ABB und MAN melden gelungene MCS-Ladetests mit Ethernet-basierter Kommunikation
ABB E-mobility meldet, zusammen mit dem Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN erfolgreich die ersten MCS-Ladetests mit Ethernet-basierter Kommunikation absolviert zu haben. Diese Kommunikation ist im Standard ISO-15118-20 und der erst kürzlich veröffentlichten ISO-15118-10 geregelt. Beide Normen definieren ergo das Kommunikationsprotokoll, das beim MCS-Laden verwendet wird. Dieses unterscheidet sich von jenem bei bisherigen CCS-Ladevorgängen.
ABB skizziert die aktuelle Lage wie folgt: „Während MCS-fähige Lkw und Ladegeräte kurz vor der Markteinführung stehen und der MCS-Standard fast fertiggestellt ist, haben sich frühere Implementierungen und Versuche auf Megawattniveau noch auf die für das CCS-Laden verwendeten Kommunikationsmethoden gestützt“. Die Integration der Ethernet-basierten Kommunikation habe den Vorteil, dass sie größere Zuverlässigkeit und nahtlose Interoperabilität für Hochleistungsanwendungen bietet.
Hier wird’s kurz technisch: Bei CCS kommt für die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladegerät ein sogenanntes PLC-basiertes Layer-1-Kommunikationsprotokoll zum Einsatz. PLC steht dabei für Powerline Communication. Die Basis der Kommunikation liefert die ISO-Norm 15118. Bei MCS hat sich die Branche nun auf die oben genannten erweiterten Protokolle der ISO-Norm 15118 geeinigt. Dabei wird zur digitalen Ladekommunikation auf Ethernet gemäß IEEE-Norm 802.3 umgestiegen.
„Unser aktueller MCS-Test mit den neuesten Kommunikationsstandards mit Ethernet bestätigt die Realisierbarkeit und Zuverlässigkeit des MCS-Ladens und markiert den nächsten großen Schritt in Richtung eines robusten, branchenweiten Megawatt-Ladenetzes“, kommentiert Marcel Hessel, Bereichsleiter Ladesysteme & Komponenten bei MAN Truck & Bus. Logistikunternehmen müssten sich darauf verlassen können, dass das Megawattladen vom ersten Tag an zuverlässig funktioniert – „und diese erfolgreichen Tests beweisen, dass MCS bereit ist, dies zu liefern“, so Hessel.
Die Tests fanden bei MAN in München mit einer sogenannten Proof-of-Concept-Ladesäule statt. Also ein vorserielles Gerät auf Basis von ABBs Terra-Plattform. „Mit Ladevorgängen von mehr als 700 Volt und 1.000 Ampere bestätigten die Ergebnisse die Systemstabilität für lang andauerndes Laden mit hoher Leistung – entscheidend für Flottenbetreiber, die auf minimale Ausfallzeiten und maximale Effizienz angewiesen sind“, resümieren die Partner. Technisch ist aus ihrer Sicht also alles bereit.
„Das Erreichen dieses 1.000-Ampere-Meilensteins mit der vollständig standardisierten MCS-Ladeschnittstelle, die auf Ethernet-Kommunikation mit den neuesten Protokollen basiert, war ein großer Erfolg! Dieser Test unterstreicht unsere enge Zusammenarbeit mit MAN und unser gemeinsames Engagement für einen zuverlässigen, wirtschaftlichen und nachhaltigen Verkehr“, betont Christopher Thompson, Leiter des Produktmarketings bei ABB E-Mobility.
MAN Truck & Bus und ABB E-mobility arbeiten schon länger bei MCS-Ladetests zusammen. Dazu hatten beide Seiten Anfang 2024 einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Kurz darauf demonstrierte das Duo vor gut einem Jahr das Megawattladen erstmals öffentlich. Ein MAN eTruck lud dazu an einer Prototyp-Ladesäule von ABB mit besagten 700 Kilowatt und 1.000 Ampere – allerdings noch mit CCS-Kommunikation. Für die Ladezeit der Batterie – von 10 auf 80 Prozent – gab der Nutzfahrzeughersteller damals „rund eine halben Stunde“ an.
Mit Hersteller Scania, der wie MAN zur Traton Gruppe gehört arbeiten die Schweizer Ladespezialisten beim MCS-Laden bekanntlich ebenfalls zusammen. Ziel der Kooperationen ist es, Probleme für die ersten Nutzer von MCS-fähigen Trucks zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund sollenbei den Software- und Interoperabilitätstests mit Fahrzeug und Ladestation potenzielle Fehler erkannt und behoben werden, damit frühzeitig eine zuverlässige Infrastruktur zur Verfügung steht.
Ausgelegt ist das Megawatt Charging System auf eine Ladespannung von bis zu 1.250 Volt und eine Stromstärke von 3.000 Ampere. Das entspricht theoretisch einer Ladeleistung von bis zu 3,75 Megawatt. Zum Vergleich: Heutige Ladesäulen mit dem CCS-Standard (Combined Charging System) können von Pkw und Nutzfahrzeugen genutzt werden und bieten maximal 400 kW Ladeleistung bei 500 Ampere. Anders als bei E-Autos ist die Position des Ladeports an den Fahrzeugen für MCS standardisiert. Der Ladeport wird sich an der linken Fahrzeugseite befinden, in einem Bereich zwischen zwei und 4,80 Metern hinter der Stoßstange. Dort soll er ungefähr auf Hüfthöhe liegen. Diese einheitliche Position soll den Aufbau der Ladeparks vereinfachen. Erste Ladeanlagen-Layouts hatte CharIN bereits beispielhaft gezeigt.
ABB E-mobility und MAN haben nun mehrfach gut 700 kW Ladeleistung mit prototypischer Ladetechnik demonstriert. „Mit der Finalisierung des MCS-Standards werden bereits Ladeleistungen über einem Megawatt möglich sein“, heißt es aus der MAN-Zentrale. Das internationale Standardisierungsverfahren des Megawatt Charging Systems wird voraussichtlich in Kürze abgeschlossen sein. ABB E-mobility und MAN wirken daran im internationalen Industrieverband CharIN mit.
1 Kommentar