Chery plant Produktion in Deutschland – in einem VW-Werk?

Der chinesische Autohersteller Chery steht laut einem Insider kurz vor dem Abschluss eines Deals zur Produktion in einem Werk des Volkswagen-Konzerns in Deutschland. Um welches Werk es dabei geht, wird noch nicht genannt. Die Modelle stehen aber schon fest, sie kommen von der Chery-Volumenmarke Lepas – und sind zum Teil elektrisch.

Lepas L8 beim Marken-Launch
Bild: Chery

Chery bestätigte laut einem Bericht der Automotive News, dass Gespräche über eine Produktion in Deutschland laufen, ohne den Namen Volkswagen zu nennen. Eine mit der Situation vertraute Person hatte gegenüber dem Fachportal angegeben, dass Chery kurz vor einem Vertrag über die Produktion in einem Werk des Volkswagen-Konzerns in Deutschland stehe, um dort Autos für die neue Marke Lepas zu fertigen.

Jede Entscheidung hänge von der Klärung einer Reihe von Fragen ab, sagte Charlie Zhang, Vice President von Chery International, bei der Präsentation der neuen Marke vor einigen Tagem im chinesischen Wuhu. „Wir müssen den Machbarkeitsplan prüfen, denn in Deutschland ist die Situation sehr, sehr kompliziert“, wird Zhang von der Automotive News zitiert. Chery wolle mehr Antworten zu Kosten, Lieferketten, Gewerkschaften und behördlichen Anforderungen.

In der Tarifeinigung im Dezember hat VW zwar bekräftigt, keine Werke in Deutschland schließen zu wollen, für Standorte wie die Gläserne Manufaktur in Dresden und das Werk Osnabrück werden aber Zukunftsperspektive geprüft. Im Januar hatte Reuters schon berichtet, dass auch chinesische Behörden und Autobauer daran interessiert sein sollen, eines er Werke zu übernehmen – aufgrund der höheren Kapazitäten gilt Osnabrück als attraktiver für eine Volumenfertigung als die Gläserne Manufaktur in Dresden, wo rund 6.000 ID.3 pro Jahr gebaut werden. Aber: Die Produktionskosten sind in deutschen VW-Fabriken ein Dauerthema. Ob das mit den Vorstellungen von Chery in Einklang zu bringen ist, bleibt offen.

Lepas soll Dacia Konkurrenz machen

Für die gerade erst vorgestellte Marke Lepas greift Chery auf die bestehenden SUV-Modelle seiner Tiggo-Reihe zurück und passt diese für Lepas und den geplanten, weltweiten Vertrieb leicht an. Die Modelle sollen besonders preisgünstig angeboten werden, die „Auto, Motor und Sport“ spricht von einer neuen Konkurrenz für Renaults Budget-Marke Dacia. Die ersten Modelle für Europa sollen zwei Kompakt-SUV namens Lepas L4 und L6 sowie ein Mittelklasse-SUV sein, das Lepas L8 heißt. Die drei Modelle sollen ab dem kommenden Jahr angeboten werden – mit Elektroantrieb, als Plug-in-Hybrid oder reiner Verbrenner.

Auch wenn noch nicht klar ist, wo genau die Fahrzeuge in Europa gebaut werden sollen, gibt es bei Chery offenbar keine Überlegungen, die Lepas-Modelle in dem Werk Barcelona zu bauen, wo Chery eben den PHEV-SUV Tiggo und Fahrzeuge für die Marken Omoda und Jaecoo fertigt. Die ehemalige Nissan-Fabrik betreibt Chery zusammen mit Ebro. Laut Zhang soll die Produktion dort mit den bestehenden Modellen gesteigert werden. „Wir werden die Produktion bis Ende dieses Jahres wieder in vollem Umfang aufnehmen“, fügte er hinzu. Barcelona verfügt über eine potenzielle Jahreskapazität von 200.000 Fahrzeugen.

Gerade bei der Produktion der Elektro-Versionen in Barcelona und potenziell wohl auch in Deutschland könnte Chery etwas höhere Produktionskosten in Europa wohl verkraften, da das Unternehmen so auch die EU-Sonderzölle umgehen könnte, die bei der Einfuhr von in China gebauten Elektroautos fällig werden. Derzeit fertigt das Werk Barcelona überwiegend in der Semi-Knocked-Down-Arbeitsweise, bei der lackierte Karosserien aus China samt Innenraum in Spanien nur endmontiert werden – mit Aufhängung, Achsen, Antriebsstrang und Rädern.

Wie die Automotive News schreibt, will Chery aber den Anteil der lokalen Produktion bei den Elektroautos von Jaecoo und Omoda erhöhen, „um die EU davon zu überzeugen, dass das Unternehmen nicht versucht, Zölle zu umgehen“. „Ich denke, der Anteil nichtchinesischer Produkte liegt bei über 40 Prozent, und unser Ziel ist es, mindestens 50 Prozent zu erreichen“, sagt Zhang. Als eine Möglichkeit wirft er in den Raum, die Batterien aus anderen Ländern als China zu beziehen.

Chery will noch in diesem Jahr die Autos von Jaecoo und Omoda in 19 europäischen Ländern verkaufen, derzeit sind es sieben. Dabei ist auch die Markteinführung in Deutschland und Frankreich geplant. Laut dem Bericht will Chery noch 2025 auf mehr als 100 Händler in Deutschland kommen.

yahoo.com (Automotive-News-Bericht), prnewswire.com (Markenpräsentation Lepas), auto-motor-und-sport.de

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