Off-Highway: Deutz kauft E-Antriebsspezialist UMS
Deutz will die Elektrifizierungs-Kits der Niederländer industrialisieren und dazu seine Standorte in Deutschland nutzen. Wie viel sich der Kölner Motorenhersteller den Aufkauf von UMS kosten lässt, ist nicht publik. Klar ist: Die Transaktion, die noch unter dem Vorbehalt der üblichen Genehmigungen steht, soll der Business-Einheit Deutz New Technology zugutekommen, neue Kundengruppen im Bereich Transport und Logistik erschließen und bei Deutz die F&E-Aktivitäten im Feld alternativer Antriebe vorantreiben.
„Die Elektrifizierungskits von UMS erlauben eine einfache Integration in den vorhandenen Motorraum, ohne aufwändiges, kostenintensives neues Maschinendesign. Das ermöglicht sowohl den Einbau in neue Maschinen an bestehenden Montagebändern als auch ein unmittelbares Nachrüsten“, schreibt Deutz. Und UMS setze zudem auf Wechselbatterien, die sich beispielsweise bei Baggern anstelle des Gegengewichts am Heck einfach integrieren lassen und in unter zehn Minuten getauscht werden könnten. Darin sieht Deutz eine Möglichkeit, den Einsatz bei Maschinen wirtschaftlicher zu machen, „die hohe Lasten bewegen und ständig im Einsatz sind, zum Beispiel auf Baustellen oder in der Landwirtschaft“. Gekoppelt mit eigenen Verbrennungsmotoren sieht Deutz zudem Potenzial zur Teilelektrifizierung größerer Maschinen.
UMS soll bereits reichlich Erfahrung mitbringen: Über 200 Maschinen wie Bagger, Radlader und Kräne hat das Unternehmen laut Deutz bereits erfolgreich elektrifiziert. Und: 2024 erwirtschafteten die Niederländer einen Umsatz von rund 10 Millionen Euro. Den künftigen Auftragseingang erwartet Deutz im hohen zweistelligen Millionenbereich, wobei die bisherigen Aufträge „von namhaften Kunden kommen, die auf UMS als One-Stop-Shop für die Elektrifizierung ihrer Maschinen setzen“.
Die Transaktion erfolgt rund ein Jahr, nachdem Deutz seine Tochter Torqeedo – ein Spezialist für elektrische Bootsantriebe – an Yamaha Motor verkauft hat. Die Veräußerung der 2017 eingekauften Firma brachte den Kölnern letztes Jahr einen Erlös im „hohen zweistelligen Millionen-Bereich“ ein. Der Schritt ging 2024 mit einem Strategieschwenk einher. Deutz-CEO Sebastian C. Schulte kommentierte seinerzeit, dass Deutz im Green-Segment einen „strukturierten Neustart“ anstrebe. „Wir setzen Ressourcen frei, um die Entwicklung alternativer Antriebslösungen schneller und stärker am Markt und den Kundenbedürfnissen auszurichten und voranzutreiben. Nur so können wir letztendlich mit unseren grünen Produkten auch Geld verdienen und ein rentables grünes Ökosystem aufbauen.“
In UMS und dem Offroad-Bereich sieht Deutz nun offenbar diese rentablen Geschäftsmöglichkeiten. Schulte äußert sich zu dem neuen Deal wie folgt: „Mit der Übernahme von UMS beschleunigt Deutz die Entwicklung batterieelektrischer Antriebe im Schwerlastbereich und ermöglicht bereits heute die Elektrifizierung größerer Maschinen abseits der Straße. Damit gehen wir einen strategisch wichtigen Schritt, in der Umsetzung unserer ,Dual+‘- Strategie und treiben neben der Konsolidierung im Markt mit Verbrennungsmotoren auch klimafreundliche Antriebe für große Maschinen entscheidend voran.“
Bert van Hasselt, bei Deutz CEO im Bereich New Technology, wird noch deutlicher: „Mit dem Zukauf von UMS machen wir einen Technologiesprung und sparen Zeit und Ressourcen. Gleichzeitig ermöglichen wir es mit unserer Industrialisierungskompetenz, die UMS-Technologie zu skalieren. Diese Akquisition untermauert unsere Strategie, unseren Kunden die besten Produkte auf dem Markt anzubieten, jetzt und in Zukunft.“ Die Produktion soll dabei vor allem an den deutschen Deutz-Standorten stattfinden.
Ob UMS weiter unter seinem Namen agieren wird, geht aus der Unternehmensmitteilung von Deutz nicht hervor. Zu Wort kommt darin aber kurz Lars Kool, CEO und CTO des aufgekauften, niederländischen Unternehmens: „Deutz stellt mit 161 Jahren Industrieerfahrung und seinem modernen Produktionsnetzwerk an den großen Standorten in Deutschland einen idealen Partner da, um die Batteriemontage und die Produktion der E-Kits zu automatisieren und in die Breite zu bringen.“
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