Exklusiv: mblty übernimmt einige EnBW-Standorte an Autobahnen
„Nach der erfolgreichen Präsenz an Autohöfen betreibt mblty nun erstmals Schnellladestationen an Autobahnraststätten“, wie Tank & Rast gegenüber electrive mitteilt. Vier Standorte sind bereits in das Netzwerk von mblty integriert, zwei weitere sollen in diesen Tagen folgen. „Die neuen Standorte setzen wichtige Meilensteine und bieten Reisenden einen schnellen und komfortablen Zugang zur Ladeinfrastruktur direkt an den Autobahnen“, so Tank & Rast.
Nur: So neu sind die Standorte nicht. Konkret handelt es sich um zwölf Ladepunkte mit bis zu 300 kW Leistung an der Raststätte Bad Camberg Ost an der A3, acht 300-kW-Ladepunkte am Standort Werratal Süd an der A4 sowie jeweils zehn Ladepunkte an den Raststätten Kraichgau Nord und Süd, die an der A6 nahe Sinsheim liegen. Hegau West und Illertal West sollen noch in dieser Woche unter dem „mblty“-Label in Betrieb gehen. Die EnBW-Ladepunkte in Bad Camberg sind im Oktober 2022 zur Neueröffnung des ganzen Rastplatzes nach einer kompletten Überarbeitung der Anlage in Betrieb gegangen. Und als im September 2020 die acht Schnellladepunkte an der Raststätte Werratal Süd ans Netz gingen, war das Tank & Rast ein großes Presse-Event wert: Erstmals an einer deutschen Autobahn befanden sich Ladestationen für Elektroautos neben Zapfsäulen für klassische Kraftstoffe.
Wer bereits an diesen Standorten geladen hat oder in den letzten Tagen dort vorbeigefahren ist, dem dürfte aufgefallen sein, dass die dortigen EnBW-Ladesäulen umgelabelt wurden. Statt dem bekannten Blau-Gelb-Weiß der EnBW sind die Alpitronic Hypercharger jetzt in einem dunklen Grau gehalten, rundum ist das grüne mblty-Logo mit weißem Schriftzug zu finden.

Wie ein Tank & Rast-Sprecher auf Anfrage bestätigt, hat das Unternehmen mit der EnBW „eine Absprache zur Übernahme ausgewählter Standorte“ getroffen. Finanzielle Details der Standort-Übernahme werden nicht genannt. Und es gibt auch nur mit der EnBW einen solchen Deal: Ladesäulen anderer Betreiber an Raststätten von Tank & Rast – etwa E.ON oder Ionity – bleiben unter ihren Marken erhalten und auch die EnBW ist weiter an den Raststätten vertreten, da es lediglich um ausgewählte Standorte geht, die von mblty übernommen wurden. Aber: „Weitere Standorte werden im Laufe des Jahres 2025 folgen.“
mblty – „M-Bility“ ausgesprochen – wurde erst im Dezember als E-Mobilitätsdienstleister der Autobahn Tank & Rast Gruppe gegründet. Die neue Tochter soll dabei eine Doppelfunktion als Ladepunktbetreiber („Charge Point Operator“, kurz CPO) und „Electro Mobility Provider“ (kurz EMP) übernehmen. Das EMP-Angebot ist inzwischen über die eigene mblty-App nutzbar – hier aber mit blau-weißem Logo. Das ist eine bewusste Entscheidung, das CPO-Geschäft mit der grünen Farbwelt vom EMP-Auftritt in Blau zu differenzieren.
Über die kostenlose App können auch die Ladevorgänge an den hier erwähnten Standorten gestartet werden. An DC-Ladepunkten werden 0,59€/kWh berechnet, unabhängig von der Leistungsklasse. AC-Ladepunkte an den Hyperchargern können für 0,39€/kWh genutzt werden. Die Preise werden unabhängig davon berechnet, ob es sich um eigene Ladepunkte von mblty handelt oder das noch im Aufbau befindliche Roaming-Netz.
Die mblty-App ist wichtig, wenn es um die Konditionen geht: Die EnBW zum Beispiel hat ihre ehemaligen Standorte direkt in der höchsten Kategorie für 0,89 €/kWh eingepreist. Bisher waren es mit EnBW mobility+ je nach Tarif zwischen 0,39 (Ladetarif L) und 0,59 €/kWh (Ladetarif S). Wer also weiterhin seine EnBW-Ladekarte nutzt und nicht auf die mblty-App wechselt, zahlt für den Ladestrom an der gleichen Säule deutlich mehr.
Dass mblty im Moment nur durch die Übernahme von Standorten an Raststätten aktiv werden kann, hat einen einfachen Grund: Beim Ausbau der eigenen Schnelllader ist Tank & Rast bzw. mblty wie jeder andere CPO auch von der aktuellen Situation betroffen, dass bis zum Ende der derzeit laufenden Prozesse vor dem EuGH und dem OLG Düsseldorf keine Ladesäulen an den Raststätten aufgebaut werden – hier wird das Urteil abgewartet. Daher hatte sich mblty bis zur Übernahme der EnBW-Standorte auf Autohöfe fokussiert, die von dem laufenden Gerichtsverfahren nicht betroffen sind. Solche Autohof-Standorte befinden sich etwa in Lehrte nahe der A2 oder in Dorfmark an der A7 (beide Niedersachsen, jeweils acht Ladepunkte) und in Bayern, wo in Anzing (A 94) und Grabenstätt (A 8) jeweils vier Ladepunkte errichtet wurden.
Quelle: Info per E-Mail
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