffe.

Wer bereits an diesen Standorten geladen hat oder in den letzten Tagen dort vorbeigefahren ist, dem dürfte aufgefallen sein, dass die dortigen EnBW-Ladesäulen umgelabelt wurden. Statt dem bekannten Blau-Gelb-Weiß der EnBW sind die Alpitronic Hypercharger jetzt in einem dunklen Grau gehalten, rundum ist das grüne mblty-Logo mit weißem Schriftzug zu finden.

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Bild: Tank & Rast

Wie ein Tank & Rast-Sprecher auf Anfrage bestätigt, hat das Unternehmen mit der EnBW „eine Absprache zur Übernahme ausgewählter Standorte“ getroffen. Finanzielle Details der Standort-Übernahme werden nicht genannt. Und es gibt auch nur mit der EnBW einen solchen Deal: Ladesäulen anderer Betreiber an Raststätten von Tank & Rast – etwa E.ON oder Ionity – bleiben unter ihren Marken erhalten und auch die EnBW ist weiter an den Raststätten vertreten, da es lediglich um ausgewählte Standorte geht, die von mblty übernommen wurden. Aber: „Weitere Standorte werden im Laufe des Jahres 2025 folgen.“

mblty – „M-Bility“ ausgesprochen – wurde erst im Dezember als E-Mobilitätsdienstleister der Autobahn Tank & Rast Gruppe gegründet. Die neue Tochter soll dabei eine Doppelfunktion als Ladepunktbetreiber („Charge Point Operator“, kurz CPO) und „Electro Mobility Provider“ (kurz EMP) übernehmen. Das EMP-Angebot ist inzwischen über die eigene mblty-App nutzbar – hier aber mit blau-weißem Logo. Das ist eine bewusste Entscheidung, das CPO-Geschäft mit der grünen Farbwelt vom EMP-Auftritt in Blau zu differenzieren.

Über die kostenlose App können auch die Ladevorgänge an den hier erwähnten Standorten gestartet werden. An DC-Ladepunkten werden 0,59€/kWh berechnet, unabhängig von der Leistungsklasse. AC-Ladepunkte an den Hyperchargern können für 0,39€/kWh genutzt werden. Die Preise werden unabhängig davon berechnet, ob es sich um eigene Ladepunkte von mblty handelt oder das noch im Aufbau befindliche Roaming-Netz.

Die mblty-App ist wichtig, wenn es um die Konditionen geht: Die EnBW zum Beispiel hat ihre ehemaligen Standorte direkt in der höchsten Kategorie für 0,89 €/kWh eingepreist. Bisher waren es mit EnBW mobility+ je nach Tarif zwischen 0,39 (Ladetarif L) und 0,59 €/kWh (Ladetarif S). Wer also weiterhin seine EnBW-Ladekarte nutzt und nicht auf die mblty-App wechselt, zahlt für den Ladestrom an der gleichen Säule deutlich mehr.

Dass mblty im Moment nur durch die Übernahme von Standorten an Raststätten aktiv werden kann, hat einen einfachen Grund: Beim Ausbau der eigenen Schnelllader ist Tank & Rast bzw. mblty wie jeder andere CPO auch von der aktuellen Situation betroffen, dass bis zum Ende der derzeit laufenden Prozesse vor dem EuGH und dem OLG Düsseldorf keine Ladesäulen an den Raststätten aufgebaut werden – hier wird das Urteil abgewartet. Daher hatte sich mblty bis zur Übernahme der EnBW-Standorte auf Autohöfe fokussiert, die von dem laufenden Gerichtsverfahren nicht betroffen sind. Solche Autohof-Standorte befinden sich etwa in Lehrte nahe der A2 oder in Dorfmark an der A7 (beide Niedersachsen, jeweils acht Ladepunkte) und in Bayern, wo in Anzing (A 94) und Grabenstätt (A 8) jeweils vier Ladepunkte errichtet wurden.

Quelle: Info per E-Mail

9 Kommentare

zu „Exklusiv: mblty übernimmt einige EnBW-Standorte an Autobahnen“
CPO-Karussell
18.02.2025 um 20:35
Wie im Nachbar-Artikel geschrieben: das CPO-Karussell-Spiel scheint nun auch in Deutschland angekommen zu sein. Standorte mit wenig Umsatz werden aus dem Bestand gekickt; oder gut laufende Standorte sehr teuer veräußert, wie es eben in das CPO-Postfolio passt. Ein wenig wie bei einem Aktien-Portfolio. …. Hier in BeNeLux kenne ich das Spiel seit Anfang 2024. Mitunter wechselten AC-Säulen monatlich den Betreiber. Ein ein paar DC-Standorte (bei Total / Q8 etc.) wechselten ebenfalls. .. Hier gilt die Devise: immer vorher schauen, ob der Betreiber noch derselbe ist. ;-)
pete
19.02.2025 um 00:08
Schade, damit verschwindet die Möglichkeit, diese Standorte zu einem vernünftigen Preis zu nutzen. Für 39ct/kWh war das okay, 59ct/kWh sind zu teuer. Aber vielleicht sollte man Tank und Rast einfach grundsätzlich meiden...
Fritz.O
19.02.2025 um 04:58
Ich freue mich über jede neue EnBW Ladestation, denn dort kann ich den über meine PV-Anlage (SENEC) selbst erzeugten Strom fast kostenlos "tanken". Wenn nun EnBW Ladesäulen abgibt, habe ich wohl den falschen Anbieter für meine PV-Anlage gewählt.
Martin
19.02.2025 um 05:51
Ein sehr kundenunfreundliches Verhalten der EnBW. Ich stand in Sinsheim vor den Säulen des neuen Anbieters und konnte nicht mehr laden, mein Akku war schon sehr weit runter. Vorab keine Info an die Kunden! Die Preise sind viel zu hoch. Gefühlt scheinen hier nur noch Firmenwagen zu laden, bei denen die Kosten indirekt durch den Steuerzahler übernommen werden.
Kay
20.02.2025 um 06:33
Dann erklären Sie mal, wie der Steuerzahler indirekt meine Ladekosten übernimmt…Was für eine falsche Stimmungsmache
Thomas
19.02.2025 um 08:12
Und schon wieder eine neue App, sonst gibt's keine 0,59€ für DC Laden, sondern Mondpreise. 100 € Reservierungsgebühr pro Vorgang, geht's noch?
C. Brinker
19.02.2025 um 09:12
Das Beklagen über die hohen Kosten kann man mblty wohl nicht vorwerfen, das ist reine EnBW Sache. EnBW könnte hier viel günstiger anbieten, will und tut es aber nicht, weil es Konkurrenten so aus dem Markt drängen möchte. Dazu gibt es eine gute Geschichte zu neuen Auto Strom Ladestationen, die EnBW nach ihrem Erscheinen auch mit 0,89 € eingepreist hatte. Dann wurde das öffentlich gemacht, sofort sank der Preis auf 0,69 €. EnBW ist hier einer der Player, die bei sämtlichen Fremdanbietern unverhältnismäßig stark an der Preisschraube drehen. Dann muss man sich eben einen anderen Anbieter suchen. Und die übernommenen Standorte, gerade Werratal, sind hochgradig attraktiv, wobei für EnBW Nutzer dort neben der Ausfahrt auch 500 m entfernt ein EnBW Ladepark liegt .
erFahrer
19.02.2025 um 09:31
Liebe CPO und EMPs macht nur so weiter, „erst wenn der letzte Kunde zu einem Solar-Ladepark-Betrieber mit EC-Karte gewechselt ist, werdet ihr merken das man APPs nicht essen kann“
Frustfahrer
19.02.2025 um 21:44
Leider ist alles wie immer. Der E-Fahrer zahlt die Zeche. Im Winter ist es dann noch unwirtschaftlicher mit dem E-Auto. So macht der Umstieg auf E-mobilitat kein Sinn. Apps. und Karten die man benötigt werden auch immer mehr. Gut das ich nur einen Wagen geleast habe. Danke an die EU und an die Bundesregierung für nichts. Einfach weltfremd, Hauptsache die Konzerne werden reich. War beim Benzin und Diesel auch schon so. Energiewende geht anders.

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